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Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Titel: Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Hallowfield
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Decke. Er fühlte endlose Müdigkeit und eine grenzenlose Leere in sich, doch er traute sich beinahe nicht, den zufallenden Augen nachzugeben, denn niemand wusste, welches Grauen die Träume wieder bringen würden. Auch wenn die Priesterin ihren Gesang nicht hatte beenden können, band er sich das Haarnetz aus dem Tempel über die langen, schwarzen Haare. Allein schon das leichte Gewicht des Traumgewebes zu spüren, erinnerte ihn an seine Kindheit und beruhigte seine aufgewühlten Gedanken. Schließlich versank er in einen unruhigen Schlaf, der wie erwartet dunkle Träume brachte, aber keine schwarzen Visionen wie im Tempel.

Kapitel 4
Mutterliebe
    A m nächsten Morgen wachte Haemvil mit Kopfschmerzen auf und fühlte sich furchtbar. Dennoch musste er erneut vor dem Rat der Zwölf erscheinen und daher riss er sich zusammen. Je schneller dies vorbei wäre, desto früher konnte er zurück nach Camlan und im Kreise seiner Familie versuchen herauszufinden, was mit ihm los war. Nach einer oberflächlichen Morgenwäsche zog er seine Rüstung an, lehnte ein Frühstück ab, das ihm Harun Balcs Frau anbot, und ritt wieder in den Norden der Stadt zum Platz des Eidfestes und dem Elbentor. Die Karmesinwachen erkannten ihn und er gelangte nun schneller als beim ersten Besuch zur Ratshalle. Dem Pfad der Zwölf schenkte er dieses Mal keinerlei Beachtung.
    An diesem Tag dauerte es eine ganze Weile, bis der Rat ihn wieder empfing und er harrte ungeduldig im Warteraum neben der Ratshalle aus, bis eine Wache ihm mitteilte, dass der Rat nun geruhe, ihn zu empfangen.
    Ein Dutzend Augenpaare sahen ihm gespannt entgegen, als er in die Halle kam und vor den Vorsitzenden Signar Stalrod trat. Mit einem kurzen Blick suchte er nach dem Mann, der laut der Calfalla Konna Rulbana den Tempel der Corinathalla geleitet hatte, bevor er ein Mitglied des Rates der Zwölf wurde. Tatsächlich entdeckte er einen kahlköpfigen Mann ganz links außen, der mit seinem Aussehen und seiner Ruhe der Beschreibung Pemyn Culiesins entsprach. Haemvils Blick schwenkte an Eydis Vacheus brennenden Augen vorbei zurück zum Vorsitzenden des Rates.
    »Tûn Haemvil Bralda«, begann dieser förmlich und mit ernster Miene. »Der Rat hat nach reiflicher Überlegung entschieden, dass Ihr Euch einer genaueren Untersuchung zu unterziehen habt. Seid Ihr dazu bereit, Haemvil Bralda?«
    Der Krieger zögerte. Was hatte der Rat vor? Durch sein unheimliches Erlebnis im Tempel war er mittlerweile selbst so weit, dass er wissen wollte, was mit ihm nicht stimmte, denn so konnte es unmöglich weitergehen. Andererseits fürchtete er, was der Rat finden könnte.
    »Was genau habt ihr mit mir vor?« fragte Haemvil geradeheraus und Signar Stalrod gestattete sich ein Lächeln. »Die Antwort eines Kriegers«, dachte er sich und antwortete ebenso ehrlich.
    »Wir sind sicher, dass der Untote vom Schlachtfeld magische Kräfte eingesetzt hat und dass es sich dabei um keinerlei gute Kräfte gehandelt hat, dürfte auf der Hand liegen«, Signar Stalrod holte tief Luft und warf einen kurzen Seitenblick auf Eydis Vacheu, der weiterhin Haemvil fixierte, »Daher werden wir einen Seher hinzuziehen, der Euren Geist durchleuchten und nach Magie spüren wird.«
    Haemvils Gedanken rasten hinter der Stirn, die sich dabei in Falten legte. Ein Seher. Sie waren Legenden in Maremora. Niemand hatte sie zuvor gesehen, doch jeder wusste, dass der Rat sie beherbergte. Irgendwo. Ein Seher war immer ein Gesalbter Hyoryns, denn nur körperliche Gebrechen befähigten ihn zu einer außergewöhnlichen Gabe, genauso wie es bei dem Schutzgott der Krieger war. Haemvil hatte ebenfalls noch nie einen Seher zu Gesicht bekommen, doch nun, da er für sich die Entscheidung getroffen hatte, den unerklärlichen und verstörenden Vorfällen auf den Grund zu gehen, blickte er Signar Stalrod an und sagte mit fester Stimme: »Ich bin bereit!«
    Der Vorsitzende des Rates stand auf, schritt um den Tisch und bedeutete Haemvil, ihm zu folgen. Signar Stalrod führte ihn über einige Korridore zu einer Treppe, die hinunter in die Tiefe führte. Haemvil fühlte sich unangenehm an den Traum erinnert, den er in Camlan in seinem Elternhaus gehabt hatte, denn die Treppe sah aus wie jene, die in den Keller geführt hatte, wo seine Familie von den Shakh gefoltert worden war. Allerdings war diese Treppe ungleich breiter und ein geschwungenes Geländer mit gedrechselten Stäben führte hinunter und vor eine Tür, deren zwei Hälften in geschlossener Form

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