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Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Titel: Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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um jemanden zu verletzen oder zu töten, nimmst du dir auch selbst etwas fort. Wie viel du verlierst hängt davon ab, welche Verbindung du zu dem hast, was du angreifst. Ist es ein persönlicher Angriff? Weißt du, aus welchen Umständen heraus dich jemand angreift, und kennst du seinen Hintergrund? Hast du eine Vorgeschichte mit dem Angreifer? Ist der Angriff schnell und sauber oder ausgedehnt und ungeordnet? Hast du zu schnell oder zu heftig reagiert? Hast du gehandelt, weil es nötig war, oder voller Zweifel und Angst? All das zählt, mein Junge. All das zählt auf der Rechnung und bestimmt am Ende den Preis.«
    Er versteht. Und versteht es gleichzeitig auch nicht. Er hat keine persönlichen Erfahrungen mit dem, was ihn da gelehrt wird. Nie wird ihm der Stab gegeben, um ihn im Kampf zu erproben, nie darf er seine Macht an etwas Lebendigem ausprobieren. Alles wird ihm erklärt, aber er kann nur wenig selbst erleben. Er versucht, Schlüsse zu ziehen, aber nichts kann die eigene Erfahrung ersetzen. Er stört sich an den Einschränkungen, denen seine Ausbildung unterliegt. Er hört zu, und er lernt, fragt sich noch immer, wie es sein wird, wenn der Stab und seine Magie ihm gehören. Manchmal denkt er, der Talisman würde niemals der seine werden, dass der alte Mann sich ihn nur als Begleiter auserkoren hat. Er ist alt und abgekämpft, aber er führt ein geordnetes Leben. Es scheint keine Bedrohungen zu geben, und nichts macht sich bemerkbar, das einen von beiden vermuten lassen würde, die Übergabe des Stabes würde jemals etwas anderes sein als eine entfernte Möglichkeit, für die sie sich beide wappnen. Es quält den Jungen zu glauben, er habe seinen Traum von einem Leben mit dem Mädchen, das er so sehr liebte, für ein Versprechen aufgegeben, das nie erfüllt werden würde. Es frisst in ihm wie ein Geschwür, dass er sich vielleicht zu billig verkauft hat.
    Eines Tages jedoch, drei Jahre geht er nun schon in die Lehre, unterbricht der alte Mann ihren normalen Tagesablauf und geht mit ihm den Hügel hinunter zu einem Strom, der unterhalb der Hütte fließt, die ihnen gegenwärtig als Zuhause dient. In den letzten sechs Monaten haben sie an einem Lagerplatz gelebt, der jahrelang von Fallenstellern benutzt wurde. Auf dem Gebirgskamm gelegen, vor dem die Gipfel des Westens aufragen. Es ist ein idyllisches, unberührtes Fleckchen, von Auen überzogen, die im Sommer mit einem dichten Wildblumenteppich bewachsen sind und im Winter unter einer jungfräulichen Schneeschicht versinken. Die Sonne scheint hier oft, was sie in anderen Teilen des Tals nicht tut, wo die Nebel dichte Felder bilden und die Wolken über die Berggipfel kratzen. Sider mag diesen Ort und wünscht sich, sie könnten länger hier verweilen, aber er weiß aus Erfahrung, dass sie ihn schon bald verlassen werden.
    Denn heute spricht der alte Mann mit ihm nicht über den Unterricht oder die Auswahl eines Lagers.
    »Es gibt da etwas, worüber wir noch nicht geredet haben«, sagt er zu dem Jüngling. »Etwas, über das wir jetzt reden müssen. Es gibt außer mir noch jemand anderen, der den Stab trägt. Noch jemanden, der von den alten Rittern des Wortes abstammt.«
    Ihm gehört die volle Aufmerksamkeit des Jungen, als er eine kurze Pause macht, um sich zu sammeln.
    »Einen Elf«, sagt er schließlich. Er schaut in die Landschaft hinaus, als überblicke er eine Spanne seiner Jahre. »Zwei waren es, die ins Tal gekommen sind, zwei, die die Großen Kriege überlebten und die Stäbe trugen. Beide entstammten dem Menschengeschlecht, aber einer heiratete ein Elfenmädchen. Ihre Nachkommen blieben bei den Elfen, verheirateten sich auch weiterhin mit Elfen und wurden nach und nach richtige Elfen. Sie behielten ihre Stäbe, die Menschen ebenso wie die Elfen, aber weil die schützenden Nebel die Gefahren der alten Welt aussperrten, waren die Stäbe sinnlos geworden, und ihre Träger hatten keine Aufgabe mehr. Ihrer Anwesenheit wurde immer weniger Bedeutung beigemessen, und sie begannen allmählich ein Leben von der Art zu leben, wie ich es führe. Sie waren Wanderer, die Anlass zu Spekulationen, Neugierde und manchmal auch Misstrauen gaben. Niemand wusste mehr, wozu die schwarzen Stäbe gut waren oder warum sie immer noch von Träger zu Träger weitergegeben wurden.«
    »Ihr seid Wächter gegen die Gefahren, die kommen werden, wenn die Nebel zurückweichen und die Welt wieder das wird, was sie einst war«, sagt der Jüngling. »Hat sich denn niemand erinnert?«
    Der

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