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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Es ist mein Wille, diesen Zustand zu ändern. Wie Ihr auf dieser von dem verstorbenen Prinzen Veritas angefertigten Karte sehen könnt, ist, wenn Ihr nicht baldigst handelt, die Küste der Marken in ihrer gesamten Ausdehnung der Gnade der Roten Schiffe ausgeliefert. Und sie kennen keine Gnade.« Sie hob ihre durchdringenden, haselnußbraunen Augen und schaute ihn an, wie sie mich anzuschauen pflegte, wenn sie sofortigen Gehorsam erwartete. Fast tat er mir leid. Das Geschehen entzog sich meinem schwachen Griff. Wie ein Blatt im Wind wurde ich weitergetrieben.
    Höher hinauf oder in die Tiefe, ich wußte es nicht. Ich fühlte nur, das einzige, was mich noch mit meinem Körper verband, war ein Spinnwebfaden. Ich kreiselte gemächlich in einem Mahlstrom, der an mir zerrte, mich ermutigte, loszulassen. Irgendwo winselte ängstlich ein Wolf. Geisterhafte Finger zupften an mir, wie um meine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Fitz. Sei auf der Hut. Kehr um.
    Veritas. Aber sein Gabenruf hatte nicht mehr Kraft als ein Windhauch, trotz der Anstrengung, die es ihn kostete. Etwas befand sich zwischen uns, ein kalter Nebel, nachgiebig und doch undurchdringlich, umgarnend wie Dornenranken. Ich bemühte mich, meine seltsame Lethargie abzuschütteln, Angst in mir zu schüren, damit ich in meinen Körper zurückflüchtete. Doch es war, als wäre ich in einem Traum gefangen und bemühte mich zu erwachen. Ich fand keine Möglichkeit, mich zu befreien. Ich brachte die Willenskraft nicht auf, es zu versuchen.
    Ein übler Geruch von Hundemagie in der Luft, und sieh einer an, wen wir da haben. Will hakte sich in mir fest wie mit Katzenkrallen und zog mich zur Begutachtung dicht an sich heran. Ein herzliches Willkommen, Bastard. Seine diabolische Befriedigung erweckte jede Nuance meiner Angst zu neuem Leben. Ich fühlte sein zynisches Lächeln wie einen Gifthauch. Keiner von beiden tot, weder der Bastard mit seiner pervertierten Magie noch Veritas, der falsche Thronanwärter. Ts, ts. Für Edel wird es ein Ärgernis sein zu erfahren, daß er nicht so erfolgreich war, wie er dachte. Diesmal aber werde ich die Sache für ihn zu einem erfolgreichen Ende bringen. Auf meine Weise. Ich spürte ein gründliches Erkunden meiner Schutzwälle, intimer als ein Kuß. Als ob er das Fleisch einer Hure knetete, so tastete er mich nach Schwächen ab. Ich baumelte wie ein Kaninchen in seinem Griff und wartete nur auf den Fangschlag, der mir den Garaus machte. Es erschreckte mich, wie sehr er an Stärke und Schläue gewonnen hatte.
    Veritas, wimmerte ich, aber mein König konnte mich weder hören noch mir antworten.
    Will wog mich in seinem Griff. Was nützt dir diese Stärke, die du nie zu beherrschen gelernt hast? Nichts, gar nichts. Ah, aber mir wird sie Flügel und Krallen verleihen. Mit deiner Hilfe werde ich stark genug, um Veritas zu finden, wo immer er sich auch verbergen mag.
    Plötzlich strömte Kraft aus mir heraus wie aus einem durchlöcherten Wasserschlauch. Ich hatte keine Ahnung, wie es Will gelungen war, meine Barrieren zu überwinden, und ich wußte kein Mittel, ihn daran zu hindern. Er haftete egelgleich an meinem Bewußtsein und saugte es aus. Auf diese Art hatten Justin und Serene König Listenreich getötet. Wie schnell er gestorben war, von einer Sekunde zur anderen, eine Seifenblase, die zerplatzt. Auch ich war schon zu schwach, um mich zu wehren, als Will nach und nach alle Mauern zwischen uns einriß. Seine fremden Gedanken waren ein wachsender Druck in meinem Bewußtsein. Er scharrte an meinen Geheimnissen, und die ganze Zeit nahm er meine Substanz in sich auf.
    Doch in mir gab es einen Wolf, der auf Will wartete. Mein Bruder! beschwor Nachtauge unseren Bund und stürzte sich auf ihn. Irgendwo in der riesengroßen Entfernung stieß Will einen Schrei des Grauens und der Bestürzung aus. Wie stark er auch in der Gabe sein mochte, er besaß nicht das geringste Wissen über die Alte Macht. Er war Nachtauges Angriff so hilflos ausgeliefert wie ich dem seinen. Schon einmal, als Justin mich mit der Gabe attackiert hatte, war Nachtauge mir zur Hilfe gekommen. Ich hatte Justin niederstürzen sehen, genau, als wäre er tatsächlich von einem Wolf angesprungen worden. Er hatte seine Konzentration und die Kontrolle über die Gabe verloren, und mir war es gelungen, mich von ihm loszureißen. Ich konnte nicht sehen, was mit Will geschah, aber ich spürte Nachtauges schnappende Kiefer. Die Gewalt von Wills Entsetzen traf mich wie Sturmböen. Er floh, und

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