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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der Wölfe. Nein, das ist sogar noch zuwenig gesagt. Ich bezweifle, daß sich irgendein Geschöpf, das Fleisch frißt, nicht eurer Anwesenheit bewußt ist. Wann ist euch zum letztenmal ein großes Raubtier über den Weg gelaufen?«
    Vergangene Nacht sind Hunde hinter mir her gewesen, sagte Nachtauge.
    »Hunde zählen nicht. Sie kläffen alles an, was sich in ihrem Revier bewegt. Ich meinte ein wirkliches Raubtier.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, eins gesehen zu haben, seit wir verschwistert sind«, gab ich widerwillig zu.
    »Das dachte ich mir. Sie meiden euch so sicher, wie Entfremdete sich von euch angezogen fühlen«, erklärte Rolf der Schwarze gelassen.
    Ein Frösteln lief mir über den Rücken. »Entfremdete? Aber nach meiner Erfahrung besitzen Entfremdete nicht die geringste Spur der Alten Macht. Ich empfange nichts von ihnen, ich kann sie nur hören oder riechen oder...«
    »Für deinen besonderen Sinn ist es doch, als ginge von allen Wesen eine Art Wärme aus. Habe ich recht?«
    Ich nickte unbehaglich.
    »Entfremdete haben diese Wärme verloren. Ich weiß nicht, wie man sie ihnen nimmt, aber das ist, was Entfremden bedeutet. Soviel ist unter denen vom Alten Blut wohlbekannt, und wir wissen auch, daß für uns die Gefahr besonders groß ist, von Entfremdeten verfolgt und angegriffen zu werden. Besonders, wenn wir achtlos von unseren Fähigkeiten Gebrauch machen. Weshalb, weiß keiner mit Gewißheit zu sagen. Wohl nur die Entfremdeten selbst könnten uns verraten, ob sie wirklich noch irgend etwas ›wissen‹. Doch für uns ist es ein Grund mehr, größte Vorsicht walten zu lassen, was uns und unsere Talente angeht.«
    »Willst du damit sagen, Nachtauge und ich sollten darauf verzichten, uns mittels der Alten Macht zu verständigen?«
    »Ich will damit sagen, daß ihr vielleicht eine Weile hierbleiben und euch die Zeit nehmen solltet, den Umgang mit der Alten Macht zu erlernen. Oder ihr werdet euch häufiger in solche Kämpfe wie gestern verwickelt finden.« Er zwinkerte mir zu.
    »Ich habe dir nichts von diesem Überfall erzählt.«
    »Das war nicht nötig. Ich bin überzeugt, daß jeder vom Alten Blut meilenweit entfernt das Scharmützel miterlebt hat. Bis ihr beide lernt, darauf zu achten, wie ihr zueinander denkt, ist nichts davon wirklich geheim.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Ist dir nie merkwürdig vorgekommen, daß Entfremdete Zeit damit verschwenden, einen Wolf totzuschlagen, wo dabei doch nichts für sie herausspringt? Sie beachten ihn nur, weil er zu dir gehört.«
    Ich warf Nachtauge einen kurzen, schuldbewußten Blick zu. »Ich danke dir für dein Angebot. Doch es gibt etwas, das wir tun müssen, und es kann nicht warten. Außerdem glaube ich, weiter im Landesinneren ist kaum noch mit Entfremdeten zu rechnen. Also besteht kein Grund zur Sorge.«
    »Du magst recht haben. Die wenigen, die so weit vordringen, werden von den Häschern König Edels aufgegriffen. Trotzdem, alle, die durch die Maschen des Netzes schlüpfen, sind für euch eine Gefahr. Doch selbst wenn ihr keinen weiteren Entfremdeten begegnet, werdet ihr bestimmt mit des Königs Garde zusammentreffen. Sie haben es neuerdings besonders auf solche mit der Alten Macht abgesehen. Letzthin sind viele der Unseren für Geld an den König verraten worden, von Nachbarn und sogar von Verwandten. Sein Gold wiegt schwer, und überdies verlangt er keine Beweise dafür, daß sie tatsächlich vom Alten Blut sind. Seit vielen Jahren hat man nicht mehr so erbittert Jagd auf uns gemacht.«
    Ich wandte unbehaglich den Kopf zur Seite, weil ich den Grund für Edels Haß auf alle mit der Alten Macht kannte. Und seine Kordiale unterstützte ihn wahrscheinlich nach Kräften dabei, diesen Haß zu befriedigen. Mir wurde übel, wenn ich an die unschuldigen Menschen dachte, die Edels Willkür ausgeliefert wurden, damit er stellvertretend an ihnen sein Mütchen kühlen konnte. Ich bemühte mich, mir nichts von meinem inneren Aufruhr anmerken zu lassen.
    Hilda kam zum Tisch, schaute, was es noch Gutes gab, dann nahm sie den Honigtopf zwischen die Vordertatzen, schaukelte behäbig in ihre Ecke, setzte sich hin und machte sich genüßlich daran, den Topf auszuschlecken. Holly fuhr fort, mich zu beobachten. Ihre Augen verrieten nichts von dem, was hinter ihrer Stirn vorging.
    Rolf der Schwarze zuckte zusammen, als er sich im Bart kratzte und dabei an eine Stelle geriet, die mit der Faust eines der Stadtsoldaten von Kräheneck Bekanntschaft gemacht

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