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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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dem Norden. Malone hat zwei Saloons, ein Hotel, einen Mietstall und das Transportunternehmen in San Antonio aufgekauft. Und jetzt streckt er seine schmutzigen Hände nach der Triangle-P aus.«
    Zuletzt war Kath Prewitts Stimme vom Hass getränkt.
    Carter Prewitt erhob sich mit einem Ruck, ging zum Fenster, an dem einige Fliegen auf und ab tanzten, und starrte versonnen nach draußen. Ihm brannte die Frage auf der Zunge, ob Joana Meredith auf ihn gewartet hatte. Aber er stellte sie nicht. Er hatte die Zähne zusammengebissen. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Er musste das Gehörte verarbeiten. Seine Heimkehr hatte er sich anders vorgestellt – ganz anders. Der Krieg hatte die Ranch ruiniert. Sie standen vor dem Nichts.
    »Wir haben Vater hinter dem Haus beerdigt«, sagte Corinna.
    »Ich will ein Gebet an seinem Grab sprechen«, murmelte Carter Prewitt und drehte sich um, verließ die Küche und stand wenig später vor dem frischen Grabhügel, auf dem ein Strauß Wiesenblumen lag. Ein aus zwei schmalen Brettern zusammengenageltes Kreuz war in den Boden gerammt. Auf eine Holztafel, die an dem Kreuz befestigt war, hatte Buck den Namen des Toten und seinen Sterbetag gepinselt.
    Carter Prewitts Hände verkrampften sich ineinander. In seinen Gedanken sprach er ein Gebet. Corinna, die ihm zum Grab gefolgt war, störte seine Andacht nicht. »Der Herr gebe dir die ewige Ruhe«, murmelte der junge Mann und dann sagte er mit klarer, harter Stimme: »Ich werde nicht ruhen, bis ich deinen Mörder überführt habe, Dad. Das schwöre ich, bei allem was mir heilig ist."
    Die beiden Geschwister gingen ins Haus zurück. Carter Prewitts Innerstes war aufgewühlt.
    »Du hast sicher Hunger«, sagte Kath Prewitt.
    »Mir ist der Appetit vergangen«, murmelte Carter Prewitt. Er schaute Buck an. »Sattle mir ein frisches Pferd, Buck. Ich reite sofort nach San Antonio.«
    »Willst du nicht vorher Joana aufsuchen?«, fragte Corinna. »Sie hat den Glauben, dass du wieder nach Hause kommst, nie aufgegeben und auf dich gewartet. Ich denke, du bist es ihr schuldig, dich bei ihr zu melden.«
    Buck schlurfte nach draußen.
    »Sicher«, murmelte Carter Prewitt, »ich werde Joana besuchen.« Versonnen fügte er hinzu: »Sie hat also tatsächlich auf mich gewartet. Was für eine treue Seele. Ich hätte es ihr nicht verübeln können, wenn sie es aufgegeben hätte, auf mich zu warten.«
    »Sie hat es dir versprochen«, sagte Corinna. »Warum hast du fast drei Jahre lang nichts von dir hören lassen?«
    »Ich war Kriegsgefangener. Die Yanks steckten uns in ein Indianerfort im Arizona-Territorium und ließen nicht zu, dass wir Briefe schrieben. Wir waren in Huachuca gewissermaßen lebendig begraben. An Flucht war nicht zu denken. Die Gefahr, die von den Apachen ausging, war viel zu groß.«
    Die drei Menschen im Raum schwiegen. Nach einiger Zeit streckte Buck den Kopf zur Tür herein und sagte: »Das Pferd ist gesattelt und gezäumt, Carter.«
    »Ich werde im Laufe der kommenden Nacht wieder zurück sein«, versprach Carter Prewitt und ging nach draußen. Er band das Pferd los und stieg in den Sattel. Dann ritt er davon. Eine Stunde später erreichte er Southton. Vor dem Store saß er ab und ging hinein. Die Türglocke bimmelte. Hinter der Ladentheke stand – Joana. Sie starrte Carter Prewitt an wie einen Geist, ihre Augen weiteten sich, ihr Mund sprang auf, ein gurgelnder Laut stieg aus ihrer Kehle, dann lief sie um die Theke herum und warf sich in die Arme des Mannes. »Carter!«
    »Darling«, murmelte Carter Prewitt, dann küsste er sie auf den Mund. Sie klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder los lassen. Ihre Augen schwammen in einem See von Tränen. Ein grenzenloses Glücksgefühl durchströmte die junge Frau. Immer wieder küsste sie Carter Prewitt auf den Mund. Sie schmiegte sich an ihn und er spürte die Wärme ihres Körpers.
    Plötzlich aber machte sich Joana frei und trat einen Schritt zurück. »Warst du schon zu Hause?« Das Leuchten in ihren Augen erlosch. Fast ängstlich musterte sie den Mann, den sie liebte.
    Carter Prewitt konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht lösen. Ihr Hals war weiß und schlank, die Linie des fein geformten Kinns makellos. Der ernste Ausdruck in ihren Zügen ließ ihre weichen Lippen noch verlockender erscheinen.
    Er nickte.
    »Es ist tragisch«, murmelte Joana.
    Die Tür zu einem Nebenraum ging auf und Joanas Vater betrat den Laden. Als er Carter Prewitt erkannte, hielt er an, als wäre er gegen

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