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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Fängen des anderen darzubieten. Nach einer Weile seufzte ich, und der Schmerz des Verlustes hatte nachgelassen.
    Es war nur ein Ding von gestern? fragte Nachtauge; zögernd. Ein Ding, das nicht mehr hier ist? Es ist nicht ein Dorn in der Pfote oder ein Schmerz in deinem Bauch?
    »Nur ein Ding von gestern«, mußte ich zugeben. Den Jungen, der es erhalten hatte, gab es nicht mehr; der Mann, aus dessen Hand er es entgegengenommen hatte, war tot.
    Vielleicht sollte ich froh sein, dachte ich bei mir. Ein verräterisches Indiz weniger, an dem man vielleicht FitzChivalric erkennen könnte, den Anhänger der Alten Macht. Ich zauste meinem Freund das Nackenfell und kraulte ihn hinter den Ohren. Er setzte sich aufrecht hin und stupste mich, hör nicht auf. Ich tat ihm den Gefallen; dabei überlegte ich. Vielleicht sollte ich auch Burrichs Ohrring abnehmen und in meiner Börse verstauen. Aber nein. Er sollte das Bindeglied sein zwischen meinem vergangenen Leben und diesem. »Laß mich aufstehen«, sagte ich zu Nachtauge, der sich gegen mich gelehnt hatte, und widerwillig erlöste er mich von seinem Gewicht. Sorgfältig schnürte ich mein Gepäck wieder zu einem Bündel zusammen, dann trat ich das kleine Feuer aus.
    »Soll ich hierher zurückkommen, oder treffen wir uns auf der anderen Seite der Stadt?«
    Andere Seite?
    Wenn du einen Bogen um die Stadt schlägst, triffst du am Fluß wieder auf die Straße, erklärte ich. Finden wir dort einander?
    Das wäre gut. Je weniger Zeit wir in der Nähe dieses Menschenbaus verbringen, desto besser.
    Gut. Dann finde ich dich dort, bevor es hell wird.
    Wahrscheinlicher werde ich dich finden, Taubnase. Und ich werde einen vollen Bauch haben.
    Ich mußte ihm recht geben.
    Nimm dich vor Hunden in acht, warnte ich ihn, als er sich ins Unterholz schlug.
    Und du dich vor Menschen, konterte er, und dann spürte ich nichts mehr von ihm, nur noch das Band unserer Verschwisterung.
    Ich warf mir das Bündel über die Schulter und machte mich auf den Weg hinunter zur Straße. Mittlerweile war es völlig dunkel geworden. Eigentlich hatte ich beabsichtigt, noch im Hellen die Stadt zu erreichen, in einem Gasthaus einzukehren, wegen der Neuigkeiten und vielleicht auf einen Humpen Bier, und dann weiterzuziehen. Ich hatte mich darauf gefreut, über den Marktplatz zu schlendern und zu hören, was die Kaufleute erzählten. Statt dessen kam ich in eine Stadt, in der schon fast alles schlief. Der Marktplatz lag verlassen da, nur ein paar Hunde schnüffelten in den leeren Buden nach Abfällen. Ich überquerte den Platz und lenkte meine Schritte zum Fluß. In jedem Hafen gab es Gasthäuser und Schenken zuhauf, die den Schiffern Kost, Logis und Unterhaltung boten. Ein paar Fackeln brannten hier und da, aber das meiste Licht fiel durch schadhafte Fensterläden auf die Gasse. Das Kopfsteinpflaster war in schlechtem Zustand; mehr als einmal verbarg sich hinter einem Schatten auf dem Boden ein Loch, in das ich hineintrat und stolperte. Ich hielt einen Stadtwächter an, bevor er mir Halt gebieten konnte, und fragte ihn nach einem Gasthaus am Hafen, das er mir empfehlen könne. Die Waage, gab er Auskunft, wäre ein so anständiges und ehrliches Haus, wie der Name sagte, und auch leicht zu finden. Er warnte mich streng, Bettelei würde nicht geduldet, und Taschendiebe könnten sich glücklich schätzen, wenn sie mit einer Tracht Prügel davonkämen. Ich dankte ihm und ging weiter.
    Die Waage war so leicht zu finden, wie der Stadtwächter gesagt hatte. Licht strömte aus der offenen Tür und ebenso hell die Stimmen von zwei Frauen, die einen fröhlichen Kanon sangen. Mir wurde leicht ums Herz, und ich trat ohne Zögern über die Schwelle. Die festen Mauern aus Lehmziegeln und dicken Balken umgaben einen großen offenen Raum, wenig über mannshoch und durchwabert von Kochdunst, Holzrauch und Menschengerüchen. In der Esse an einem Ende des Raums schmorte ein stattlicher Braten am Spieß. Die meisten Gäste hatten sich an diesem lauen Sommerabend in der kühleren Hälfte versammelt, wo die zwei Sängerinnen Stühle auf einen Tisch gestellt hatten und ihre Stimmen erklingen ließen. Ein grauhaariger Mann mit einer Harfe, offenbar Teil ihrer Gruppe, war an einem anderen Tisch damit beschäftigt, an seinem Instrument eine neue Saite aufzuziehen. Nach meiner Einschätzung handelte es sich um eine Vagantentruppe, wahrscheinlich Vater und Töchter. Während ich ihnen zuschaute und dem Gesang lauschte, wanderten meine Gedanken

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