Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
Erfahrung mit dieser Magie; sie musste vorsichtig sein, wenn sie sie jetzt beschwor.
Sie musste ihre Macht respektieren.
Mistral hatte ihr die Elfensteine zugesprochen. Sie war bei dem Versuch gestorben, sie ihr zu geben. Sie sollte sie benutzen, um den Elfen zu helfen. Phryne konnte sich allerdings immer noch nicht vorstellen, wie sie das bewerkstelligen sollte. Doch im Moment spielte das keine Rolle. Wichtig war jetzt, einen Weg aus dem Untergrund zu finden. Sie würde den Elfen erst helfen können, wenn sie wieder in Arborlon war.
Sie nahm die Steine in die hohle Hand, legte die Finger darum und spürte, wie sie sich gegen ihre Haut pressten, als sie die Augen schloss und sich auszumalen begann, wo sie sein wollte. Sie dachte zuerst an Arborlon, an die Gebäude und Bäume und Gärten, an die Bewohner, die Alten und die Jungen. Sie dachte an Tasha und Tenerife. Nichts passierte. Sie dachte dann an den blauen Himmel und grünes Gras, an Bäume und Flüsse, an die frischen Gerüche, die sie von zu Hause kannte. Sie versuchte, ihre Gedanken zu fokussieren, aber es fiel ihr schwer. Ihr Verstand spielte ihr immer wieder Streiche, glitt von einem Bild zum nächsten, sprang von Menschen zu Kreaturen, zu Pflanzen, zu Orten, hin und her. Alles schien permanent in etwas anderes überzugehen.
Schließlich jedoch reagierten die Elfensteine, die Temperatur stieg, und ihre Magie strömte unvermittelt in Phryne hinein. Sie öffnete die Augen, als das blaue Licht aus den Steinen erstrahlte und den Tunnel blitzartig erhellte, in unvorstellbare Entfernungen durch die Dunkelheit zuckte und eine Barriere durchbohrte, die wie ein dünnes Laken aus klarem Wasser aussah. Von dort aus schoss das Licht weiter zu einer Öffnung, die in einen Wald mündete, den sie nicht kannte. Die Bäume waren alt, riesig und ehrwürdig, so viel sah sie, bevor das Licht erlosch.
»Was war das?«, fragte Pan leise. Er hatte es ebenfalls gesehen und sah sie jetzt staunend an. »Ich bin überall in diesem Tal gewesen und habe noch nie einen Wald wie diesen gesehen. Bist du sicher, dass dies alles richtig ist?«
Sie hätte fast gelacht. »Ich bin mir überhaupt nicht sicher. Ich bin weder sicher, wo wir sind, noch, wohin wir gehen, noch, wie wir dorthin kommen. Ich bin nicht einmal sicher, dass das, was wir gerade gesehen haben, der Ort ist, an den ich geführt werden wollte. Aber die Elfensteine sagen, dass wir das tun sollen.«
»Jedenfalls ist das nicht der Weg, auf dem wir hierhergekommen sind«, meinte er. »Dieser Tunnel, den uns die Elfensteine gezeigt haben, ist ein vollkommen anderer Weg hier heraus. Warum? Warum führen sie uns nicht den Weg zurück, den wir gekommen sind?«
»Es hat keinen Sinn, mich zu fragen, Pan. Ich habe die Elfensteine erst einmal benutzt, als ich sie gebeten habe …« Sie zögerte, als ihr klar wurde, was sie gerade zu sagen im Begriff war. Doch dann schüttelte sie den Kopf und überwand ihr Zaudern. »Als ich sie gebeten habe, dich zu finden. Es war ein Test, auf dem Mistral bestanden hatte, und er hat sehr gut funktioniert. Ob das diesmal auch so ist, weiß ich nicht.«
Sie spürte, wie sie errötete, als sie zugab, dass sie ihm nachspioniert hatte. »Vielleicht funktioniert es hier unten nicht so gut«, sagte sie hastig, »so weit im Erdinnern und so nah an den Grabstätten der Gotrins und ihrer Magie. Vielleicht reagieren sie nicht wie sonst. Oder aber ich habe sie vielleicht nicht auf die richtige Art und Weise gefragt. Ich weiß es nicht.«
Er streckte die Hand aus und schloss ihre Finger wieder um die Steine. »Ich glaube, es ist richtig so. Finden wir heraus, wohin dieser Tunnel führt.«
Sie schob die Elfensteine wieder in den Beutel und steckte den Beutel in ihre Tasche. Dann gingen sie weiter. Sich zu bewegen schien ihre Trauer ein wenig zu lindern. Sie dachte immer noch an Mistral, daran, wie ihre Großmutter einfach ins Nichts verpufft war, dachte daran, dass sie jetzt das letzte Mitglied ihrer Familie verloren hatte. Aber sie hatte bereits ihren anfänglichen Schock und auch ihre Verzweiflung überwunden und akzeptierte allmählich, was passiert war. Sie war sich zwar nicht sicher, wie stark sie war, aber sie wusste, dass sie wieder funktionieren konnte, dass ihre Panik gebannt und ihr gesunder Verstand wiederhergestellt war.
Und sie wusste auch, dass sie stärker war, solange Panterra Qu bei ihr war. Doch das erfüllte sie gleichzeitig mit widerstreitenden Gefühlen. Sie wollte zu diesem Zeitpunkt
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