Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
zu und wirbelte dann mit wehenden langen Haaren herum. »Komm, Panterra. Du siehst aus, als könntest du ein Glas Malzbier und eine warme Mahlzeit vertragen. Prue Liss, du kommst auch mit. Was auch immer noch getan werden muss, hat auch noch Zeit bis morgen.«
»Ich habe aber noch weitere Fragen an die Fährtenleser«, rief ihr Skeal Eile hinterher und trat einen Schritt vor, als wollte er versuchen, sie aufzuhalten. »Ihre Botschaft berührt Themen, die ganz klar in die Zuständigkeit der Kinder des Hawk fallen. Unsere Rechtsprechung ist in diesen Dingen nicht…«
»Es reicht, wenn ihr morgen eure Fragen stellt!«, warf Aislinne über die Schulter zurück, ohne ihre Schritte zu verlangsamen, noch sich umzusehen. »Ich wünsche allen eine gute Nacht. Panterra? Prue?«
Panterra blickte kurz zu Pogue Kray hinüber, der sie mit gesenkten schwarzen Augenbrauen finster musterte. Dann entließ er sie mit einer kurzen Geste seiner fleischigen Hand. »Geht!«, befahl er und ignorierte die neuerlichen Proteste Skeal Eiles, der sich über seine Schulter gebeugt hatte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Dann stand er auf und schlug mit der Hand auf den Tisch. »Die Ratssitzung ist hiermit beendet.«
Panterra und Prue beeilten sich, Aislinne einzuholen. Sekunden später traten sie durch die Tür des Langhauses in die menschenleere dunkle Nacht hinaus.
KAPITEL 6
Aislinne Kray trat von dem Vorbau des Gemeinde-Langhauses weg und sah sich nach Panterra und Prue um. »Das war nicht gerade das Klügste, was ihr je gemacht habt«, meinte sie. Die beiden sahen den Zorn in ihren funkelnden Augen.
»Das hat man uns bereits gesagt«, gab Panterra zu. »Aber gib Prue nicht die Schuld. Es war meine Idee. Ich wusste, wie die Reaktion ausfallen würde.«
Aislinne seufzte. »Ich glaube, ihr habt nicht den leisesten Schimmer, wie die Reaktion wirklich ausfallen wird.«
»Pan hat einfach nur das getan, was ihm Sider Ament aufgetragen hat«, verteidigte ihn Prue. »Er wollte keinen Ärger machen. Sie hätten ihn nicht so angreifen müssen.«
Panterra legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. »Vielleicht sollten wir einfach nur zu Bett gehen.«
»Noch nicht«, sagte Aislinne sofort. »Ich bin mit euch nämlich noch nicht fertig. Ist dein Haus leer? Du hast keine Besucher oder sonst jemanden, der dort schläft? Gut. Also gehen wir dorthin. Wir müssen reden.«
Sie ging durch das Dorf voran, ohne weiter mit ihnen zu sprechen. Ihr langes Haar wehte wie ein Schleier hinter ihr her, und sie ging schnell und zielsicher über die vertrauten Wege. Der Junge und das Mädchen folgten ihr. Sie hüllten sich enger in ihre Umhänge, als die kühle Nachtluft in ihre Haut biss. Sie war so kalt, dass sie auf ihren bloßen Gesichtern brannte. Der Himmel über ihnen war klar und voller Sterne, die sich wie ein Meer aus weißen Flecken über das ganze Firmament ergossen, sich vereinzelt zu dichten Haufen zusammenfanden und in der Nacht hell erstrahlten. Es war eine mondlose Nacht, so dass die Sterne umso heller funkelten.
Als sie die Gasse erreichten, in der Panterra wohnte, blieb Aislinne im Schutz der Bäume stehen und beobachtete die Häuser vor ihnen. Wortlos bedeutete sie dem Jungen und dem Mädchen zu warten, dann blieb sie einige Minuten lang reglos stehen und hielt Ausschau.
»Kommt«, befahl sie schließlich und setzte sich wieder in Bewegung.
Einen Moment später hatten sie die Straße hinter sich gelassen und gingen über den Weg zu Panterras Haustür. Der Junge öffnete sie mit seinem Schlüssel, und die drei schlüpften ins dunkle Innere.
»Schließ hinter dir ab!«, verlangte Aislinne mit einer Stimme, die kaum lauter war als ein Flüstern. »Zündet kein Licht an. Wo können wir reden, ohne dass uns jemand von draußen beobachten kann?«
Pan führte sie durch die Kate am Herd vorbei, in dem die Asche des morgendlichen Feuers inzwischen erkaltet war, dann durch die Küche zur Hintertreppe und die Stufen hinauf in den Raum, in dem sich sein Schlaflager befand. Die Dunkelheit dort wurde nur vom fahlen Glanz der Sterne erhellt, deren Schein durch die Fenster unter dem tief sitzenden Dach fiel. Sie setzten sich in einem kleinen Kreis auf den Boden.
»Gibt es einen Grund für all diese Vorsicht?«, wollte Panterra wissen. Er sprach sicherheitshalber sehr leise. Unmittelbar vor ihm leuchteten Aislinnes grüne Augen in der Dämmerung. »Gibt es vielleicht etwas, wovor wir Angst haben müssten?«
Sie sah ihn gereizt an.
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