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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kupfer übrig. Ich bemühte mich um philosophische Gelassenheit und nahm mir vor, beim Gehen einen Groschen für den Jungen liegenzulassen.
    »Nun gut«, wir hatten uns zugetrunken, und ich stellte den Krug wieder hin, »was gibt es Neues am Unterlauf?«
    »Bist du nicht gerade von dort gekommen?« fragte Imme herausfordernd.
    »Nein, mein Fräulein, ich war in den Hügeln, wo ich Freunde besucht habe, Schafhirten.« Immes Benehmen begann, mich zu ärgern.
    »›Mein Fräulein‹«, sagte sie leise zu Melisma und verdrehte die Augen. Melisma kicherte. Josh schenkte den beiden keine Beachtung.
    »Unten am Fluß sieht es nicht viel anders aus als weiter oben, die Zustände sind höchstens noch schlimmer«, berichtete er. »Es sind schwere Zeiten, und noch schwerere stehen allen bevor, die den Boden bearbeiten. Das Korn für Brot wanderte in die bodenlosen Taschen der Steuereintreiber, das Korn für die Saat in die hungrigen Mägen der Kinder. Nur was übrigblieb, kam wieder in die Erde, und weniger Saat bringt nicht mehr Frucht. Genauso ist es mit dem Vieh. Und keine Anzeichen dafür, daß die Steuerlast in diesem Herbst geringer sein wird. Selbst eine Gänsedirn, die nicht sagen kann, wieviel Jahre sie zählt, weiß, von wenigem viel wegnehmen bedeutet leere Schüsseln. An der Küste ist es am schlimmsten. Wenn jemand zum Fischen hinausfährt, weiß er, was daheim geschieht, bis er zurückkommt? Ein Bauer sät Korn auf seinem Feld und weiß, es wird nicht genug Ertrag bringen für die Steuern und die Familie, und ihm wird gar nichts bleiben, falls die Roten Schiffe ihm einen Besuch abstatten. Es gibt ein kluges Lied über einen Landmann, der dem Steuereintreiber erzählt, die Korsaren hätten bereits die Arbeit für ihn getan.«
    »Nur, daß kluge Musikanten darauf verzichten, es zu singen«, erinnerte Imme ihn mahnend.
    »Dann verwüsten Rote Schiffe also auch die Küste der Marken«, sagte ich leise.
    Josh stieß ein bitteres Lachen aus. »Die Marken, Bearns Rippon, Shoaks – ich bezweifle, daß die Roten Korsaren sich darum scheren, wo eine Provinz endet und eine andere beginnt. Wo ihre Schiffe anlegen können, ist ihr Tummelplatz.«
    »Und unsere Schiffe?« fragte ich.
    »Die uns von den Korsaren weggenommen wurden haben schöne Erfolge zu verzeichnen. Die noch unter unserer Flagge segeln sind ungefähr so erfolgreich wie Mücken, die eine Vieherde umschwärmen.«
    »Gibt es denn niemanden, der heute noch für die Marken einsteht?« Ich hörte selbst die Verzweiflung in meiner Stimme.
    »Doch. Die Herrin von Bocksburg, und das nicht nur unerschütterlich, sondern auch laut. Manche sagen, sie tut nichts weiter als fordern und schimpfen, andere aber wissen, daß sie von niemandem Opfer verlangt, die sie nicht selbst bereits gebracht hat.« Harfner Josh sprach, als wüßte er dies aus erster Hand.
    Ich stand vor einem Rätsel, wollte aber nicht allzu unwissend erscheinen. »Was für Opfer sind das?«
    »Alles, was ihr möglich ist. Sie trägt keinen Schmuck mehr. Alles verkauft, und mit dem Erlös wurde die Ausrüstung von Geleitschiffen bezahlt. Ihr eigenes Erbland hat sie zu Geld gemacht und Söldner angeworben, um die Türme zu bemannen. Es wird gemunkelt, sie wäre nicht davor zurückgeschreckt, die Morgengabe ihres Gemahls, die Rubine seiner Großmutter, an König Edel zu verkaufen, um zerstörten Dörfern mit Getreide und Holz den Wiederaufbau zu ermöglichen.«
    »Philia«, flüsterte ich. Diese Halskette aus Rubinen hatte ich einmal gesehen, vor langer Zeit, als wir gerade erst anfingen, uns kennenzulernen. Sie hatte den Schmuck nie angelegt – er wäre zu kostbar –, aber sie hatte ihn mir gezeigt und gesagt, eines Tages würde vielleicht meine Braut ihn tragen. Das war vor langer Zeit gewesen. Ich drehte den Kopf zur Seite und bemühte mich, meiner Bewegungen Herr zu werden.
    »Wo hast du dieses letzte Jahr gesteckt, Cob, daß du von nichts etwas weißt?« erkundigte Imme sich in spöttischem Ton.
    »Ich bin weg gewesen«, antwortete ich so gelassen wie möglich. Ich hoffte, meinem Gesicht war nicht anzusehen, was in mir vorging.
    Imme neigte den Kopf zur Seite und lächelte süß. »Und wo?«
    Ich mochte sie immer weniger leiden. »Ich habe allein gelebt; im Wald.«
    »Warum?« Sie lächelte immer noch. Ich war sicher, sie wußte, wie unbehaglich ich mich fühlte.
    »Weil es mir gefiel.« Meine Antwort hätte von Burrich sein können. Unwillkürlich blickte ich über die Schulter, ob er vielleicht

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