Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
gewesen wie Panterra, andererseits hatte man ihm auch mehr Zeit gelassen, sich an seine Rolle als Schüler zu gewöhnen.
Außerdem hatte er von Anfang an gewusst, was von ihm erwartet wurde. Panterra dagegen hatte nicht die geringste Ahnung.
Diese Natur ihrer Beziehung war wohl die tiefere Ursache für seine Gereiztheit. Denn seit er diesem Jüngling begegnet war, reifte langsam und quälend die Gewissheit in ihm, dass Panterra Qu derjenige war, welcher nach ihm den Stab tragen sollte. Er besaß die notwendigen Fertigkeiten, das nötige Temperament und Verantwortungsgefühl. Außerdem war da noch etwas Undefinierbares, etwas, das ihn von den anderen unterschied, ihn zum Außenseiter machte und brandmarkte. Sider hätte nicht erklären können, woher diese Gewissheit kam, er empfand sie einfach. Panterra Qu war der, nach dem er gesucht hatte. Er hatte eine Weile gebraucht, sich damit abzufinden, jetzt jedoch fühlte es sich an, als hätte die Vorsehung es so bestimmt.
Die Schwierigkeit bestand nun natürlich darin, das dem Jungen zu erklären und ihn davon zu überzeugen, dass er die Entscheidung treffen sollte, die Sider selbst vor so vielen Jahren getroffen hatte… seinen alten Lebensplan aufzugeben und für sein neues Leben neue Pläne zu schmieden.
»Wir werden sie um Hilfe bitten«, antwortete er dem Jungen knapp und ausweichend. Immerhin war er sich selbst noch nicht sicher. Aber er würde es wissen, sobald sie sie gefunden hatten.
»Aber was kann sie denn ausrichten? Du hast doch miterlebt, wie man sie selbst als Mitglied des Dorfrates abgefertigt hat. Wäre sie nicht mit Pogue Kray verheiratet, hätte man sie schon vor langer Zeit verbannt oder ihr Schlimmeres angetan. Wenn sie uns jetzt hilft, wird Skeal Eile Mittel und Wege suchen, um sein früheres Versäumnis zu korrigieren.«
Da ist was dran, dachte Sider. »Das werden wir nicht zulassen«, erwiderte er. Er richtete seinen Blick auf Pan. »Darauf gebe ich dir mein Wort.«
Dem Jungen schien diese Zusicherung auszureichen, und sie gingen schweigend weiter. Sie mieden die Hauptstraße und blieben auf dem schmalen Pfad, der sie aus den Bergen von hinten in den Ort führte. Sider sah keinen Grund, ihr Eintreffen schon allen bekannt zu machen. Er hoffte, dass Aislinne einen Vorschlag hätte, wie sie weiter vorgehen sollten. Sie kannte das Dorf und seine Anführer weitaus besser als er und besaß die merkwürdig sichere Gabe zu beurteilen, wie man am besten Unterstützung gewinnen und dabei zugleich den Machenschaften Skeal Eiles entgehen konnte.
Auch düsterere Gedanken stellten sich ein. Mehr als einmal hätte er die Gelegenheit gehabt, den charismatischen Führer zu töten, ihn spurlos verschwinden zu lassen, so als hätte es ihn nie gegeben. Aber man hatte ihn nicht zum Attentäter ausgebildet, und seine ethischen Maßstäbe erlaubten es ihm nicht, jemandem zu schaden, der weder ihn noch einen Schutzbefohlenen direkt bedrohte. Skeal Eile kam dieser Definition allerdings sehr nahe, falls er wirklich für den Mordversuch an Panterra und Prue verantwortlich war. Die Beteiligung des Sektenführers blieb aber nur ein Verdacht, wie erdrückend der auch sein mochte, und es gab keinen Beweis. Viele Zuhörer waren anwesend, als Panterra bei der Ratsversammlung gesprochen hatte, und es war immerhin möglich, dass einer von ihnen blind vor Wut im Affekt gehandelt hatte.
Dennoch würde er einen Weg finden müssen, um sicherzustellen, dass der Sektenführer nicht versuchen würde, Aislinne etwas anzutun, nachdem er und Panterra wieder gegangen waren. Denn dass Eile so etwas bisher nicht getan hatte, war keine Garantie dafür, dass er es nicht in nächster Zukunft probieren würde. Besonders, nachdem er gehört hatte, was Sider zu sagen hatte. Die Lage im Tal war danach für immer verändert.
Kaum hatte er das gedacht, durchzuckte ihn ein Geistesblitz, der ihm die Antwort darauf gab, wie er am besten vorgehen sollte.
Aber er behielt sie noch für sich. Sie hatten den Rand des Dorfs erreicht, kamen so dicht an den Häusern vorbei, dass sie die Lichter und Bewegungen hinter Vorhängen sahen. Rechts von ihnen gingen ein paar Dorfbewohner über die Hauptstraße. Sie waren zu weit entfernt, als dass sie sie erkannt hätten, dafür jedoch konnten sie recht einfach einen Bogen um sie schlagen. Sider bedeutete dem Jungen, sich dicht bei ihm zu halten, huschte von Baum zu Baum, von Buschwerk zu Holzstapel zu Schuppen, und arbeitete sich so immer weiter zum Dorfkern
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