Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
junger Panterra. Das sind magische Gegenstände aus der alten Welt, Dinge, die seit Jahrhunderten niemand zu Gesicht bekommen hat. Noch nicht einmal die Elfen; du aber hast sie gesehen. Ist es nicht auch möglich, dass du dich in dem irrst, was du da erblickt haben willst?«
Panterra schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was ich gesehen habe. Ich bin ein Fährtenleser. Ich bin nicht so leicht zu täuschen.«
»Aber du gibst zu, dass eine Täuschung möglich wäre, selbst bei einem Fährtenleser, der so geschickt ist wie du?«, bemerkte Skeal Eile geschmeidig und fixierte Panterra. »Ich kenne deinen Ruf. Du hast eine besondere Begabung. Aber jedem können seine eigenen Sinne einmal einen Streich spielen. Oder sie werden getäuscht, wenn es jemand darauf anlegt. Vielleicht ist hier so etwas geschehen.«
Ohne auf Pans Antwort zu warten, wandte sich Skeal Eile an die versammelten Gemeindemitglieder. Er hob seine Arme in die Luft, um alle Blicke auf sich zu ziehen und zu halten.
»Hört genau zu und passt auf, was ich euch sage. Diese Geschichte wird von den Lehren des Hawk nicht bestätigt. Sie läuft allem zuwider, was wir als wahr erachten. Diesen Lehren zu gehorchen hat uns jahrhundertelang sicher geleitet, wir haben sie studiert, als hinge unser Leben davon ab, und wir haben sie befolgt und in unseren Herzen bewahrt. Sie jetzt aufzugeben, sie beiseitezustoßen, als bedeuteten sie nichts, wäre ein beispielloser Irrtum. Und das alles nur aufgrund der Aussagen eines Jungen und eines Mädchens, die sich nur auf das stützen, was sie gehört und gesehen haben, als sie sich in Gesellschaft eines Mannes befanden, dessen Herkunft und Absichten äußerst zweifelhaft sind?«
Er fuhr mit den Händen durch die Luft und senkte sie wieder. »Wir sind die Kinder des Hawk, und wir wissen, was uns Hawk versprochen hat. Wir wissen, dass er uns hierher in Sicherheit gebracht hat und dass er uns holen wird, wenn es wieder sicher für uns ist, in die größere Welt hinauszuziehen. Vielleicht wird er uns lediglich ein Zeichen geben, vielleicht wird er aber auch wiedergeboren und Fleisch werden… kommen wird er gewiss. Die Nebel werden nicht verschwinden, die Schutzwände werden nicht fallen, und es wird auch keine Eindringlinge aus der Welt geben, die wir zurückließen, bevor der Wahnsinn, der von der Barriere aus unserem Tal ferngehalten wird, nicht ein für alle Mal beseitigt wurde. Und der Hawk wird derjenige sein, der uns davon Kunde bringt. Nicht irgendein Eremit, der nichts Besseres zu tun hat, als wilde Gerüchte in die Welt zu setzen.«
Das dumpfe Murmeln hatte sich zu einem leisen Singsang gewandelt, das jetzt anschwoll, den Raum erfüllte und die Versammelten vereinte. Panterra sah sich nervös um. Er konnte die Worte nicht richtig verstehen, aber der Tonfall indessen gefiel ihm gar nicht. Prue fasste ihn am Arm, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, und schüttelte den Kopf. Offenbar glaubte sie, er sei im Begriff, irgendetwas zu tun. Wollte er das? Er wandte sich wieder an Pogue Kray.
»Aber was ist, wenn er Recht hat?«, fragte er den Ratsvorsitzenden und hob die Stimme, damit ihn jeder hören konnte. »Was ist, wenn Sider Ament die Wahrheit sagt?«
»Sieh dich vor, Junge«, warf Skeal Eile rasch ein. »Deine Worte grenzen an Blasphemie. Du riskierst deine Erlösung als Kind des Hawk.«
Noch einmal schwoll das Gemurmel zu Schreien an. Einzelne Rufe waren jetzt schon deutlich zu hören. Noch einmal stand Pogue Kray auf, noch einmal rammte er seine Faust auf den Tisch und forderte Ruhe.
Die Menge verstummte, aber noch immer richteten sich böse Blicke auf Panterra.
»Wer reden will, möge es tun, aber der Reihe nach!«, grollte Pogue Kray mit tiefer Stimme und schaute finster in die Zuhörerschaft. »Und wählt eure Worte mit Bedacht.«
»Ich möchte sprechen!«, rief eine Stimme aus dem hintersten Winkel des Raumes. Es war eine Stimme, bei der sich Panterra sofort umdrehte.
Aus der Menge im hinteren Ende des Raums trat Aislinne Kray hervor und bahnte sich ihren Weg nach vorn. Sie war eine große, attraktive Frau mit langem blonden Haar, das inzwischen fast weiß geworden war. Ihre fein geschnittenen Gesichtszüge ließen sie viel jünger wirken, als sie war. Sie hatte einen entschlossenen Gang, dem sich niemand in den Weg zu stellen wagte. Die Leute machten ihr rasch Platz, und erneut breitete sich Stille aus.
Als Aislinne vor dem Ratstisch angekommen war, drehte sie sich ein wenig zur Seite, damit sie alle
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