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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich war so unvermittelt aus seinem Würgegriff entlassen, daß ich einen Augenblick lang nicht wußte, wer ich war. Dann fand ich mich hellwach in meinem eigenen Körper wieder.
    Ich saß auf meiner Decke, Schweiß lief mir in Bächen den Rücken hinunter und zog in Windeseile so viele Schutzwehren in die Höhe, wie ich nur zu errichten wußte.
    »Cob?« fragte Josh beunruhigt, und ich sah, wie er sich schlaftrunken aufrichtete. Von ihrem Platz, wo sie saß und Wache hielt, schaute Imme zu mir herüber. Ich würgte ein schluchzendes Keuchen hinunter.
    »Ein Alptraum«, brachte ich erstickt hervor. »Nur ein Alptraum.« Taumelnd stand ich auf und merkte erschrocken, wie schwach ich war. Alles drehte sich. Ich war kaum imstande, mich auf den Beinen zu halten. Die Angst, die meine Schwäche mir einflößte, spornte mich an. Ich nahm meinen kleinen Topf und machte mich damit auf den Weg zum Fluß hinunter. Elfenrindentee, und hoffentlich stark genug. Ich ging in weitem Bogen um den Steinhaufen, unter dem die Leichen der Entfremdeten begraben lagen. Bevor ich das Ufer erreichte, kam Nachtauge auf drei Beinen angehumpelt. Ich ließ den Topf fallen, sank neben ihm ins Gras, legte behutsam den Arm um ihn und vergrub das Gesicht in seinem Nackenfell.
    Ich hatte solche Angst. Beinahe wäre ich gestorben.
    Ich verstehe jetzt, weshalb wir sie töten müssen, alle, sagte er ruhig. Tun wir es nicht, werden sie uns nie in Ruhe lassen. Wir müssen sie bis in ihren eigenen Schlupfwinkel jagen und töten.
    Das war der einzige Trost, den er mir bieten konnte.

Kapitel 6
Die Gabe und die Alte Macht
     
    Vaganten und fahrende Schreiber nehmen eine besondere Stellung in der Gesellschaft der Sechs Provinzen ein. Sie sind wandelnde Archive, Fundgruben des Wissens, nicht nur, was ihre eigene Zunft anbetrifft, sondern in sehr viel umfassenderer Hinsicht. Die Vaganten bewahren die Geschichte der Sechs Provinzen, nicht allein im großen, sondern hauptsächlich im kleinen. Obwohl es der Traum eines jeden Vaganten ist, einziger Zeuge eines historischen Ereignisses zu sein und sich als Verfasser einer neuen Saga hervorzutun, liegt die wahre und verdienstvollste Bedeutung ihrer Zunft in der fortwährenden Beobachtung der eher bescheidenen Ereignisse in Stadt und Land, aus denen sich das Gewebe des Lebens zusammensetzt. Wann immer eine Frage bezüglich ursprünglicher Besitzrechte auftaucht, wo es um Abstammung geht oder um ein für Generationen bindendes Versprechen, wendet man sich an die Vaganten, damit sie die Einzelheiten beisteuern, an die sich vielleicht sonst niemand mehr erinnert. Nicht ersetzt, wohl aber unterstützt, werden sie von den fahrenden Schreibern. Gegen eine Gebühr fertigen diese Schriftstücke an, zur Beurkundung einer Hochzeit, einer Geburt, von Landverkäufen, Erbschaften oder einer ausgehandelten Mitgift. Solche Aufzeichnungen sind komplizierte Dokumente, denn jede der beteiligten Parteien muß auf eine Weise kenntlich gemacht werden, die unverwechselbar ist. Nicht allein durch Name und Gewerbe, sondern durch Herkunft und Wohnsitz und Erscheinung. Häufig wird anschließend ein Vagant gerufen, um mit seinem Zeichen das Niedergeschriebene zu beglaubigen. Aus diesem Grund ist es nicht ungewöhnlich, daß man sie zusammen auf der Wanderschaft sieht oder daß eine Person beide Gewerbe ausübt. Vaganten und Schreiber finden nach guter alter Väter Sitte gastliche Aufnahme in den Häusern der Edlen, haben dort ihr Winterquartier und im Alter Unterkunft und Pflege. Kein Edelmann möchte seinen Namen mit einem Makel behaftet der Nachwelt überliefert sehen oder schlimmer noch, überhaupt nicht. Großzügigkeit Vaganten und Schreibern gegenüber wird als grundlegendste Form der Höflichkeit gelehrt. Man weiß, der Hausherr ist ein Knauser, sitzt man als Gast an der Tafel einer Burg, die keinen Spielmann und Sänger aufzuweisen hat.
     
    In einer schäbigen kleinen Stadt mit Namen Kräheneck sagte ich am folgenden Nachmittag den Spielleuten Lebewohl. Vielmehr, ich sagte Josh Lebewohl. Imme trat durch die Tür des Wirtshauses, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen. Melisma schaute mich an, doch in ihren Augen stand soviel Verwirrung, daß ich für mich nichts darin zu lesen vermochte. Dann folgte sie Imme. Josh und ich blieben allein draußen stehen. Wir waren das letzte Stück nebeneinander gegangen, und seine Hand lag noch auf meiner Schulter. »Vor dem Eingang ist eine Stufe«, warnte ich ihn.
    Er nickte dankend. »Nun, eine

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