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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erinnerte mich an Listenreich, dem ich Kraft gespendet hatte für ein Lebwohl an seinen Sohn. Und wie Justin und Serene sich an ihm festgesaugt und sein Leben aufgezehrt und ihn getötet hatten. Wie er gestorben war – eine Luftblase, die zerplatzt. Ein verglimmender Funke.
    VERITAS! Ich stürzte mich auf ihn, umschlang und stützte ihn, wie er es bei unseren Gabenkontakten oft für mich getan hatte. Nimm Kraft von mir, befahl ich und öffnete mich ihm. Ich zwang mich, an die Wirklichkeit seiner Hand auf meiner Schulter zu glauben, stellte mir vor, wie es sich angefühlt hatte, wenn er oder Listenreich mich als Born benutzt hatten. Die Flamme, die Veritas war, loderte hoch auf und brannte dann hell und stetig.
    Genug, warnte er mich und fügte, fühlbar gekräftigt hinzu: Sei vorsichtig, Junge!
    Nein, keine Sorge, ich bin stark genug, beruhigte ich ihn und ließ ihm weiter Kraft zufließen.
    Genug! wiederholte er bestimmt und löste sich von mir. Der Eindruck war, als träten wir beide einen Schritt zurück und musterten uns gegenseitig. Seinen Körper konnte ich nicht sehen, doch ich spürte seine unsägliche Müdigkeit. Es war nicht die gesunde Erschöpfung am Ende eines arbeitsreichen Tages, sondern die dumpfe Mattigkeit endloser Plackerei, bei viel zu wenig Nahrung und viel zu wenig Schlaf. Ich hatte ihm Kraft gegeben, aber nicht Gesundheit, und die von mir bezogene Stärke würde bald verbraucht sein, denn sie hielt ebensowenig vor wie die aufputschende Wirkung von Elfenrinde.
    Wo bist du? fragte ich ihn.
    In den Bergen, gab er unwillig Auskunft. Es ist gefährlich, mehr zu sagen. Wir sollten überhaupt nicht von der Gabe Gebrauch machen. Man könnte versuchen, uns zu belauschen.
    Trotz seiner Warnung brach er die Verbindung nicht ab, und ich wußte, er war nicht weniger begierig darauf, Fragen zu stellen, als ich. Ich überlegte, was ich preisgeben durfte. Zwar spürte ich nicht die Anwesenheit eines Dritten, aber konnte ich sicher sein zu bemerken, falls man uns bespitzelte? Lange Augenblicke bestand unser Kontakt nur aus dem Bewußtsein der Gegenwart des anderen. Dann ermahnte Veritas mich streng: Du mußt vorsichtiger sein, sonst beschwörst du Gefahr auf dich herab. Aber du sollst wissen, daß ich mich neu gestärkt fühle. Ich habe lange die Berührung eines Freundes vermißt.
    Dann ist das Wagnis gerechtfertigt, wie groß es auch sei. Ich zögerte, aber ich konnte den Gedanken nicht zurückhalten. Mein König, da ist etwas, das ich tun muß. Doch wenn es getan ist, werde ich mich auf die Suche nach Euch machen.
    Ich empfing etwas von ihm, eine überwältigende Dankbarkeit. Ich hoffe, ich werde immer noch hier sein, wenn du kommst. Dann, fast im Ton des alten Veritas: Nenne keine Namen, bediene dich der Gabe nur, wenn es sein muß. Sanfter Sei auf der Hut, Junge, sei auf der Hut. Sie kennen keine Gnade
    Dann spürte ich ihn nicht mehr.
    Er hatte die Verbindung gekappt. Ich hoffte, wo immer er sein mochte, daß er die Kraft, die ich ihm gegeben hatte, benutzte, um etwas zu essen zu finden oder einen sicheren Platz zum Schlafen. Er hatte mir den Eindruck eines gejagten Tieres vermittelt, immer wachsam, immer hungrig. Gehetztes Wild, wie ich. Und da war noch etwas anderes gewesen. Eine Verletzung, Fieber? Ich lehnte mich zurück und spürte, daß ich am ganzen Leib zitterte. Aus Erfahrung wußte ich, daß es besser war, nicht gleich aufzustehen. Einfach nur von der Gabe Gebrauch zu machen schwächte mich, und diesmal hatte ich mich Veritas geöffnet und ihm freigebig von meiner Kraft gespendet. In ein paar Minuten, wenn das Zittern nachließ, würde ich aufstehen und mir Elfenrindentee aufbrühen, zur Stärkung. Vorläufig aber blieb ich sitzen und hing meinen Gedanken nach.
    Im letzten Herbst hatte Veritas Bocksburg verlassen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. König Listenreich hatte noch gelebt, Veritas’ Gemahlin hatte gerade erfahren, daß sie gesegneten Leibes war. Er war zu einer Queste aufgebrochen. Seit drei Jahren suchten die Roten Korsaren unsere Küsten heim, und alle Bemühungen, sie zu vertreiben, waren erfolglos geblieben. Also zog Veritas, König-zur-Rechten der Sechs Provinzen, aus, um in den Bergen nach unseren geheimnisvollen Verbündeten zu suchen, den Uralten, von denen nur die Sage kündete. Es hieß, in alter Zeit wäre König Weise zu ihnen gegangen, und sie hätten ihm gegen einen ähnlichen Feind beigestanden. Sie hatten auch versprochen wiederzukehren, sollten wir ihrer Hilfe

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