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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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in mir. Und würde sie alles von mir in sich aufnehmen, wäre es noch nicht genug.«
    Ich sagte nicht: »Das weiß ich.« Ich sagte auch nicht, daß ich es die ganze Zeit schon vermutet hätte. Zu guter Letzt hatte ich doch etwas von Merle Vogelsang gelernt. Ich schwieg eine Weile mit ihm gemeinsam. Dann sagte ich: »Nachtauge und ich werden zwei Jeppas holen. Wenn ich wiederkomme, sollten wir schleunigst unsere Sachen packen und uns davonmachen. Ich habe nicht gesehen, daß Veritas sich auf etwas gestürzt hätte. Das könnte bedeuten, Edels Soldaten sind noch weit entfernt. Aber ich möchte lieber kein Risiko eingehen.«
    Der Narr nickte kurz. »Das ist weise. Für diesen Narren ist es an der Zeit, weise zu sein. Wenn du wiederkommst, werde ich dir packen helfen.«
    Mir kam zu Bewußtsein, daß ich noch immer Veritas’ Schwert in der Hand trug. Ich nahm das schmucklose Kurzschwert ab und ersetzte es durch die Klinge, die Hod für Veritas geschmiedet hatte. Sie hing mir ungewohnt schwer an der Seite. Das Kurzschwert reichte ich Narren. »Möchtest du es haben?«
    Er sah mich verwundert an. »Wozu? Ich bin ein Narr, kein Schlagetot. Ich habe nie gelernt, mit so etwas umzugehen.«
    Ich ließ ihn allein, damit er Abschied nehmen konnte, Als wir den Kessel verließen und den Weg zu den Wäldern einschlugen, wo wir die Jeppas zum Äsen zurückgelassen hatten, hob der Wolf die Nase und schnüffelte.
    Nichts mehr übrig von Carrod außer einem üblen Geruch, bemerkte er, als wir in der Nähe des Leichnams vorbeikamen.
    »Wahrscheinlich hätte ich ihn beerdigen sollen«, sagte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm.
    Eine überflüssige Mühe, Fleisch zu vergraben, das bereits verfault ist, lautete Nachtauges Kommentar.
    Wie immer überlief mich ein leichter Schauder, als wir den Pfeiler passierten. Wir fanden unsere Jeppas auf einer Hügelwiese, und sie waren viel weniger geneigt, sich einfangen zu lassen, als ich erwartet hatte. Nachtauge hatte als einziger Freude daran, sie zusammenzutreiben. Ich suchte mir das Leittier aus und noch ein weiteres, doch als ich mich mit ihnen entfernte, kamen die übrigen hinterher, wie nicht anders zu erwarten; aber ich hatte wider alle Vernunft gehofft, die anderen würden zurückbleiben und verwildern. Die Vorstellung, mich auf dem ganzen Weg nach Jhaampe um sechs Jeppas kümmern zu müssen, erfüllte mich mit wenig Begeisterung. Als ich sie an dem Pfeiler vorbei- und in den Steinbruch hinunterführte, kam mir ein ganz neuer Gedanke.
    Wer sagte, daß ich nach Jhaampe zurückkehren mußte?
    Die Jagdgründe hier sind so gut wie überall sonst.
    Wir müssen auch an den Narren denken.
    Ich würde ihn nicht hungern lassen!
    Und im Winter?
    Im Winter... Er ist in Gefahr!
    Nachtauge wartete nicht auf mich. Er stürmte davon, ein grauer Strich dicht über dem Boden. Ich ließ meine Jeppas stehen und folgte ihm so schnell ich konnte. Die Nase des Wolfs meldete mir die Witterung eines Menschen, und im nächsten Augenblick hatte er Burl erkannt, noch bevor er den Ort des Geschehens erreichte.
    Der Narr war bei Mädchen-auf-einem-Drachen geblieben, und dort hatte Burl ihn gefunden. Er mußte sich ihm lautlos genähert haben, denn der Narr war nicht leicht zu überrumpeln. Vielleicht hatte seine Besessenheit mit der Drachenreiterin ihn unvorsichtig gemacht. Wie auch immer, Burl hatte die Gelegenheit genutzt. Blut lief am Arm des Narren hinunter und tropfte von seinen Fingerspitzen. An den verwischten Abdrücken konnte man seinen Weg an dem Drachen hinauf verfolgen; als ich hinzukam, stand er auf den Schultern des Mädchens und klammerte sich mit einer Hand am Unterkiefer des Drachen fest. In der anderen Hand hielt er sein Messer. Er starrte grimmig auf Burl hinunter, der auf das Postament gestiegen war und nun versuchte, den Drachen selbst zu erklimmen, um den Narren mit der Hand und mit der Gabe zu berühren. Die glasglatte Schuppenhaut ließ seine Bemühungen scheitern. Nur jemand, der so leicht und gelenkig war wie der Narr, hatte sich zu dem Punkt hinaufarbeiten können, wo er sich gerade so eben außerhalb von Burls Reichweite befand. Ergrimmt zog Burl sein Schwert und führte einen Streich nach dem Fuß des Narren. Die Spitze verfehlte das Ziel, wenn auch nur um Haaresbreite, und die Klinge prallte gegen den Rücken des Mädchens. Der Narr stieß einen Schrei aus, als hätte der Hieb ihn getroffen, und er versuchte sich weiter nach oben zu ziehen. Ich sah die blutige Hand abgleiten, dann rutschte

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