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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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du je erlebt, daß einer von ihnen in einem Gasthaus bezahlt, was er verzehrt hat?«
    Ich runzelte die Stirn. Als Listenreich König gewesen war, hatten seine Soldaten oder Steuereinnehmer nichts für sich beansprucht, ohne eine angemessene Entschädigung zu leisten. Offenbar glaubte Lord Vigilant, solche Rücksicht nicht nötig zu haben. Aber die Worte des Alten erinnerten mich auch an meine eigenen Manieren.
    »Erlaubst du mir, dich zu einem Trunk einzuladen, Harfner Josh? Und auch deine Begleiterinnen?«
    »Nanu?« Er hob verwundert die Augenbrauen. »Dir ist das Geld leid, um deinen Hunger zu stillen, aber du gibst es bereitwillig her, um Fremden die Krüge zu füllen?«
    »Schande über einen Fürsten, der dem Gesang lauscht und die Sänger dürsten läßt«, erwiderte ich höflich.
    Die Mädchen wechselten hinter Joshs Rücken einen Blick, und Imme fragte mich in spöttischem Ton: »Und wann seid Ihr zuletzt ein Fürst gewesen, junger Herr?«
    Im ersten Augenblick wußte ich nicht, was ich antworten sollte. »Es ist nur so eine Redensart«, brachte ich schließlich unbeholfen heraus. »Aber ich will euch die Freude, die mir eure Lieder bereitet haben, gern vergelten so gut ich kann, besonders, wenn ich als Dreingabe von euch erfahre, was es an Neuigkeiten gibt. Ich bin auf dem Weg den Fluß hinauf. Wißt ihr vielleicht, wie es weiter oben aussieht?«
    »Nein, wir gehen in deine Richtung«, warf das jüngere Mädchen lebhaft ein. Sie mochte vielleicht vierzehn Jahre alt sein und hatte leuchtende blaue Augen. Ich sah, wie Imme ihr bedeutete zu schweigen. Sie übernahm die Vorstellung.
    »Wie du bereits weißt, ist dies Josh, der Harfner, und ich bin Imme. Meine Cousine heißt Melisma. Und dein Name ist...?«
    Zwei Schnitzer in einer kurzen Unterhaltung. Erstens, zu reden, als wohnte ich noch am Königshof und hätte fahrende Sänger zu bewirten; zweitens, keinen Namen parat zu haben. Es dauerte viel zu lange, bis ich endlich hervorstieß: »Cob.« Und dann fragte ich mich, während mir ein kalter Schauer über den Rücken lief, weshalb ich auf den Namen eines Mannes verfallen war, den ich gekannt und getötet hatte.
    »Nun – Cob«, Imme machte eine Pause, bevor sie den Namen aussprach, wie ich es getan hatte, »wir haben möglicherweise ein, zwei Neuigkeiten zu berichten, und ein Trunk wäre uns willkommen, ob du nun ein vertriebener Fürst bist oder nicht. Und wen, hoffst du denn, haben wir nicht auf der Straße nach dir Ausschau halten gesehen?«
    »Wie bitte?« fragte ich verwirrt und hob meinen leeren Krug, um die Aufmerksamkeit des Schankburschen auf mich zu lenken.
    »Er ist ein entlaufener Famulus, Vater«, erklärte Imme mit großer Entschiedenheit. »Er trägt einen Federkasten an seinem Bündel, aber sein Haar ist lang, und er hat nicht das kleinste Fleckchen Tinte an den Fingern.« Sie lachte über die Bestürzung auf meinem Gesicht, ohne den wahren Grund zu ahnen. »Schau nicht so erstaunt – Cob, wir sind Vaganten. Wenn wir nicht singen, halten wir Ausschau nach irgend etwas, woraus sich vielleicht ein Lied machen läßt. Es ist nur natürlich, daß uns so schnell nichts entgeht.«
    »Ich bin kein Famulus, der seinem Meister weggelaufen ist«, entgegnete ich ruhig, aber was sollte ich sagen, wer ich war? Ich hatte versäumt, mir einen Lebenslauf zurechtzulegen, um auf Fragen wie ihre glaubwürdig antworten zu können. Chade hätte mir für diesen Patzer mit dem Rohrstock auf die Finger geschlagen!
    »Und wenn, es kümmert uns nicht, Junge«, tröstete mich Josh. »Wie auch immer, wir haben unterwegs kein Gezeter von zornigen Schreibern gehört, die nach verlorengegangenen Schülern suchen. Heutzutage wären die meisten froh, ihre Lehrlinge würden ausreißen – ein Maul weniger zu stopfen in diesen schweren Zeiten.«
    »Und bei einem guten Meister hätte der Schüler nicht eine gebrochene Nase und solche Narben im Gesicht«, bemerkte Melisma mitfühlend. »Du wirst schon einen Grund gehabt haben, falls du weggelaufen bist.«
    Der Schankbursche kam endlich. Die Vaganten waren gnädig mit meiner schmalen Börse und bestellten jeder nur einen Krug Bier. Erst Josh und dann die Mädchen setzten sich zu mir an den Tisch. Der Bursche schien eine bessere Meinung von mir bekommen zu haben, weil ich die Musikanten gut behandelte, denn als er die Krüge brachte, füllte er auch meinen wieder und verlangte nichts dafür.
    Dennoch, als ich bezahlt hatte, blieb mir auch von meinem zweiten Silberkurant nur

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