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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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warme Mahlzeit wäre jetzt eine willkommene Stärkung«, meinte er und deutete mit dem Kinn zur Tür.
    Ich schüttelte den Kopf, dann faßte ich um seinetwillen meine Ablehnung in Worte: »Vielen Dank, aber ich komme nicht mit hinein. Ich ziehe weiter.«
    »Jetzt gleich? Cob, wenigstens nimm noch einen Krug Bier und iß etwas. Ich weiß, Imme ist manchmal – schwer zu ertragen. Aber du mußt nicht glauben, daß sie für uns alle spricht.«
    »Das ist es nicht. Es gibt etwas, das ich tun muß, und ich habe es schon viel zu lange aufgeschoben. Gestern ist mir klargeworden, daß es keinen Frieden für mich geben wird, bis ich es nicht hinter mich gebracht habe.«
    Josh stieß einen tiefen Seufzer aus. »Gestern war ein furchtbarer Tag. Keine gute Grundlage für eine Entscheidung von solcher Tragweite.« Er wandte mir sein Gesicht zu. »Was immer es sein mag, Cob, laß dir sagen, mit der Zeit wird es besser. So ist es fast immer.«
    »Fast immer«, antwortete ich leise. »Andere Dinge werden nicht besser, bis man sie – richtet. Auf die eine oder andere Weise.«
    »Wie du meinst.« Er bot mir die Hand. »Viel Glück. Wenigstens hat die Hand eines Kriegsmanns nun einen Schwertgriff zu umfassen. Vielleicht ein gutes Omen.«
    »Hier ist der Eingang.« Ich half ihm die Stufe hinauf und über die Schwelle. »Auch dir viel Glück«, sagte ich noch, dann schloß sich die Tür zwischen uns.
    Als ich auf die Gasse hinaustrat, vermeinte ich zu spüren, wie mir eine Last von den Schultern fiel. Wieder frei. In Zukunft würde ich mir nie wieder einen solchen Klotz ans Bein binden lassen.
    Ich komme, ließ ich Nachtauge wissen. Heute abend werden wir jagen.
    Ich warte auf dich.
    Ich schulterte mein Bündel, faßte meinen Stab fester und beschloß, nicht länger in der Stadt zu verweilen. Kräheneck hatte nichts zu bieten, das des Bleibens wert gewesen wäre. Doch lebenslange Gewohnheiten lassen sich nicht so schnell ablegen. Mein Weg führte mich quer über den Marktplatz. Unwillkürlich spitzte ich die Ohren und lauschte auf das Lamentieren und Räsonieren der Menschen, die hergekommen waren, um Handel zu treiben. Die Käufer beschwerten sich über die unverschämten Preise, die Verkäufer erwiderten, es kämen nur wenige Güter den Fluß hinauf, und was bis nach Kräheneck gelangte, wäre eben teuer. Für all jene, die über Halsabschneiderei und Wucher fluchten, gab es andere, die nach Dingen Ausschau hielten, die einfach nicht da waren. Es fehlten nicht nur der Seefisch und die dicke Wolle aus den Marken. Chade hatte recht gehabt mit seiner Vorhersage: keine Seide, keine Branntweine, keine kostbaren Schmuckarbeiten aus Bingtown, nichts aus den Küstenprovinzen oder den Nachbarländern. Wegen Edels Versuch, die Handelsrouten ins Bergreich zu sperren, konnten die Händler in Kräheneck ihren Kunden auch keinen Bernstein, keine Pelze und andere Waren aus den Bergen anbieten. Kräheneck war ein Marktflecken gewesen. Jetzt stagnierte der Handel, erstickte an einem Überfluß der heimischen Produkte, ohne daß ein Austausch zustande kam.
    Wenigstens ein Mann, wenn er auch offenbar reichlich tief ins Glas geschaut hatte, wußte, wem die Schuld an der Misere zuzuschreiben war. Er schwankte im Zickzack über den Marktplatz, torkelte gegen Buden und stolperte über die Waren, die kleinere Händler auf Matten ausgebreitet hatten. Das zottige schwarze Haar fiel ihm bis auf die Schultern und wurde eins mit dem Bart. Er sang oder besser gesagt, er grölte, denn seine Stimme war eher laut als klangvoll. Sein Lied hatte keine einprägsame Melodie, und er verpatzte jeden ehemals vorhanden gewesenen Reim, aber die Aussage ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Unter König Listenreichs Herrschaft war der Fluß ein goldener Strom gewesen, doch nun, da Edel die Krone trug, flossen an der Küste Ströme von Blut. Die zweite Strophe begann damit, daß es besser sei, Steuern zu entrichten, um den Kampf gegen die Roten Schiffe fortzuführen, als sie an einen König zu zahlen, der sich in einem Mauseloch verkroch; doch mitten im besten Zuge wurde der Sänger vom Auftauchen der Stadtwache unterbrochen. Es waren zwei Mann, und ich erwartete, daß sie den Betrunkenen anhalten und ihn nach Geld durchsuchen würden, damit er für den Schaden berappte, den er angerichtet hatte. Die Stille, die sich beim Auftauchen der Soldaten über den Markt senkte, hätte mich warnen sollen. Kein Anpreisen von Waren mehr, kein Feilschen. Die Menschen wichen zur

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