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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Edel und die Roten Korsaren. Nach einer Weile spürte ich, wie sie ruhiger wurde und merkte, daß weniger meine Worte sie getröstet hatten als der Strom der Alten Macht. Was ich für sie empfand, hatte sich mit den Gefühlen des Wolfs vermischt. Es hüllte uns alle ein, sanfter als die Gabe, warm und natürlich. Kettricken war in meinem Herzen wie in meinen Armen, und Nachtauge drückte sich an sie und sagte ihr, er werde sie beschützen und seine Beute mit ihr teilen; sie brauchte nichts zu fürchten, das Zähne hatte, denn wir wären Clan; wir wären Rudelgefährten und würden es immer sein.
    Kettricken war es schließlich, die sich aus der Umarmung löste. Mit einem letzten stockenden Seufzer trat sie zurück, hob die Hand und wischte sich über die Wangen. »O Fitz«, sagte sie unendlich traurig. Das war alles. Ich stand da und spürte die kalte Verlassenheit, wo eben noch die Wärme menschlicher Nähe und Zuneigung gewesen waren. Ein Gefühl des Verlustes durchzuckte mich wie ein scharfer Schmerz, und dann wurde mir kalt, als ich den Ursprung dieses Gefühls erkannte. Das Mädchen auf dem Drachen hatte unsere Umarmung geteilt, durch uns für einen flüchtigen Augenblick in ihrer Einsamkeit getröstet. Als wir uns jetzt trennten, erhob sich aufs neue das ferne, unendlich traurige Klagen des Steins, lauter und deutlicher als zuvor. Ich wollte leichtfüßig von dem Postament hinunterspringen, doch als ich unten aufkam, knickte ich ein und wäre fast gestürzt. Auf irgendeine Art hatte diese Vereinigung mir Kraft entzogen. Es war beunruhigend, aber ich ließ mir mein Unbehagen nicht anmerken, während ich Kettricken schweigend zurück zum Lager begleitete.
    Ich kam gerade zur rechten Zeit, um Krähe abzulösen. Sie und Kettricken gingen in die Jurte, nachdem sie versprochen hatten, mir den Narren hinauszuschicken. Der Wolf warf mir einen Entschuldigung heischenden Blick zu und folgte Kettricken. Ich versicherte ihm, das sei ganz in meinem Sinne. Wenig später kam der Narr zum Vorschein. Er rieb sich mit der linken Hand den Schlaf aus den Augen; die rechte trug er leicht angewinkelt an der Brust. Er hockte sich mir gegenüber auf einen Stein, während ich die Fleischstücke prüfte, um zu sehen, welche gewendet werden mußten. Eine Weile schaute er mir schweigend zu, dann beugte er sich vor und hob mit der rechten Hand ein Stück Feuerholz auf. Ich hätte ihn davon abhalten sollen, doch meine Neugier war zu groß.
    »Ruhig und wunderschön«, berichtete er. »Mehr als vierzig Jahre des Wachsens, Winter und Sommer, Sturm und Sonnenschein. Und davor als Nuß an einem anderen Baum. Und so setzt sich die Kette fort in die Vergangenheit, weiter und weiter zurück. Ich glaube nicht, daß ich von natürlichen Dingen viel zu befürchten habe, nur von solchen, die von Menschenhand geschaffen wurden. Sie sind zu mannigfach verzweigt. Aber Bäume, glaube ich, werden angenehm zu berühren sein.«
    »Krähe hat gesagt, du sollst nichts anfassen, das lebt« erinnerte ich ihn.
    »Krähe hat gut reden. Sie muß nicht damit leben. Ich muß wissen, welche Beschränkungen mir auferlegt sind. Je schneller ich herausfinde, was ich mit meiner rechten Hand tun kann und was nicht, desto besser.« Er grinste verschlagen, und seine Gebärde ließ an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig.
    Ich schüttelte den Kopf, mußte aber trotz allem lachen.
    Der Narr stimmte in mein Lachen ein. »Ach, Fitz«, sagte er einen Augenblick später mit ruhiger Stimme, »du ahnst nicht, wieviel es mir bedeutet, daß ich dich immer noch zum Lachen bringen kann. Dann wird auch mir wieder leichter ums Herz.«
    »Mich wundert, daß du überhaupt noch scherzen kannst.«
    »Wenn man die Wahl hat zwischen Lachen und Weinen, kann man sich ebensogut für das Lachen entscheiden«, erwiderte er, betrachtete mich mit einem abwägenden Seitenblick und fragte dann: »Ich habe gehört, wie du aus der Jurte gegangen bist, und während du fort warst, habe ich etwas – gefühlt. Wohin bist du gegangen?«
    Ich schwieg nachdenklich. »Das Gabenband zwischen uns scheint stärker zu werden, statt schwächer. Ich halte das nicht für gut.«
    »Die Elfenrinde ist aufgebraucht. Vor zwei Tagen habe ich den letzten Becher getrunken. Gut oder schlecht, so ist es halt. Nun erzähl mir, was geschehen ist.«
    Weshalb hätte ich mich weigern sollen? Der Narr unterbrach mich einige Male, um Fragen zu stellen, von denen ich nur wenige beantworten konnte. Als er merkte, deutlicher konnte

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