Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
Wahrheit zu sagen.« Sein Blick wechselte von Cara zu Richard. »Es gehen Gerüchte um, Ihr hättet Angst, in Eurem eigenen Schlafzimmer zu übernachten. Nun wissen wir, warum. Und doch weigert Ihr Euch, Euer eigenes Volk vor den Gefahren zu warnen, die im Palast umgehen. Ihr habt in Eurer Verantwortung für uns versagt.«
Richard hielt seinem zornentbrannten Blick stand, erwiderte jedoch nichts. Kahlan wusste, es war sinnlos, den Mann in einem derart gefühlsbeladenen Moment, da seine Gemahlin und sein ungeborenes Kind ermordet zu seinen Füßen lagen, zur Vernunft bringen zu wollen.
König Philippe biss die Zähne zusammen. »Ihr seid doch gar nicht fähig, das D’Haranische Reich zu führen.«
»Eins verspreche ich Euch«, erklärte Richard, »ich werde den finden, der dies zu verantworten hat, und dafür sorgen, dass er seine gerechte Strafe erhält.«
»Ihr redet von Gerechtigkeit? Ich weiß, wer das zu verantworten hat.« Der König straffte seine Schultern und schob sein Schwert in die Scheide zurück. »Ich entbinde mein Land von der Treue zu Eurer Herrschaft. Wir erkennen Euch nicht länger als rechtmäßiges Oberhaupt des D’Haranischen Reiches an.«
Er warf noch einen kurzen Blick auf die vor ihm am Boden liegenden sterblichen Überreste seiner Frau, schloss dann für einen Moment die Augen, als müsse er seine Tränen oder einen verzweifelten Aufschrei unterdrücken – oder womöglich gar den Drang, erneut sein Schwert zu ziehen –, dann machte er kehrt und stapfte davon.
47
Das Schwert noch immer mit festem Griff gepackt, zog Richard Kahlan mit seiner freien Hand zu sich heran. Die erwiderte seine Geste stillschweigenden Verständnisses und legte ihm ihre Hand auf den Rücken. Worte waren überflüssig, noch wären sie in diesem Moment angemessen gewesen.
Ohne ein Wort an die anderen, die ihn mit ihren Blicken verfolgten, führte er sie aus dem Zimmer. Kahlan war dem Tod in all seiner Grausamkeit schon unzählige Male begegnet; in gewisser Weise hatte sie sich schon daran gewöhnt, hatte sich eine harte Schale zugelegt, um sich gegen diese Eindrücke zu wappnen. Und obwohl diese Schale seit dem Kriegsende zunehmend durchlässig geworden war, hatte ein gewaltsamer Tod für sie nichts Ungewöhnliches. Dieser Fall jedoch schien sie mehr als alle anderen zuvor bis in ihr Innerstes erschüttert zu haben.
Vielleicht, weil Catherine schwanger gewesen war, weil der Anblick eines ungeborenen, aus dem Mutterleib gerissenen Kindes ihr zugesetzt hatte. Vielleicht aber auch, weil es sie an ihr eigenes ungeborenes Kind erinnerte, das sterben musste, weil man sie während ihrer Schwangerschaft brutal zusammengeschlagen hatte. Sie unterdrückte einen kummervollen Aufschrei und gab sich größte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten – auch wenn sie der Meinung war, dass Catherine, in Abwesenheit ihres Ehemannes, der sich in einem letzten Akt der Zuwendung um ihre sterblichen Überreste hätte kümmern müssen, durchaus ein paar Tränen verdient gehabt hätte.
Draußen vor dem Zimmer blieb Richard zögernd stehen. Der Teppich auf dem weißen Marmorboden war an der Stelle, wo das Blutrinnsal verschwand, ein wenig zusammengeschoben worden, womöglich von den Stiefeln der Soldaten, die unter größtem Krafteinsatz versucht hatten, die Tür mit der Ramme einzudrücken.
Aus irgendeinem Grund verharrte Richard wie versteinert und starrte darauf.
Verwundert besah sich nun auch Kahlan die Stelle näher, und kurz darauf hatte sie es ebenfalls entdeckt, eine Art Zeichen, ganz hinten im Schatten unter der Teppichfalte.
Mit der Schwertspitze schlug Richard den Teppich zurück.
Wo eben noch der Teppich gelegen hatte, befand sich, beschmiert von Königin Catherines und des ungeborenen Prinzen Blut, ein in den polierten Marmor geritztes Symbol. Das Symbol war kreisrund und schien in Kahlans Augen ein wenig den Zeichnungen zu ähneln, die sie in der Schrift Regula gesehen hatte.
»Weißt du, was es bedeutet?«, fragte sie.
Ein Teil der Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. »Dort steht: ›Beobachte sie‹.«
»Beobachte sie? Bist du sicher?«, fragte Nicci, die jetzt ebenfalls das Symbol betrachtete.
Richard nickte und wandte sich dann herum zu Benjamin. »General, bitte sorgt dafür, dass man sich angemessen um die Königin kümmert. Und unterzieht das Zimmer einer sorgfältigen Untersuchung, ehe Ihr es säubern lasst, untersucht jeden Holzsplitter und haltet nach Fußspuren im Blut Ausschau, um festzustellen, ob
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