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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er, verzweifelt bemüht sich zu halten, hinunter und landete dicht hinter dem Platz des Mädchens auf dem Drachenrücken. Sein Kopf schlug gegen ihre Schulter. Offenbar halb benommen, klammerte er sich an ihr fest und blieb sitzen.
    Burl hob sein Schwert zu einem zweiten Hieb, mit dem er leicht dem Narren das Bein hätte abschlagen können, aber lautlos wie der Haß, setzte der Wolf auf das Postament hinauf und stürzte sich auf Burl. Ich war noch ein Stück entfernt, als ich sah, wie Nachtauges Gewicht Burl gegen Mädchen-auf-einem-Drachen schleuderte. Burl fiel auf die Knie. Sein Schwert verfehlte den Narren und schlug wieder gegen die smaragdgrüne Schuppenhaut des Drachen. Wellen aus Farbe liefen um dieses Klirren von Metall auf Stein auseinander, wie die Wellen, die sich ausbreiten, wenn man einen Stein ins Wasser wirft.
    Ich erreichte den Sockel, als Nachtauge Burl von hinten packte, zwischen Schulter und Hals. Burl schrie. Seine Stimme kippte in einen schrillen Diskant. Er ließ sein Schwert fallen und griff mit beiden Händen nach dem Kopf des Wolfs. Nachtauge schüttelte ihn wie ein Kaninchen, dann stemmte er die Vorderpfoten gegen Burls breiten Rücken und biß fester zu.
    Manchmal geschehen Dinge zu schnell, um ihnen beim Erzählen Gerechtigkeit widerfahren lassen zu können. Ich spürte Will hinter mir, gleichzeitig stürzte plötzlich Blut in einer purpurnen Kaskade über Burls Schulter. Nachtauge hatte die Schlagader an seinem Hals durchgebissen, und das Leben schoß in sprudelnden Fontänen aus ihm heraus.
    Für dich, mein Bruder! teilte Nachtauge dem Narren mit. Dies ist für dich! Er ließ den Mann nicht los, sondern schüttelte ihn wieder und wieder. Das Blut schäumte hervor wie ein Springquell, während Burl sich fahrig zu wehren versuchte, ohne zu wissen, daß er bereits tot war. Blut lief an der schimmernden Haut des Drachen hinunter und sammelte sich in den Rillen, die der Narr bei seinen Versuchen, Mädchen-auf-einem-Drachen zu befreien, in den Stein gemeißelt hatte. Dort fing es an zu brodeln und zu dampfen und fraß sich in den Fels wie kochendes Wasser in einen Klumpen Eis. Die Schuppen und Krallen der Hintertatzen kamen zum Vorschein und der letzte Teil des peitschenähnlichen Schweifs. Und als Nachtauge endlich von Burls leblosem Körper abließ, breitete der Drache die Schwingen aus.
    Mädchen-auf-einem-Drachen erhob sich in die Lüfte, wie sie sich so lange bemüht hatte, es zu tun. Leicht stieg sie empor, wie schwerelos, und der Narr wurde mit davongetragen. Ich sah, wie er sich vorbeugte und die Arme um die schlanke Taille des Mädchens schlang, das vor ihm saß. Sein Gesicht war von mir abgewandt, aber ich konnte einen Blick auf die leeren Augen und stillen Züge der jungen Frau werfen. Vielleicht konnten ihre Augen sehen, aber sie war so wenig ein eigenständiges Wesen wie Schweif oder Flügel des Drachen, sondern wie diese nur ein weiterer Körperteil, an den der Narr sich klammerte, während sie sich höher und höher in den Himmel schraubten.
    Ich war Zeuge all dessen, aber nicht weil ich stehenblieb und schaute. Ich sah die Ereignisse in einzelnen Bildern und durch die Augen des Wolfs. Mein Blick galt Will, der von hinten angelaufen kam, die blanke Klinge in der Faust. Ich zog Veritas’ Schwert und stellte fest, daß man länger brauchte, um es aus der Scheide freizubekommen, als ich es von dem Kurzschwert her gewöhnt war.
    Die Stärke von Wills Gabe traf mich mit der Gewalt einer Brandungswoge, gerade als ich das Schwert hob, um einem Angriff zu begegnen. Ich taumelte und schloß meine Schutzwehren. Diese erste Angriffswelle bestand nicht allein aus Furcht, sondern aus besonderen Schmerzen, eigens für mich zusammengestellt. Ich spürte wieder das Knirschen meiner gebrochenen Nase und fühlte die weiße Glut der aufgeschlitzten Wange, auch wenn sich daraus kein Blutschwall über meine Brust ergoß wie damals. Einen endlos nachhallenden Herzschlag lang konnte ich nichts anderes tun, als meine Mauern gegen diesen übermächtigen Schmerz aufrechterhalten. Das Schwert in meiner Hand war plötzlich schwer wie Blei. Die Spitze senkte sich unaufhaltsam dem Boden entgegen.
    Burls Tod war meine Rettung. Als Nachtauge den leblosen Körper fallen ließ, sah ich diesen Tod gegen Wills Bewußtsein anbranden. Fast schlossen sich seine Augen unter dem Anprall. Das letzte Mitglied der Kordiale war gegangen. Will schrumpfte plötzlich, nicht nur, weil Burls Gabe ihn nicht länger stützte,

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