Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
nicht, was passiert ist. Ich weiß nur, dass es wehgetan hat, und dass ich Kahlan diesen Schmerz zu nehmen versucht habe. Irgendwie muss dieser Vorgang außer Kontrolle geraten sein.«
»Der Junge heilt intuitiv, über sein Einfühlungsvermögen«, klärte Zedd die Hexenmeisterin auf. »Mag sein, dass er ohne eine Ahnung von seiner Gabe aufgewachsen ist, und dass er es versäumt hat zu lernen, wie man sie korrekt benutzt, trotzdem habe ich ihn schon Dinge heilen sehen, die mich überfordert hätten.«
»Ich auch«, sagte Nicci. »Er benutzt seine Gabe auf ganz einzigartige Weise; trotzdem, er war nicht dabei, diese Krankheit hier zu heilen.«
»Seid Ihr sicher?«, wollte der alte Zauberer wissen.
Nicci nickte. »Ich habe erst sie, dann ihn abgetastet, dabei konnte ich den Kraftfluss messen; er war aus dem Gleichgewicht geraten. Der Schmerz wurde zurückgeführt und war dabei, die Kontrolle über ihn zu gewinnen, dabei hätte es eigentlich genau andersherum sein sollen. Seine Gabe hätte den Schmerz kontrollieren und ihr gleichzeitig die Heilkräfte zuführen sollen, aber das hat sie nicht. Mag sein, dass er intuitiv gehandelt und einfach getan hat, was er immer tut, nur hatte er es diesmal mit etwas völlig anderem, etwas Gefährlichem zu tun. Und deshalb hat es nicht funktioniert.« Sie warf Kahlan einen Blick zu. »Hat es doch nicht, oder?«
Kahlan musste zugeben, Niccis Ausführungen klangen überzeugend. »Nein. Nur verstehe ich das nicht. Er hat mich doch früher schon geheilt.«
»Genau«, meinte Richard. »Wieso hat es diesmal nicht genauso funktioniert?«
»Das kann ich nicht genau sagen, Richard. Aber aus irgendeinem Grund verhielt sich das Problem, das du zu heilen versucht hast, wie eine Infektion – etwa so, wie wenn man einen Kranken pflegt und sich dabei ansteckt. Am Ende sind beide erkrankt.«
»Aber davor müsste mich die Gabe doch eigentlich schützen.«
»Da hat der Junge recht«, warf Zedd ein.
Nicci schien nicht recht darauf antworten zu wollen. »Nun, dieses Problem wäre vielleicht nicht aufgetreten, wenn du, mit ein wenig Orientierungshilfe, die Wissenslücken im Umgang mit deiner Gabe geschlossen hättest. Aber mit Gewissheit vermag ich das nicht zu sagen.«
Zedd mochte mit Debatten oder Fragen keine Zeit vergeuden. »Nun, eins steht jedenfalls fest: Die Kratzer, die ich bereits geheilt hatte, sind zurückgekehrt und scheinen sich sogar entzündet zu haben. Bevor wir also irgendetwas anderes unternehmen, muss ich noch einmal hinein und das wieder in Ordnung bringen.«
»Der Meinung bin ich auch«, sagte Richard und wich ein Stück zurück, um Zedd Platz zu machen.
»Ich bin nicht sicher, ob das im Augenblick eine so gute Idee wäre«, meinte Nicci ein wenig geheimnisvoll im Flüsterton zu Zedd.
Ihre Zurückhaltung schien ihn zu verwirren. »Also, ich für meinen Teil halte es jedenfalls für keine gute Idee, diese Infektion sich ungehindert ausbreiten zu lassen. Am Ende könnte sie ihren Arm verlieren. Und wenn sie sich verschlimmert und auf andere Körperteile übergreift, könnte sie sogar tödlich verlaufen.«
Als sie die Besorgnis in Kahlans Miene sah, nickte Nicci und lenkte schließlich seufzend ein. »Ihr habt recht, Zedd. Aber erlaubt, dass ich Euch helfe.«
»Jede Hilfe ist mir willkommen«, sagte der, beugte sich über Kahlan und legte ihr die Hand auf die Stirn. Nicci legte ihre Hand darüber.
Sofort spürte Kahlan, wie die Energie seiner Gabe sie durchströmte und, unabhängig davon, auch das Kribbeln von Niccis Magie. Obwohl durchaus ähnlich, waren sie doch unverwechselbar und verströmten in der Kombination ein Gefühl wohliger Wärme, die sich sehr deutlich von Richards Gabe unterschied. Es war eine geradezu berauschende Empfindung.
Und doch meinte sie noch den Schatten von etwas anderem zu spüren, etwas Dunklem, das sich aggressiv in ihrem Inneren zusammenkrampfte.
Doch kaum war ihr der Gedanke gekommen, da wurde sie schon von der Energie der vereinten Kräfte von Zedd und Nicci mitgerissen; wieder wurden Raum und Zeit bedeutungslos, als die warme Glut der Magie sie durchströmte. Sie spürte, wie Zedd, in ähnlicher Weise wie zuvor Richard, ihr den Schmerz nahm, wenn auch mit einer Art gewandter kundiger Gründlichkeit.
Dann, völlig unvermittelt, verebbte das Gefühl; die Kombination der Kräfte von Nicci und Zedd war nicht mehr zu spüren.
Kahlan schlug die Augen auf und erschrak. Ihrem Empfinden nach war sie nur einen winzigen flüchtigen Augenblick
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