Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
Zeit weiterzugehen, oder?«
Sie brachen auf und verschoben jegliche weitere Diskussion auf später. Ihnen war klar, wie schwer die ihnen gestellte Aufgabe war, und sie wussten sehr genau, dass ihre Chancen sehr gering waren. Sie sollten sich nicht allzu viel Hoffnungen machen. Aber dadurch, dass sie diese Unsicherheit und die Gefahr miteinander teilten, war sie besser zu bewältigen, als wenn sie sich ihr alleine hätten stellen müssen. Daran klammerte sich Phryne.
Nachdem sie Stunden gegangen waren – jedenfalls kam es ihnen so vor, obwohl sie nicht genau sagen konnten, wie viel Zeit tatsächlich verstrichen war –, erreichten sie den Ort, der ihnen von den Elfensteinen gezeigt worden war. Der Weg vor ihnen wurde von einem transparenten Vorhang versperrt, der aus Wasser zu sein schien und sich über den ganzen Gang ausbreitete. Allerdings stellten sie nach einer näheren Inspektion fest, dass es sich keineswegs um Wasser handelte. Es war etwas anderes, ähnelte mehr einem Spinnennetz, war faserig, nicht flüssig. Es kräuselte sich sanft, war vollkommen dicht mit dem Fels verwachsen, wies keinerlei Lücken auf, und dennoch war die Membran so klar, dass sie alle Farben und Formen auf der anderen Seite sehen konnten.
Und das Ende des Tunnels.
»Ist das da draußen nicht ein Wald?«, fragte Phryne.
Panterra nickte stumm. Er trat vor und berührte den Vorhang vorsichtig mit dem Ende seines Stabes. Die Membran erzitterte, dann drang der Stab hindurch, als wäre die Oberfläche doch flüssig. Er zog den Stab wieder zurück, sah ihn an, berührte ihn, wo er die Membran durchdrungen hatte. Dann schüttelte er den Kopf.
»Nichts. Kein Film, keine Feuchtigkeit, gar nichts.« Er sah sie an. »Wollen wir einfach versuchen hindurchzugehen?«
Sie nickte. »Ich glaube, uns bleibt nichts anderes übrig.«
Sie nahm seine Hand. Zusammen traten sie auf die merkwürdige, transparente Membran zu und gingen hindurch.
Einen Augenblick lang verloren sie die Orientierung, als wären sie gleichzeitig an einem Ort und an einem anderen. Es wurde wärmer, das Licht wurde heller, und die Gerüche in der Luft wirkten frischer. Im nächsten Moment waren sie nicht mehr unter der Erde; der Gang und die Höhle, aus der sie geflohen waren, kamen ihnen so fern vor wie der gestrige Tag. Stattdessen standen sie an dem Eingang einer Höhle, die sich zu dem Wald hin öffnete, den sie gesehen hatten, als sie noch auf der anderen Seite dieser merkwürdigen Membran gestanden hatten.
Phryne sah sich um. Der Vorhang und auch der Gang, den er versperrt hatte, waren verschwunden. Sie blickte auf eine solide Felswand, die die Rückwand der Höhle bildete, in der sie sich jetzt befanden. Es war klar, dass Magie ihnen erlaubt hatte, diesen Gang zu verlassen, und dass sie ihnen nicht erlauben würde, ihn wieder zu betreten.
»Ich will ja auch gar nicht wieder zurück«, sagte Phryne leise. Es gab nicht den geringsten Grund, auch nur darüber nachzudenken.
Sie verließen die Höhle und ihren versiegelten Eingang zu den unterirdischen Bestattungsgründen und den Grabmälern der Gotrins und gingen weiter, traten hinaus in das Licht des Tages und in einen Wald von großen Bäumen mit vielen Zweigen, die wie Eichen aussahen, aber etwas vollkommen anderes waren. Sie waren riesig, ehrfurchteinflößend, silbrig grau und uralt. Sie bildeten einen Wald, der sich von der Höhle und dem Hügel, in dem sich diese Höhle befand, so weit erstreckte, wie sie blicken konnten. Moose und Flechten bildeten eine unheimliche zweite Haut über den Baumstämmen und den Zweigen, und die Farben waren eine Mischung aus kontrastierenden Grüntönen, die nur kleine Stücke der grauen Rinde darunter durchschimmern ließ.
»Was sind das für Bäume?«, wollte Phryne wissen.
Panterra schüttelte den Kopf. »Was auch immer sie einmal waren, jetzt sind sie jedenfalls tot. Sieh dir die Zweige an. Überall gibt es Flechten und Moose, aber keinerlei Anzeichen von Knospen oder Blättern. Der ganze Wald ist tot, vermutlich schon sehr lange, sonst hätten sich diese Moose und Flechten nicht so ausbreiten können. Diesen Ort hier habe ich ganz bestimmt noch nicht …«
Er brach mitten im Satz ab und sah sie an. Sie wusste sofort, was er dachte. »Wir sind nicht mehr im Tal, oder?«, erkundigte sie sich. »Wir sind draußen.«
»Ich glaube ja, aber ich verstehe es nicht. Die Zeit und die Entfernungen stimmen einfach nicht. Es muss an der Magie liegen. Sie hat es uns ermöglicht, in so
Weitere Kostenlose Bücher