Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
sollten wir mit ihm anstellen?«
»Das, was du bereits getan hast. Übergib ihn der Obhut der Orullians. Lass sie zusammen Zeit verbringen. Vielleicht finden die Brüder etwas Nützliches heraus. Aber behalt ihn im Auge. Nur um sicherzugehen, dass wir keinen Fehler begangen haben, als wir ihn herbrachten. Ich werde nicht länger als zehn Tage fort sein, dann ist noch Zeit genug, für ein Treffen zu Taureq Siq zurückzukehren.«
»Das ist eine optimistische Schätzung. Du wirst nicht einmal annähernd alle Dörfer des Südens erreichen, bevor du schon wieder zurückkommen musst.«
Sider zuckte mit den Schultern. »So ist es nun mal. Ich werde versuchen, sie dazu zu bringen, Boten zu entsenden. Das ist das Beste, was ich tun kann.«
Der König stand auf. »Dann ruhe heute Nacht hier und brich morgens auf. Es nützt niemandem, wenn du erschöpft bist, und genauso siehst du gerade aus.« Er seufzte. »Und jetzt muss ich wohl mit meiner ungebärdigen Tochter darüber sprechen, was der Unterschied ist zwischen Versprechen einhalten und Versprechen brechen.«
Der Graue nickte und erhob sich gemeinsam mit ihm. »Gestatte mir noch eine Frage. Wir werden mit großen Gefahren konfrontiert, Wesen, die im Begriff sind, in unser Refugium einzudringen, Hoher Lord. Manche davon mögen Wurzeln haben, die bis in die Zeiten der Großen Kriege zurückreichen. Bei einigen ist Magie im Spiel. Früher stand auch den Elfen Magie zu Gebote. Ist davon jetzt nichts mehr übrig, dessen du dich bedienen könntest? Weißt du nichts über den Verbleib der blauen Elfensteine?«
In dem drückenden Schweigen, das dieser Frage folgte, betrachtete ihn der König mit versteinerter Miene. »Nichts«, antwortete er schließlich. »Die Elfensteine waren im Besitz der Belloruus-Familie, auch nachdem die Amarantynes die Könige der Elfen wurden. Soweit ich weiß, hat sich daran nie etwas geändert. Seit Jahren hat niemand mehr irgendetwas von den Elfensteinen gehört. Nicht, seit die Belloruus-Familie abgedankt hat und die Amarantynes regieren.«
»Aber du hast doch in die Familie eingeheiratet, nicht wahr? Hat man deiner Frau nie erzählt, was aus den Elfensteinen geworden ist?«
»Mir gegenüber hat sie jedenfalls nie etwas davon erwähnt. Als wir heirateten, waren die Elfensteine schon verschollen. Es gab keinen Anlass, von ihnen zu sprechen, und keinen Grund, warum sich jemand darüber Sorgen machen sollte.«
Sider streckte seinen hochgewachsenen Körper, wie um einen besseren Blick auf die Dinge zu bekommen. »Wäre es möglich, dass die Steine jetzt gefunden werden, dass, wer auch immer sie besitzt, in Erwägung zieht, sie herauszuholen, weil ihre Magie so sehr gebraucht wird?«
Oparion Amarantyne schaute ihm etwas länger in die Augen, bevor er sich abwandte. »Möglich ist alles. Wer auch immer sie genommen hat, müsste sie zurückgeben.« Dann winkte er plötzlich ab. »Du ruhst dich jetzt besser aus. In den nächsten Tagen gibt es viel für dich zu tun. Dafür wünsche ich dir Glück.«
Der Graue wusste, dass er jetzt besser nichts mehr sagen sollte, obwohl er es gern getan hätte. Die Sache mit den vermissten Elfensteinen war beunruhigend, aber nicht so beunruhigend wie das seltsame Desinteresse des Königs, was ihren Aufenthaltsort anbetraf. Es war, als wäre es ihm völlig gleichgültig und als wollte er damit nicht behelligt werden. Eine solche Magie sollte man nicht so beiläufig abtun. Sider schwor sich herauszufinden, warum Oparion Amarantyne genau dazu bereit zu sein schien.
Aber erst später, wenn Zeit dazu war.
Er schulterte seinen schwarzen Stab, vertagte innerlich die Angelegenheit mit den Elfensteinen und folgte dem König aus dem Raum.
KAPITEL 20
Drei Jahre ist es her, seit der alte Mann mit dem Stab bei ihm aufgetaucht ist. Er war der Vorbote einer Zukunft, die sein Leben verändern würde. Aus dem Knaben ist inzwischen fast ein Mann geworden, obwohl er noch keine zwanzig ist. Er ist großgewachsen und breitschultrig, stark und voller jugendlicher Zuversicht. Er hat seine Familie und den Bauernhof verlassen, um mit dem alten Mann zu gehen, um zu lernen, was ihn der andere lehren würde, um sich beim Einsatz der Magie des schwarzen Stabes anleiten zu lassen, und um zu erfahren, wie es in der großen weiten Welt zugeht. Er hat das Mädchen verlassen, von dem er einst geglaubt hatte, dass er es nie verlassen würde, aber selbst jetzt leuchtet sie in seinen Erinnerungen immer noch mit der funkelnden Klarheit kristalliner
Weitere Kostenlose Bücher