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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schüttelte. »Als Kind hast du dich verschwistert? Entschuldige, aber das ist Perversion. Als würde man ein kleines Mädchen mit einem erwachsenen Mann zusammengeben. Ein Kind ist nicht bereit, das Leben eines Tieres in seiner Gesamtheit zu teilen; alle Eltern vom Alten Blut, die ich kenne, beschirmen ihre Kinder mit größter Sorgfalt vor einer zu frühen Bindung.« Seine Züge wurden weicher. »Dennoch, es muß schwer für dich gewesen sein, daß man dir dein Brudertier weggenommen hat. Doch wer immer es tat, hat richtig gehandelt, welchen Grund er auch gehabt haben mag.« Er musterte mich prüfend. »Ich staune, daß du überlebt hast, ohne Kenntnis von den Bräuchen des Alten Blutes.«
    »Wo ich herkomme, wird selten davon gesprochen und wenn, nennt man es die Tiermagie, und es gilt bei allen als etwas Widernatürliches und Schandbares.«
    »Sogar deine Eltern haben dir das erzählt? Denn obwohl ich sehr gut weiß, wie man dem Alten Blut gegenübersteht und welche Lügen erzählt werden, hört man sie gewöhnlich nicht von den eigenen Eltern. Unsere Eltern ehren das Blut und helfen uns, geeignete Partner zu finden, um es rein zu erhalten.«
    Ich schaute von Rolf zu Holly. »Ich habe meine Eltern nicht gekannt.« Obwohl hier niemand von meiner Herkunft wußte, kam es mich hart an, Worte zu finden. »Als ich sechs Jahre alt war, übergab meine Mutter mich der Familie meines Vaters. Und mein Vater hielt es für ratsam, sich – von mir fernzuhalten. Ich vermute, das Alte Blut stammt von meiner Mutter Seite, aber ich weiß nichts von ihr oder ihrer Familie.«
    »Sechs Jahre alt? Und du erinnerst dich an nichts? Sie muß dich etwas gelehrt haben, bevor sie dich fortgab, Mittel und Wege, um dich zu schützen...?«
    Ich seufzte. »Nein, ich erinnere mich an gar nichts.« Seit ich denken konnte, hatte ich mir sagen lassen müssen, das sei unmöglich, die meisten Menschen könnten sich an Ereignisse aus ihrer frühesten Kindheit erinnern, als sie drei Jahre oder jünger waren.
    Rolf der Schwarze stieß einen kehligen Laut aus, halb ein Knurren, halb ein Seufzen. »Nun, irgend jemand hat dich unterrichtet.«
    »Nein«, beschied ich ihn kurzangebunden. Um das Thema zu wechseln, besann ich mich auf das älteste Mittel, Leute abzulenken, wenn sie mir zu viele Fragen stellten. »Erzähl mir von dir«, forderte ich ihn auf. »Was hat deine Mutter dich gelehrt und wie?«
    Wenn er lächelte, bildeten sich Wülste um seine schwarzen Augen und ließen sie kleiner erscheinen. »Sie brauchte zwanzig Jahre, um mich zu unterweisen. Hast du so lange Zeit?« Mein Gesichtsausdruck veranlaßte ihn hinzuzufügen: »Nein, ich weiß, du hast nur gesprächshalber gefragt. Aber ich will dir geben, was du brauchst. Bleib eine Zeitlang bei uns. Von uns könnt ihr lernen, was ihr beide wissen müßt. Doch man lernt es nicht in einer Stunde oder an einem Tag. Es braucht Monate. Vielleicht Jahre.«
    Holly meldete sich plötzlich mit ruhiger Stimme zu Wort. »Wir könnten auch eine Gefährtin für ihn finden. Ollies Tochter käme in Frage. Sie ist älter als er, aber vielleicht macht sie ihn bodenständiger.«
    Rolf grinste breit. »Ist das nicht wieder typisch Frau! Kennt dich fünf Minuten und will dich schon verheiraten.«
    Holly wandte sich mir zu, ein kleines, aber herzliches Lächeln lag um ihren Mund. »Vita ist mit einer Krähe verschwistert. Ihr würdet gut zusammenjagen. Bleib bei uns. Du wirst sie kennenlernen und sie mögen. Altes Blut sollte sich zu Altem Blut gesellen.«
    Sag nein, beschwor Nachtauge mich sofort. Es ist schon schlimm genug, mit Menschen die Höhle zu teilen. Wenn du anfängst, in der Nähe von Bären zu schlafen, wirst du so übel stinken, daß wir nie wieder eine gute Jagd zusammen haben. Mir gefällt es auch nicht, unsere Beute mit einer albernen Krähe zu teilen. Er schien zu überlegen. Außer, sie wissen von einer Frau, die mit einer Wölfin verschwistert ist?
    Ralfs Mundwinkel zuckten. Ich hatte den Verdacht, er wußte genau, was wir uns gegenseitig mitteilten, und ich machte Nachtauge darauf aufmerksam.
    »Das ist eins der Dinge, in denen ich euch unterweisen könnte, falls ihr euch zum Bleiben entschließt«, machte Rolf sich erbötig. »Wenn ihr zwei zueinander denkt, ist es für einen vom Alten Blut, als würdet ihr euch über das Scheppern eines Kesselflickerwagens hinweg anschreien. Es besteht keine Notwendigkeit, so – überschwenglich zu sein. Du willst nur einen Wolf ansprechen, nicht das gesamte Volk

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