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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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meinen Stab wirkungsvoller einsetzen zu können; doch er drang erbarmungslos auf mich ein.
    Es gelang mir, einen Blick auf meine Begleiter zu werfen. Josh stand hochaufgerichtet in der Mitte der Straße und hielt den Stab verteidigungsbereit vor sich, aber das Kampfgeschehen hatte sich von ihm entfernt. Imme wich rückwärts vor dem Entfremdeten zurück, der ihr siegesgewiß folgte; sie humpelte. Während sie sich bemühte, den Knüppel des Mannes abzuwehren, drosch Melisma, um ihrer Cousine zu helfen, mit ihrem leichten Stab auf seinen Rücken ein. Er zog nur die Schultern hoch, ohne sich von der sicheren Beute ablenken zu lassen. Ein Funke meines alten Ichs erwachte. »Melisma, seine Beine! Bring ihn zu Fall!« rief ich ihr zu, doch gleich kam mir wieder meine eigene Bedrängnis zu Bewußtsein, als eine Keule meine Schulter streifte. Ich teilte ohne den rechten Nachdruck ein paar rasche Hiebe aus und sprang zurück.
    Ein Schwert schlitzte meine Schulter auf und schrammte über meine Rippen.
    Verblüfft schrie ich auf und hätte beinahe den Stab fallen lassen, bevor ich bemerkte, daß nicht ich es war, der diese Verletzung davongetragen hatte. Ich fühlte und hörte Nachtauges überraschtes Aufjaulen. Und dann einen Stiefeltritt gegen meinen Kopf.
    Benommen, in die Enge getrieben: Hilf mir!
    Es gab andere Erinnerungen, ältere, begraben unter den Bildern des Grauens der jüngsten Zeit. Schon einmal hatte ich den kalten Stahl einer Klinge und den Tritt eines gestiefelten Fußes gespürt. Auch damals nicht am eigenen Leib. Ein Terrier, mit dem ich verschwistert war, Fäustel, nicht einmal ganz ausgewachsen, war auf einen Mann losgegangen, der nachts, während ich aufgrund von Galens Machenschaften in einer einsamen Gegend der Marken umherirrte, Burrich überfallen hatte. Er kämpfte und starb wenig später an seinen Verletzungen, bevor ich nach Bocksburg zurückgekehrt war. Den Tod eines Brudertieres zu erleben, dazu aus der Ferne, ohne helfen zu können, war schlimmer, als selbst zu sterben.
    Die Angst um Nachtauge verdrängte die Angst um mein eigenes Leben – kein Zittern und Zagen mehr. Ich verlagerte meinen Schwerpunkt auf das hintere Bein, rückte Stück für Stück vor und nahm einen Schlag gegen die linke Schulter hin, um nahe genug an meinen Gegner heranzukommen. Für einen Augenblick hatte ich kein Gefühl in der Hand, ich mußte darauf vertrauen, daß sie ihren Dienst tat. Mit dem Ende meines Stabes versetzte ich dem Entfremdeten einen harten Schlag unters Kinn. Nichts hatte ihn auf eine plötzliche Änderung meiner Taktik vorbereitet. Sein Kopf flog nach hinten, und ich rammte ihm den Stab in die Drosselgrube. Knochen knirschten. Sein hustendes Keuchen wurde von einem Blutschwall begleitet, ich tänzelte zurück und schmetterte ihm das lange Ende des Stabes gegen die Schläfe. Er stürzte, ich wirbelte herum, sprang über den Graben neben der Straße und bahnte mir durch das Unterholz einen Weg in den Wald.
    Knurren und angestrengtes Grunzen führten mich zum Ort des Geschehens. Für Nachtauge sah es schlecht aus. Er hielt die linke Vorderpfote an die Brust gezogen, das Fell an seiner linken Schulter war blutverklebt, und rote Tropfen hingen schimmernd wie Rubine in den Stichelhaaren entlang seiner linken Körperseite. Er hatte sich rückwärts in ein Brombeerdickicht gedrückt. Die spitzen Dornen und tückischen Ranken, zwischen denen er Zuflucht gesucht hatte, umgaben ihn jetzt von allen Seiten und hinderten ihn an der Flucht. Er hatte sich so tief hineingearbeitet wie möglich, um sich vor den Schwertstreichen zu schützen, und ich spürte, wie seine zerstochenen Pfoten schmerzten. Aber die Dornen hielten auch seinen Angreifer auf Distanz, und die biegsamen Zweige fingen die meisten der Hiebe ab, die den Wolf treffen sollten.
    Als er mich sah, faßte Nachtauge neuen Mut und fuhr knurrend und mit schnappenden Kiefern aus dem Dickicht hervor. Der Entfremdete zog das Schwert zum Stoß zurück, um den Wolf im Ansprang zu durchbohren. Mein Stab besaß keine Spitze, aber mit einem wortlosen Aufschrei maßloser Wut rammte ich ihn mit solcher Gewalt in den Rücken des Mannes, daß er ihm zwischen den Rippen hindurch wie ein Spieß in die Lunge drang. Brüllend erbrach der Entfremdete einen Schwall aus Raserei und Blut. Er wollte sich umdrehen, sich dem neuen Gegner zuwenden, aber ich stemmte mich gegen den Stab und drängte den Tobenden in das Brombeergestrüpp. Seine ausgestreckten Hände fanden keinen Halt,

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