Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
antreten musste.
Er hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, als er eine Bewegung unter einem Stapel Decken im gegenüberliegenden Winkel des Zeltes wahrnahm. Er warf die Decken zurück. Darunter lag gefesselt und geknebelt die Kleine. Er schnitt sie los und stellte sie auf die Füße. Ihre Augen glühten vor Furcht.
»Kannst du laufen? Sieh mich an! Kannst du laufen?« Er sah, wie ihre Furcht verflog. Dann nickte sie. »Gut. Wir müssen uns beeilen. Bleib dicht bei mir.«
Er hüllte sie in den Umhang der toten Wache und führte sie durch das Loch auf der Rückseite des Zeltes, wobei sie über die Leichen des Hundes und des Trolls steigen mussten. Das Feuer, das er gelegt hatte, loderte immer noch… ein heller Schein am Nachthimmel. Er schlug einen anderen Weg ein als den, den er gekommen war, um eine Begegnung mit den aufgescheuchten Trollen zu vermeiden. Er ging mit der Kleinen zügig, aber ruhig weiter, widerstand dem Verlangen zu laufen. Hinter sich hörte er lautes Geschrei, glaubte jedoch nicht, dass die Trolle schon entdeckt hatten, dass das Mädchen fehlte.
Zehn Sekunden später änderte sich das. Ein anderer, gellender Schrei ertönte, und jetzt heulte auch noch eine Alarmsirene, deren tiefes Heulen über die ganze Ebene hallte. Er packte die Flechette, löste sie von seiner Schulter und ließ die Waffe auf seinem Bein ruhen. Er wollte nicht schießen, weil er wusste, dass er damit seine Position verriet und sie ihm sofort auf den Fersen wären. Aber vielleicht blieb ihm keine andere Wahl.
Die Schreie wurden lauter, und die Zahl der Trolle, die aufgescheucht herumliefen, wuchs rasch. Sie mussten es unbedingt bis zu seinem Panzerwagen schaffen, wenn sie überhaupt eine Chance haben wollten. Aber das Fahrzeug war noch ein ganzes Stück entfernt. Er marschierte weiter, erhöhte sein Tempo. Das Mädchen an seiner Seite wirkte in seinem Umhang wie ein stummer schwarzer Schatten. Die Kleine bemühte sich nach Kräften, mit ihm Schritt zu halten. Sie war verdammt zäh und hatte einen wirklich gestählten kleinen Körper.
Unvermittelt versperrte ihm eine Handvoll Trolle den Weg. Sie hoben ihre Hände, um ihn zu stoppen. Er scheuchte sie mit Gesten weg, schrie sie in ihrer eigenen Sprache an, und zu seiner Überraschung machten sie ihm Platz. Er hetzte weiter, machte sich nicht die Mühe, sich umzuschauen und versuchte mit seiner Körpersprache auszudrücken, dass er in wichtigen Angelegenheiten unterwegs war und man ihn nicht behelligen durfte. Das funktionierte so lange, bis er den Außenring des Lagers erreichte. Er hatte gerade seinen Panzerwagen in der Dunkelheit ausgemacht, als sich ihm von beiden Seiten ein Schwarm Wachtposten näherte. Wieder schrie er und gestikulierte herum, aber diesmal gaben die Drouj den Weg nicht frei.
Er schob das Mädchen grob hinter sich, riss den Lauf der Tyson Flechette hoch und erledigte die beiden Trolle zu seiner Linken, dann schwang er den Lauf der Waffe nach rechts und tötete drei weitere. Die Schüsse waren sehr laut und die Luft vom Geruch des Pulverschmauchs erfüllt.
»Lauf«, rief er dem Mädchen zu und stieß es in die Richtung des Panzerwagens.
Keine Zeit mehr für Theater! Das Spiel war aus. Von allen Seiten rannten jetzt Trolle auf ihn zu. Vor ihm stand das Kettenfahrzeug, an dem niemand Wache hielt. Pfeile zischten an seinem Kopf vorbei, und er hörte weitere surrend heranfliegen. Er sah sich nicht um, rannte hinter dem Mädchen her und benutzte seinen Körper als Schutzschild.
Mehrere Pfeile knallten auf seinen Rücken und versetzten ihm heftige Stöße. Die Körperpanzerung und das Leder hinderten sie daran, in seinen Körper einzudringen. Aber wenn auch nur einer davon seinen ungeschützten Kopf traf…
Als sie das Panzerfahrzeug erreichten, wirbelte er herum und feuerte ein halbes Dutzend Kugeln in die anstürmenden Trolle. Ein paar gingen zu Boden, der Rest stob auseinander. Er hackte den Code in die Tastatur, um die Türen zu öffnen und die Sicherheitsvorrichtungen zu entschärfen, dann schob er das Mädchen hinein und sprang ihr nach. Hinter ihnen schlossen sich die Türen, und er warf den Motor an.
Innerhalb von Sekunden waren sie vollständig von Trollen umzingelt, die auf der Metallpanzerung des Fahrzeugs herumhämmerten und mit ihren schweren Speeren die Scheiben zu durchstoßen versuchten. Er lachte sie aus, während seine Finger über die Armaturen glitten, er den Motor hochfuhr und die Schubdüsen zündete. Das gepanzerte Fahrzeug
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