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Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Titel: Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Hallowfield
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seinem Kopf führte und den Stab ergriff, der in seinem Kopf zu stecken schien. Der maremoranische Krieger blinzelte und beobachtete, wie der Seher den Stab nach einem Bewegungsmuster zu rühren schien, das nur ihm bekannt war. Haemvil konnte ein Gefühl des Abscheus nicht unterdrücken, denn der Greis schien sein Gehirn durchzurühren, als handle es sich um einen Eintopf.
    Dann war es soweit. Der kahlköpfige Greis ließ den Stab los, riss seinen Mund auf und stieß einen Laut aus, den Haemvil noch nie zuvor vernommen hatte. Ein dumpfes Raunen zwischen einem Ruf und einem gequälten Schrei. Ein Zucken erfasste die gesamte Gestalt und schüttelte unkontrolliert den Körper des Sehers durch. Wieder war Haemvil unsicher, ob er helfen sollte, denn es schien, als leide der Seher Schmerzen. Im selben Moment hörten die Zuckungen des Greises auf und er blickte Haemvil aus blinden Augen an, die mehr und tiefer zu sehen vermochten, als es seinen gesunden Augen möglich war. Er fühlte sich plötzlich müde und eine bleierne Schwere legte sich bedächtig auf seinen Geist. Die Schwere wurde übermächtig und Haemvil konnte sich ihr nicht entziehen, auch wenn er mit aller Kraft versuchte, sie zu fliehen. Das blinde Gesicht des Sehers verschwand hinter Rauchschwaden und den Nebeln eines Traumes, der aus den Tiefen emporstieg.
    Der Nebel lichtete sich nur wenig und Haemvils Sicht blieb verschwommen, als wären seine Augen tränennass. Er blinzelte, um die Sicht zu schärfen, doch dies bewirkte lediglich, dass sich ein runder Schemen in den Schlieren abbildete. Er wollte etwas fragen und öffnete den Mund. Ein krähender, heller Laut erklang. Schnell verschloss Haemvil die Lippen. War er das gewesen, der dieses Geräusch …? Eine beruhigende Stimme erklang direkt über ihm aus dem undeutlichen Oval.
    »Oh, aber was ist denn, mein kleiner Vil? Hast du Hunger?«
    Haemvil erstarrte. Er kannte diese Stimme. Es war die Stimme seiner Mutter. Voller Wärme und Liebe. Was passierte hier? Er zwinkerte wild mit den Augen, um endlich etwas zu erkennen und als dies wieder nicht gelingen wollte, bewegte er seine Arme und Beine. Wieder stoppte er abrupt. Aus irgendeinem Grund fühlten sich seine Beine viel zu kurz an und seine Arme ebenso.
    Ein glockenhelles Lachen erschallte über ihm. »Du strampelst so wild, du wirst später sicher ein kräftiger Krieger werden, mein Schatz.« Er fühlte, wie eine Hand sanft über seinen Kopf strich. Er schien seine Haare verloren zu haben, denn er fühlte die Berührung direkt auf seiner Kopfhaut.
    Haemvil mahnte sich zur Ruhe. Nachdenken. Er musste nachdenken. Wo war er soeben noch gewesen? Doch so sehr er sich versuchte zu erinnern, so rasch entglitt ihm die Erinnerung. Er drehte mühsam den Kopf, der tonnenschwer zu sein schien, zur Seite und es schien ihm, als lichteten sich die Schlieren über seinen Augen. Tatsächlich konnte er etwas erkennen. Etwas Flackerndes, das seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Es tanzte hektisch hin und her und doch schien es beruhigend zu sein und … warm. Flammen! Ja, es waren Flammen. Nun lichtete sich ein wenig der Schleier, der immer noch über seinen Augen lag und er erkannte einen Kamin. Plötzlich erinnerte er sich. Es war der Kamin in seinem Elternhaus, an dem er noch vor Kurzem mit seinem Vater gesessen hatte. Ja. Mit der Erkenntnis kam auch das Bewusstsein, dass er offensichtlich gehalten wurde. Eine Person hielt ihn im Arm. War er ein Baby? Haemvil wollte lachen, doch genau dies schien der Wirklichkeit zu entsprechen.
    Er drehte wieder hastig den Kopf, begierig, seiner Mutter ins Gesicht zu sehen und sie nach so furchtbar langer Zeit wieder zu erblicken. Tatsächlich erkannte er ihre Frisur und erinnerte sich plötzlich, was er so lange vergessen hatte. Seine Mutter Tashida Bralda hatte wundervolle rotbraune Haare gehabt, die sie stets kunstvoll zu einem langen Zopf geflochten hatte. Am Ende des Zopfes war ein dunkelgrünes Band eingearbeitet, mit dem er als Baby immer gespielt hatte. Unwillkürlich griff er nach dem Zopf und da war er. Seine kleinen Stummelfingerchen glitten über den glatten Stoff des Bandes. Seine Mutter gluckste erheitert. »Da hast du ihn ja schon wieder erwischt. Das Band ist so spannend, nicht wahr, mein kleiner Vil?«
    Fröhlich wollte er dies bejahen und blickte nach oben in das Gesicht seiner Mutter, als sich sein Blick vollständig klärte.
    Unter dem Haar grinste sie ihn an. Ein mumifiziertes Gesicht, aus dem ihn tote, graue Augen

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