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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Schließlich löste sich Corinna von dem Mann. Er half ihr auf den Wagen. Buck trieb die Pferde an. Die Riemen spannten sich in den Sielen und knarrten. Die Räder begannen sich zu drehen.
    James Allison blickte dem Fuhrwerk hinterher, bis es über eine Anhöhe verschwunden war. Gus Callagher sprengte heran, warf seinen Oberkörper zurück und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Zügel. Die bremsenden Hufe des Pferdes zogen tiefe Furchen in den Boden. Kleine Erdreichklumpen spritzten. Der Bandit nahm das unruhig tänzelnde Pferd hart in die Kandare und stieß hervor: »Sieht so aus, als wärst du mir bei Corinna zuvor gekommen, Allison.«
    »Ich liebe Corinna«, versetzte James Allison.
    »Auch mir gefällt sie verdammt gut.«
    »Du begehrst sie lediglich. Ich habe die Habgier in deinen Augen gesehen. Sie wäre nur eine Beute für dich.«
    Callagher lachte giftig auf. »Ich werde nicht einfach so aufgeben, Allison. Gegen einen wie dich zu verlieren wäre eine Schmach, eine Demütigung, die ich kaum ertragen könnte.«
    »Ich weiß, Callagher, du kannst mich nicht leiden, weil ich damals deinem schießwütigen Haufen bei Nacht und Nebel den Rücken gekehrt habe. Lass mich einfach in Ruhe, Callagher. Als ich mit Joana aus Southton zurückkehrte und erfahren musste, dass Carter dich und den Rest deiner Bande als Viehtreiber beschäftigt, war ich nicht erbaut. Aber ich habe mich dazu entschieden, es zu akzeptieren. Doch will ich mit dir nichts zu tun haben – weder im Guten, noch im Bösen. Also lass mich zufrieden und schlag dir Corinna aus dem Kopf.«
    James Allison wandte sich ruckhaft ab und stapfte zu seinem Pferd, zog sich in den Sattel und setzte sich bequem zurecht. Ein Schenkeldruck setzte das Tier in Bewegung.
    »Ich gönne dir diese Frau nicht, Allison«, murmelte Gus Callagher vor sich hin. »Und ich werde sie dir wegnehmen.«
    Wild zerrte er sein Pferd um die rechte Hand, setzte die Sporen ein und ließ die Zügel schießen. Er ritt zur Herde. Soeben trieben zwei Reiter ein Rudel von etwa hundert Tieren heran. Und aus einer Hügellücke quoll ein weiteres Rudel, das zwei Reiter vor sich herjagten. Die Erde schien unter den wirbelnden Hufen zu dröhnen wie vor einem Erdbeben.
     
    *
     
    Carter Prewitt erreichte mit seinem Gefangenen San Antonio. Sie ritten zum Sheriff's Office, saßen ab, banden die Pferde an und gingen hinein. Es war nicht der County Sheriff, den sie antrafen, sondern ein Deputy. Er stand am Gewehrschrank und überprüfte die Ladungen der Waffen, die da abgestellt waren. Prewitt murmelte einen Gruß und befahl Emmerson, sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen. Der Deputy klappte den Doppellauf einer Schrotflinte zu und stellte die Waffe in den Schrank, dann kam er um den Schreibtisch herum, setzte sich auf die Tischkante und überkreuzte die Arme vor der Brust. »Was hat das zu bedeuten? Warum ist Emmerson gefesselt?«
    »Er hat eine Aussage zu machen, den Mord an meinem Vater, Amos Prewitt, betreffend.«
    »Aha. Was haben Sie auszusagen, Emmerson?«
    Stan Emmersons Lippen zuckten, aber er schwieg.
    »Er kennt den Namen des Mörders meines Vaters«, erklärte Carter Prewitt.
    »Interessant. Wie lautet er?« Fragend fixierte der Deputy den bleichen Burschen auf dem Stuhl, der an ein Häuflein Elend erinnerte.
    »Prewitt hielt mir die Mündung seines Gewehres an die Stirn«, presste Emmerson hervor. »Er hat gedroht, mich zu erschießen. So hat er mich genötigt, irgendeinen Namen zu nennen.«
    »Du hast mir den Namen Vince Barton genannt!«, fauchte Carter Prewitt. Er beugte sich über Stan Emmerson, seine Hände schossen nach vorn und packten den Burschen an der Hemdbrust. Der Stoff krachte. Carter Prewitts Atem schlug Emmerson ins Gesicht. »Sag dem Deputy, dass Vince Barton meinen Vater erschoss! Vorwärts, nimm die Zähne auseinander.«
    »Nehmen Sie die Hände von dem Mann!«, erregte sich der Deputy. Seine Stimme klang hart und scharf. »Über das Zeitalter der peinlichen Befragung sind wir hinaus!«
    Carter Prewitt zwang Ruhe in sein Denken und ließ Emmerson los, richtete sich auf und sagte: »Emmerson holte für Barton das Pferd aus dem Mietstall, übergab es ihm im Hof des Silberdollar Saloons und nahm es dort auch wieder in Empfang, nachdem Barton den blutigen Auftrag erledigt hatte. Sie müssen Barton festnehmen und ihn solange in die Mangel nehmen, bis er den Mord gesteht.«
    »Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe«, giftete der Deputy. Seine Stimme sank herab,

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