Die Legende von Carter Prewitt
besprechen wollen, Mister Prewitt«, murmelte der Town Marshal. »Wurde James Allison schon beerdigt?«
»Morgen Früh, Marshal. Hat Talbott schon etwas herausgefunden, den Mord an meinem Schwager betreffend?«
»Talbott hat nicht mit mir darüber gesprochen. Doch hat er mir vor wenigen Minuten einen Ihrer Männer gebracht. Die Rede ist von Slim Jordan. Ich habe ihn eingesperrt.«
Prewitts Miene verdüsterte sich. »Was hat Jordan ausgefressen, weil Sie ihn inhaftiert haben?«
»Er zog gegen Talbott die Waffe.«
»Ich möchte mit Jordan sprechen, sobald ich die Sache mit Heather erledigt habe.«
»Sie versuchen doch nicht etwa Heather und ihren Jungen über den Tisch zu ziehen, Mister Prewitt?«
»Was ich mit der Lady zu besprechen habe geht Sie nichts an, Marshal.«
Chuck Haines schwieg. Mit einem harten Blick maß er Carter Prewitt. Dieser ergriff noch einmal das Wort: »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Jordan im Jail besuche?«
»Ich werde heute noch die Anklage gegen ihn dem Gericht vorlegen.«
Carter Prewitt wandte dem Marshal den Rücken zu, stieg auf den Vorbau und klopfte gegen die Haustür. Heather, die ihn schon durch das Küchenfenster beobachtet hatte, öffnete. »Was willst du?«
»Ich muss mit dir sprechen.«
An Prewitt vorbei schaute die Frau Chuck Haines an. Der Town Marshal fühlte ihren Blick auf sich gerichtet und nickte ihr zu. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
»Komm rein«, murmelte Heather und gab die Tür frei.
Carter Prewitt setzte sich in der Küche auf einen der Stühle, die um den Tisch herum gruppiert waren. Aus einem Nebenraum kam Joey und musterte den Mann mit großen, fragenden Augen. Carter Prewitt verzog das Gesicht und starrte den Jungen an. Joey ging zu seiner Mutter und Heather legte ihre Hände auf seine schmalen Schultern. Es mutete an wie eine beschützende Geste. »Was willst du?«
»James hat deinem Sohn seinen Anteil an der Ranch vererbt«, begann Carter Prewitt ohne Umschweife zu sprechen und brachte sofort auf den Punkt, was ihn hergeführt hatte.
»Ich habe es gehört«, murmelte Heather. Von ihr ging eine kühle Reserviertheit aus.
»Du vertrittst die Interessen deines Sohnes, bis er volljährig ist«, stellte Carter Prewitt fest. »Ich bin gewillt, Joey abzufinden. Das heißt, ich bin bereit, ihm seinen Anteil an der Triangle-P abzukaufen.«
Heather schwieg. Lediglich ihre Finger hatten sich etwas stärker um die Schultern des Jungen verkrampft.
»Zehntausend Dollar sind ein fairer Preis«, gab Prewitt zu verstehen. »Du brauchst nur ja zu sagen. Dann schließen wir einen Vertrag und die Sache hat sein Bewenden.«
»Ich muss darüber nachdenken«, erklärte Heather nach kurzer Überlegung.
»Ich gebe dir bis morgen Mittag Zeit, Heather. Dann komme ich, um mir deine Antwort abzuholen. Ich rate dir, zuzugreifen. Corinna könnte das Testament auch anfechten. Am Ende bekommt Joey möglicherweise gar nichts.«
Er stemmte sich nach diesen Worten am Tisch in die Höhe. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren strebte er der Tür zu. Ehe er jedoch die Küche verließ, drehte er sich noch einmal herum und sagte grollend: »Ich will, dass du mit deinem Sohn aus Rock Creek verschwindest, Heather. Mit dem Geld, das du von mir bekommst, kannst du für euch beide einen Platz suchen, an dem ihr bleiben könnt.«
»Du kannst uns nicht einfach verjagen, Carter.«
»Du weißt, was für einen schweren Stand du in der Stadt hast. Die Bürger tuscheln über dich und verurteilen dich dafür, dass du die Geliebte eines verheirateten Mannes warst. Dein Sohn ist für die meisten von ihnen ein Bastard.«
»Es gibt in der Stadt auch Menschen, die nicht voreingenommen sind.«
»Rock Creek wird wieder im Schatten der Triangle-P leben«, stieß Carter Prewitt hervor. »Für einige Leute hier wird es ein böses Erwachen geben. Für dich und deinen Sohn aber gibt es hier künftig keinen Platz mehr, Heather.«
»Was warst du einmal für ein Mann«, murmelte die Frau und in ihrem Tonfall lag eine große Verbitterung. »Ist es der Reichtum, der sich so verändert hat, oder hattest du schon immer einen schlechten Kern in dir?«
Carter Prewitt blieb ihr eine Antwort schuldig und verließ das Haus.
Auf der anderen Straßenseite lehnte am geschnitzten Tragebalken eines Vorbaudaches der Town Marshal. Er hatte die Arme vor der Brust überkreuzt. Jetzt stieß er sich von dem Balken ab, ließ die Arme sinken und schlenderte langsam über die Main Street. Als er dem Rancher
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