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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich ihm das Geschehene mit bloßen Worten nicht mehr erklären, schenkte er mir ein schiefes Lächeln. »Ich möchte mir dieses Mädchen auf einem Drachen ansehen«, meinte er.
    »Weshalb?«
    Er hob die rechte Hand und wackelte vielsagend mit den silbernen Fingerspitzen.
    »Nein.«
    »Hast du Angst?« stichelte er.
    »Wir haben Wache.«
    »Dann eben morgen.«
    »Das ist kein guter Einfall, Narr. Man kann nie wissen, welche Wirkung es auf dich hat.«
    »Genau aus diesem Grund will ich es ja tun. Abgesehen davon bin ich der Narr und habe das Recht auf närrisches Tun.«
    »Nein.«
    »Dann muß ich allein gehen.« Er stieß einen ergebenen Seufzer aus.
    Ich dachte gar nicht daran, nach dem Köder zu schnappen. Einen Augenblick später fragte er mich: »Was weißt du über Krähe, das ich nicht weiß?«
    Ich schaute ihn prüfend an. »Ungefähr soviel, wie sie über dich nicht weiß, das ich weiß.«
    »Aha. Gut geantwortet. Das hätte von mir sein können.« Er nickte beifällig. »Wunderst du dich nicht, weshalb die Kordiale noch nicht wieder versucht hat, uns anzugreifen?«
    »Ist dies deine Nacht, um unangenehme Fragen zu stellen?«
    »In letzter Zeit weiß ich keine anderen.«
    »Ich wiege mich in der Hoffnung, daß Carrods Tod sie geschwächt hat. Es muß ein großer Schock sein, ein Mitglied seiner Kordiale zu verlieren. Fast so schlimm wie ein Geschwistertier.«
    »Und was fürchtest du?« Der Narr kannte kein Erbarmen.
    »Was ich fürchte? Das Schlimmste natürlich. Daß sie Vorbereitungen treffen, um größere Kräfte ins Feld zu führen, gegen die auch Veritas machtlos ist. Daß sie die Gabe einsetzen, um Molly aufzuspüren.« Letzteres fügte ich nur mit größtem Widerstreben hinzu. Meine Angst sagte mir, daß es Unglück brachte, auch nur daran zu denken, geschweige denn, es auszusprechen.
    »Kannst du nicht mit der Gabe eine Warnung zu ihr denken?«
    Als wäre mir das nicht auch schon eingefallen! »Nicht, ohne sie zu verraten. Es ist mir nie gelungen, Burrich mit der Gabe zu erreichen. Manchmal kann ich sie sehen, aber sie bemerken nichts von meiner Anwesenheit. Ich fürchte, allein der Versuch könnte genügen, die Aufmerksamkeit der Kordiale zu erregen. Edel weiß von ihr, doch ich bezweifle, daß er weiß, wo sie sich aufhält. Du hast mir gesagt, selbst Chade wüßte es nicht. Und Edel muß seine Aufmerksamkeit und seine Truppen auf viele Punkte verteilen. Die Marken sind weit entfernt von Farrow, und die Roten Schiffe haben große Umwälzungen im Land verursacht. Gewiß wird er keine Truppen in dieses Chaos entsenden, um eine einzige Frau zu suchen.«
    »Eine Frau und ein Kind aus dem Geschlecht der Weitseher«, erinnerte mich der Narr. »Fitz, ich spreche nicht, um dir Kummer zu bereiten, sondern um dich zu warnen. Ich habe seinen Haß auf dich in mir gespürt. In der Nacht, als sie mich in ihrer Gewalt hatten...« Er schluckte, und seine Augen blickten ins Leere. »Ich habe mich bemüht, es zu vergessen. Wenn ich an diese Erinnerungen rühre, dann brennen sie in mir wie ein Gift, von dem ich mich nicht zu reinigen vermag. Ich habe Edels innerstes Wesen in mir gespürt. Haß auf dich windet sich in ihm wie Maden in verfaultem Fleisch.« Er schüttelte sich vor Ekel. »Der Mann ist wahnsinnig. Er schreibt dir jeden verbrecherischen Ehrgeiz zu, den sein krankes Hirn auszubrüten vermag. Deine Alte Macht betrachtet er mit Abscheu und Grauen. Er kann sich nicht vorstellen, daß du bei allem, was du tust, nur die Absicht hast, Veritas zu helfen. In seiner verdrehten Vorstellung hast du, seit du nach Bocksburg gekommen bist, nichts anderes im Sinn gehabt, als ihm zu schaden. Er glaubt, du und Veritas, ihr wolltet in den Bergen nicht die Uralten suchen, damit sie die Marken retten, sondern ein Artefakt der Gabe oder eine geheime Macht, um ihn zu vernichten. Er glaubt, er hat gar keine andere Wahl, als euch zuvorzukommen, zu finden, was immer es sein mag, wonach ihr sucht, und es gegen euch einzusetzen. Dafür bietet er all seine Entschlossenheit und all seine Ressourcen auf.«
    Ich lauschte dem Narren in starrem Entsetzen. Seine Augen besaßen den glasigen Blick eines Mannes, der sich an Folterqualen erinnert. »Warum hast du nicht schon früher mit mir darüber gesprochen?« fragte ich behutsam, als er kurz innehielt, um Atem zu holen.
    Er schaute an mir vorbei. »Ich denke nicht gerne daran.« Ein Frösteln packte ihn. »Sie hausten in meinem Bewußtsein wie böse, niederträchtige Kinder. Sie

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