Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
Fußfesseln und half ihnen auszusteigen. Zuerst konnten sie kaum stehen, weil ihre Beine von der langen Fesselung verkrampft waren. Arik Sarn, der weit stärker war, als er aussah, stützte sie beide, bis ihre Blutzirkulation wieder einsetzte und ihre unteren Gliedmaßen schmerzhaft zu prickeln begannen. Von Männern der Eskorte flankiert, führte der Troll sie durch die Menge zu einem großen Zelt in der Mitte des Lagers. Dort erwartete sie erneut eine Dunkelheit, die die Geräusche des Lagers draußen dämpfte.
»Bleibt hier«, befahl er ihnen und dirigierte sie hinüber zu einem Pfahl im Zentrum eines Zeltabschnittes, der durch Vorhänge vom Rest abgeteilt war.
Wie um noch zu unterstreichen, dass sie keine Wahl hatten, setzte er sie mit ihren Rücken gegen den Pfahl und kettete sie mit Fußfesseln an, die es ihnen unmöglich machten, ihren Platz zu verlassen. Dann drehte er sich wortlos um und verschwand dorthin zurück, woher sie gekommen waren.
Sie blieben etliche Stunden an dem Pfahl hocken, und irgendwann schliefen sie beide wieder ein. Der Ort ihrer Gefangenschaft war von einer andauernden, ununterbrochenen Geräuschkulisse umgeben, aber niemand betrat oder verließ das Zelt. Pan gab den Versuch auf, sich von seinen Fesseln zu befreien; die Fußkette war ebenfalls ein Teil ihrer Gefangenschaft, dem er nicht zu entkommen vermochte. Das Einzige, worauf sie seiner Meinung nach jetzt noch hoffen konnten, war die Rückkehr Arik Sarns.
Als der Troll endlich zurückkehrte, hatte er ein Tablett mit Trockenfleisch, hartem Brot und einen Krug Bier mit Bechern bei sich. Er stellte alles Mitgebrachte ab, dann kniete er sich neben sie und befreite sie von den Fesseln, die ihre Hände gesichert hatten. Ihre Fußfesseln löste er jedoch nicht. Er beschäftigte sich lange mit Prue, rieb ihre Handgelenke, um ihre Blutzirkulation wieder anzuregen. Dann zog er eine Tube mit einer zähen Salbe aus seinem Wams und strich sie auf ihre Abschürfungen und Schnitte. Währenddessen überließ er es Panterra, sich um sich selbst zu kümmern, und blickte nur ab und an zu ihm hinüber. Während er sich um Prue kümmerte, blieb sein Gesicht völlig unbewegt, und auch seine Augen verrieten nichts von seinen Gefühlen. Er ließ sich indessen sehr viel Zeit bei Prue und behandelte sie dabei eigentümlich sanft. Schließlich deutete er auf das Tablett und befahl ihnen zu essen. Er beobachtete sie stumm, während sie gehorchten. Als Pan Anstalten machte, etwas zu sagen, schüttelte der Troll den Kopf und wies erneut auf die Speisen und Getränke. Das Wichtigste zuerst, schien er sagen zu wollen, und Pan fügte sich.
Kaum hatten sie jedoch die Teller zurückgeschoben und die Becher geleert, wurde er wieder förmlich. »Wenn ihr mit dem Essen fertig seid, kommt Taureq Siq, um euch zu verhören. Als Maturen der Drouj wird er über euer Schicksal entscheiden. Ich werde euch die Fragen stellen, weil ich eure Sprache spreche, und ich kann eure Antworten übersetzen. Aber seid vorsichtig. Ihr müsst vollständig und wahrheitsgemäß antworten. Und mein Treueschwur als Geisel und Gast gehört mit zum Austausch der ältesten Söhne. Es ist mir verboten, die Wahrheit zu verbergen, und sei es auch nur ein wenig. Das verbietet mir die Ehre. Habt ihr mich verstanden?«
Panterra verstand ganz genau. »Du meinst, wir sollten nichts sagen, von dem wir nicht wollen, dass du es wiederholst.«
Sarn nickte. »Ganz recht. Grosha wartet nur darauf, euch an seine Hunde zu verfüttern. Er betrachtet euch als sein Eigentum, das ihm weggenommen wurde, und er ärgert sich darüber. Er macht mich dafür verantwortlich, aber sein Vater hat das Vorrecht, und Grosha weiß das. Jedenfalls könnte es sein, dass ich nichts mehr für euch tun kann. Taureq verwöhnt Grosha und gibt ihm meistens, was er will. Und er hat in dieser Angelegenheit keinen Grund, Grosha zu enttäuschen. Ich will tun, was ich kann, um zu helfen. Aber erinnert euch daran, was ich euch über eure Antworten auf Fragen gesagt habe. Überlegt genau, wie ihr redet und worüber.«
»Warum hilfst du uns?«, erkundigte sich Pan impulsiv. »Du schuldest uns nichts. Und du weißt nicht einmal, wer wir sind.«
Der Troll warf ihm einen undurchschaubaren Blick zu. »Wäre es besser, wenn ich euch nicht helfen würde? Wärest du dann glücklicher?«
Als direkt vor der Klappe der Zeltkammer hektische Aktivität ausbrach, erhob sich Arik Sarn schnell und drehte sich um. Einen Augenblick später schob sich das
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