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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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je wieder bedürfen. Deshalb hatte Veritas Thron und Weib und Königreich verlassen, um sie zu suchen und an ihr Versprechen zu erinnern. Sein betagter Vater, König Listenreich, blieb zurück, ebenso sein jüngerer Bruder, Prinz Edel. Kaum hatte Veritas den Rücken gekehrt, begann Edel gegen ihn zu intrigieren. Er hofierte die Inlandprovinzen und war taub für die Hilfeersuchen der Küstenherzöge. Ich hatte ihn im Verdacht, der Urheber der geflüsterten Schmähreden zu sein, die Veritas’ Vorhaben verhöhnten und ihn als einen verantwortungslosen Narren, wenn nicht gar als einen Verrückten darstellten. Die Kordiale von Gabenkundigen, die ausersehen war, Veritas zu unterstützen, war längst von Edel korrumpiert und für seine Zwecke eingespannt worden. Er benutzte sie, um zu verkünden, Veritas habe auf dem Weg in die Berge den Tod gefunden und erklärte sich selbst zum König-zur-Rechten. Seinen siechen Vater konnte er nach Belieben manipulieren. Edel hatte erklärt, er wolle den Hof ins Binnenland verlegen und Bocksburg mehr oder weniger der Gnade der Roten Korsaren ausliefern. Als er verkündete, König Listenreich und Veritas’ Gemahlin, Königin Kettricken, müßten ihn begleiten, hatte Chade entschieden, daß es Zeit war zu handeln. Wir wußten, Edel duldete niemanden zwischen sich und dem Thron. Um ihm zuvorzukommen, schmiedeten wir den Plan, beiden die Flucht zu ermöglichen, und zwar an demselben Abend, den er gewählt hatte, um sich selbst zum König-zur-Rechten zu krönen.
    Es wurde ein Fiasko. Die Küstenprovinzen standen kurz davor, sich gegen Edel zu erheben. Sie hatten versucht, mich für ihre Sache zu gewinnen, und ich war darauf eingegangen, in der Hoffnung, Veritas Bocksburg als Stützpunkt zu erhalten. Bevor es uns gelang, König Listenreich aus seinen Gemächern zu schmuggeln, hatten zwei Mitglieder der Kordiale ihn getötet. Nur Kettricken gelang die Flucht, und obwohl ich die beiden Königsmörder erschlug, wurde ich selbst eingekerkert, gefoltert und für schuldig befunden, die Alte Macht ausgeübt zu haben. Prinzessin Philia, meines Vaters Gemahlin und Witwe, hatte für mich um Gnade gebeten, doch ohne Erfolg. Hätte Burrich mir nicht Gift zugespielt, hätte man mich über Wasser aufgehängt und verbrannt. Das Gift versetzte mich in den Zustand des Scheintods. Während meine Seele in Nachtauges Körper überdauerte, hatte Philia sich meinen Leichnam erbeten und ihn bestattet. Ohne daß sie es ahnte, gruben Burrich und Chade mich wieder aus, sobald es gefahrlos möglich war.
    Ich kniff die Augen zusammen, blinzelte und wandte den Blick von den Flammen ab. Das Feuer war heruntergebrannt, Sinnbild meines Lebens – auch das lag als tote Asche hinter mir. Nie würde es mir gelingen, die Frau zurückzugewinnen, die ich liebte. Molly hielt mich für tot, und zweifellos gedachte sie meiner mit Abscheu, seit sie von meinem Umgang mit der Alten Macht wußte. Davon abgesehen hatte sie mich schon verlassen, bevor mein Leben in Scherben fiel. Ich kannte sie, seit wir Kinder gewesen waren und zusammen in den Straßen und Gassen von Burgstadt gespielt hatten. Für sie war ich Neuer, oben aus der Burg, ein Stallbursche oder Famulus eines Schreibers. Erst nachdem sie ihr Herz an mich verloren hatte, fand sie heraus, daß ich der Bastard war, der illegitime Sohn, der Chivalric gezwungen hatte, auf die Thronfolge zu verzichten. Als sie es entdeckte, hätte ich sie beinahe verloren, aber ich konnte sie überreden, mir zu vertrauen, an mich zu glauben, und fast ein Jahr lang hielten wir aneinander fest, aller Widrigkeiten zum Trotz. Wieder und wieder war ich gezwungen gewesen, die Vasallenpflicht meinem König gegenüber höher zu stellen als meine eigenen Wünsche. Der König verweigerte mir die Erlaubnis zu heiraten – Molly nahm es hin. Er zwang mich, einer anderen den Hof zu machen – sie nahm es hin. Sie wurde bedroht und verhöhnt als »des Bastards Hure« – sie mußte es dulden. Ich konnte sie nicht beschützen. Unerschütterlich hatte sie alles ertragen, bis sie mir eines Tages schlicht und einfach sagte, es gäbe nun jemand anderen in ihrem Leben, jemanden, den sie liebte und über alles stellte, wie ich meinen König. Und sie war gegangen. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen. Ich konnte mich nur nach ihr sehnen.
    Ich schloß die Augen. Ich war müde, ausgelaugt. Und Veritas hatte mich gewarnt, nicht öfter von der Gabe Gebrauch zu machen als unbedingt nötig. Sollte ich es wagen, den Versuch

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