Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
alte Mann zuckt mit den Schultern. »Einige wenige. Aber die meisten dachten, die Welt sei unveränderlich, würde sich niemals entwickeln. Sie denken das immer noch, überwiegend. Oder sie glauben an die Lehren der Kinder des Hawk und warten darauf, erlöst zu werden. Es liegt in der Natur der Dinge zu glauben, das Vertraute und Bequeme dauerte bis in alle Ewigkeit.« Er blickt auf seine Hände. »Jedenfalls gibt es immer noch zwei von uns. Der andere ist ein Elf, und er ist gefährlich geworden. Er war nie so gefestigt, wie das für seine Aufgabe nötig gewesen wäre, und er war schon von Anfang an eine schlechte Wahl. Aber es war nicht meine Entscheidung, ihn auszuwählen, und ich schätze, er wird wie der Richtige gewirkt haben, als die Entscheidung anstand.«
»Warum ist er gefährlich?«
»Ihm fehlen Augenmaß und Vernunft. Er ist der Verlockung erlegen, die Magie des Stabes für den eigenen Reichtum und die Stärkung der eigenen Position zu benutzen. Er hat seine Berufung vergessen. Weil das Wort nicht mehr zu uns spricht und weil wir einer ungewissen Sache verpflichtet sind, sind wir stärker gefährdet, Wege zu wählen, die wir ansonsten gemieden hätten. Der Elf ist immer weiter von seinem Weg abgekommen und bewegt sich jetzt in einer Wildnis, in der eine Form von Wahnsinn ausgebrochen ist, die von ihm Besitz ergriffen hat. Ich sorge mich, dass er etwas anstellen könnte, und deshalb werde ich zu ihm gehen und nachsehen, ob ich ihm helfen kann.«
Der Junge schüttelt den Kopf. »Aber was kannst du tun?«
Der Alte lächelt. »Das muss ich herausfinden.«
»Ist das nicht gefährlich?«
Der alte Mann nickt. »Aber es gibt sonst niemanden, der ihn erreichen könnte. Und wenn es niemand versucht, dann wird die Gefahr immer größer, dass er etwas Schädliches tut.«
Der Junge schweigt eine Weile. Er überdenkt die Angelegenheit und ist sich darüber im Klaren, dass ihn der alte Mann beobachtet. »Ich werde dich begleiten«, sagt er schließlich.
Der alte Mann schüttelt den Kopf. »Nein. Du wirst hier auf mich warten. Meine Chancen, mich mit ihm unterhalten zu können, sind größer, wenn ich allein gehe. Sobald er mehr als einen von uns sieht, wird er sich bedroht fühlen. Er lebt mit der Furcht vor Verrat. Er vertraut niemandem. Er hat keinen Lehrling zum Begleiter und als Nachfolger, und er empfindet auch kein Verlangen, einen zu bestimmen. Er glaubt, er wäre unverwundbar und sein Leben sei unendlich. Die Macht der Magie hat ihn verführt und lässt ihn nicht los. Er meint, andere wollten sie ihm nehmen. Vielleicht gibt es tatsächlich welche, die das wollen. Aber er wird es nicht von mir befürchten, weil ich schon über meine eigene Macht verfüge und mir deshalb seine nicht stehlen muss.«
»Wann kehrst du zurück?«, fragt der Junge.
Der alte Mann betrachtet ihn und bleibt ihm lange eine Antwort schuldig. »Wenn ich kann«, sagt er schließlich.
Danach sitzen sie stumm beisammen, betrachten einander und dann die Landschaft. Dem Jungen gefällt nicht, was in der letzten Antwort mitklingt. Er hat ein ungutes Gefühl. Aber die Entscheidung ist gefallen, und er muss sie hinnehmen.
Auch wenn es ihn kalt und leer zurücklässt.
Bei Sonnenaufgang bricht der alte Mann auf. Er trägt seinen schwarzen Stab. Nur ein einziges Mal wird ihn der Junge noch sehen, bevor dieser Talisman, schwer vom Gewicht der Verantwortung, an ihn weitergereicht wird.
Die Erinnerung kam und ging, spiegelte seine Gedanken über das, was ihm eines Tages bevorstehen würde. Er hätte vielleicht auch noch so weitergemacht, sich selbst den letzten Erinnerungen an den alten Mann überlassen, doch Panterra Qu sprach mit ihm. Er flüsterte ihm etwas zu, als sie sich Glensk Wood näherten.
»Was wirst du ihr sagen?«
Plötzlich ging ihm der Junge auf die Nerven; er verlangte immer Antworten auf seine Fragen, selbst wenn sie eigentlich auf der Hand lagen. Vermutlich jedoch war er selbst einst ebenfalls so gewesen, als er, jung und unsicher, sein Schicksal in die Hände eines Mannes gelegt hatte, der im Grunde ein Fremder für ihn war und der trotzdem seine Zukunft auf eine Weise beeinflussen würde, die er sich nicht einmal annähernd hätte vorstellen können. Auch er hatte damals nach Antworten verlangt. Ungeduldig hatte er ausgeharrt und gewartet, bis sich ihm Dinge offenbarten, die geheim gehalten wurden, während doch gleichzeitig von ihm erwartet wurde, dass er das hinnahm. Er war zwar damals nicht so hartnäckig und bohrend
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