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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zerschlugen, was sie nicht begreifen oder nicht gebrauchen konnten. Ich konnte nichts vor ihnen verbergen. Doch sie hatten gar kein Interesse an mir. Ich galt ihnen weniger als ein Hund. Sie entbrannten in Zorn, als sie herausfanden, daß ich nicht du war. Fast hätten sie mich in ihrer wütenden Enttäuschung ausgelöscht. Dann überlegten sie, wie sie mich als Werkzeug gebrauchen könnten.« Er hustete. »Wäre dieser Gabensturm nicht gekommen...«
    Ich hatte das eigenartige Gefühl, eine von Chades Lektionen nachzusprechen, als ich sagte: »Ich werde sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. Sie können dich nicht so vollkommen in ihre Gewalt gebracht haben, ohne viel von sich selbst preiszugeben. Ich bitte dich, denk zurück und berichte mir alles, woran du dich erinnern kannst.«
    »Du würdest nicht darum bitten, wenn du wüßtest, was du verlangst.«
    Ich hätte ihm auseinandersetzen können, daß kaum einer es besser wußte als ich, aber das stand jetzt nicht zur Debatte. Er sollte in Ruhe überlegen und sich entscheiden können. Der Morgen dämmerte, und ich war gerade von einem Rundgang um unser Lager zurückgekehrt, als er wieder zu sprechen begann.
    »Da waren Gabenbücher, von denen niemand etwas wußte. Bücher und Schriftrollen, die Galen aus Solizitas’ Gemächern mitgehen ließ, als sie im Sterben lag. Das Wissen, das sie enthielten, war ausschließlich für einen Meister der Gabe bestimmt, und einige bewahrten ihre Geheimnisse sogar mit raffinierten Schlössern. Galen hatte viele Jahre Zeit, diese Schlosser zu knacken. Ein Schloß ist nur für den ehrlichen Mann ein Hindernis, mußt du wissen. Galen fand in diesen Aufzeichnungen vieles, was er nicht verstand, doch es gab auch Listen mit den Namen derer, die in der Gabe unterwiesen worden waren. Galen suchte alle auf, die er finden konnte und fragte sie aus. Dann räumte er sie aus dem Weg, damit nicht andere ihnen die gleichen Fragen stellen konnten wie er. Davon abgesehen fand Galen noch manches andere in den Schriften. Wie man lange und bei guter Gesundheit leben kann. Wie man mit der Gabe Schmerz zufügt, ohne das Opfer auch nur zu berühren. Doch in der ältesten Schriftrolle entdeckte er Hinweise auf eine geheimnisvolle Macht, die in den Bergen auf einen Kundigen wartet, der stark genug in der Gabe ist, sie sich zu eigen zu machen. Wenn es Edel gelingen würde, sich die Herrschaft über das Bergreich zu erschleichen, könnte er sich in den Besitz dieser Macht bringen und unüberwindlich sein. Um das zu erreichen, warb er für Veritas um Kettricken, jedoch lag es keineswegs in seiner Absicht, daß diese Verbindung je zustande kommen sollte. Vielmehr wollte er nach dem plötzlichen Ableben seines Bruders an dessen Stelle treten und sich ihr anvermählen, der Thronfolgerin des Bergreichs.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich. »Die Berge sind reich an Bernstein und Pelzen und...«
    »Nein, nein.« Der Narr schüttelte den Kopf. »Damit hatte es überhaupt nichts zu tun. Galen war nicht dumm genug, Edel alles, was er wußte, auf die Nase zu binden, denn dann hätte er ihn nicht mehr lenken können. Aber du kannst sicher sein, nach Galens Tod hat Edel sich sofort die Schriftrollen und Bücher angeeignet und sich darangemacht, sie zu studieren. Er ist kein Meister der älteren Sprachen, und er hat es nicht gewagt, andere um Rat zu fragen, damit sie nicht das Geheimnis vor ihm entdeckten; doch zu guter Letzt hatte er es ausklamüsert und war entsetzt. Denn mittlerweile hatte er fleißig daran gearbeitet, Veritas in die Berge zu entsenden, wie er hoffte, auf Nimmerwiedersehen. Er fand heraus, daß die Macht, zu der Galen ihm hatte verhelfen wollen, die Macht über die Uralten war. Sofort argwöhnte er, daß Veritas sich mit dir verschworen hätte, um sich in den Besitz dieser Macht zu bringen. Wie konnte er es wagen, den Schatz stehlen zu wollen, der ihm, Edel, zustand! Wie konnte er es wagen, ihn, Edel, zum Narren zu machen!« Der Narr lächelte schwach. »In Edels Vorstellung ist die Macht über die Uralten sein Geburtsrecht, und ihr versucht, es ihm zu rauben. Er glaubt, er verteidigt Recht und Gerechtigkeit, wenn er alles daransetzt, euch zu töten.«
    Ich nickte vor mich hin. Alles paßte. Jeder Mosaikstein war an seinem Platz, und ich stand vor einem erschreckenden Bild. Ich hatte gewußt, daß Edel krankhaft ehrgeizig war. Ich hatte gewußt, daß er davon besessen war, alles und jeden unter seine Kontrolle zu bringen. Ich war eine doppelte Gefahr

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