Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
dass sie etwas tun musste, selbst wenn ihr nicht klar war, was das sein mochte. Auf jeden Fall konnte sie nicht die ganze Zeit weiter hier herumsitzen.
Sie gestattete sich selbst, ein paar Minuten zu schmollen und zu maulen, so leise, dass nur sie es hören konnte. Sie hatte das Recht, mürrisch zu sein. Pan hätte sie mitnehmen sollen. Er hätte nicht allein unter diesen Bogen treten und sie zurücklassen dürfen. Er wusste genau, wie verletzlich er war, wenn sie nicht bei ihm war. Das hatte sie ihm doch wohl deutlich genug gemacht.
Es sei denn natürlich, er glaubte ihr nicht. Er könnte ja annehmen, dass der König des Silbernen Flusses sie belogen oder sie reingelegt hatte und sie auf eine Art und Weise benutzt wurde, die sie nicht verstand. Der Gedanke lähmte sie einen Augenblick. Dann schüttelte sie leicht den Kopf. Das glaubte sie nicht; natürlich glaubte sie das nicht. Das Problem war, dass, ganz gleich was sie glaubte, Pan möglicherweise das genaue Gegenteil annahm. Es fiel ihr schwer zu akzeptieren, dass er es ihr vielleicht nicht sagen würde, aber keiner verhielt sich oder dachte wie gewohnt, seit die Schutzmauer gefallen war und die Drouj aufgetaucht waren.
»Sieh dich nur selbst an«, flüsterte sie.
Hab Vertrauen zu dir selbst.
Die Stimme erklang in ihrem Kopf, aber auch um sie herum. Sie sah sich überrascht um, hatte jedoch keine Angst. Sie kannte die Stimme.
Panterra Qu kann nicht zu dir kommen. Du musst zu ihm gehen.
»Aber wohin soll ich gehen?« Sie sprang auf und suchte nach ihm. Vergeblich. Der König des Silbernen Flusses war zwar da, aber für sie unsichtbar. »Sag mir, was ich tun soll!«
Sie klang verzweifelter, als ihr lieb war, aber sie konnte ihre Gefühle nicht unterdrücken.
Geh, wohin du geführt wirst, Prue Liss. Tu, was dein Herz dir sagt.
»Wer wird mich führen? Wohin werde ich geführt? Was meinst du mit ›Was mein Herz mir sagt?‹ Mein Herz sagt mir gar nichts!«
Die Worte platzten aus ihr heraus, während sie sich ziellos um ihre Achse drehte und nach der Quelle der Stimme suchte.
»Sag mir, was ich tun soll!«, wiederholte sie. Sie schrie jetzt.
Diesmal jedoch kam keine Antwort. Sie wartete, aber niemand sprach. Sie umkreiste den Bogen, als könnte sie so eine Spur von ihm finden. Ein Zeichen. Aber es gab nichts zu finden. Er war verschwunden. Er hatte gesagt, was er hatte sagen wollen, diese wenigen Worte, an denen sie sich wie an eine Rettungsleine festklammerte.
Plötzlich wurde sie wütend. Beobachtete er sie etwa? Konnte er sie von irgendeinem fernen Beobachtungspunkt aus sehen, der es ihm erlaubte einzuschätzen, was sie tat und wie erfolgreich sie war? Diese Idee missfiel ihr sehr. Man hatte ihr eine Aufgabe gegeben und ihr dafür einen Teil ihrer Sehkraft genommen, damit sie sie erfüllen konnte, und jetzt kam es ihr vor, als würde man ihr trotz ihres Opfers nicht vertrauen.
Ein paar Minuten lang kochte sie in der weißglühenden Hitze ihrer Wut, unfähig, über eingebildeten Verrat und Täuschung hinwegzusehen. Schließlich jedoch beruhigte sie sich, und sie konnte die Dinge wieder in einem vernünftigeren Licht betrachten. Eine Kreatur des Feenlandes wie der König des Silbernen Flusses hatte zweifellos genug Energie zur Verfügung, um jede ihrer Bewegungen zu verfolgen; sie wäre dumm, wenn sie etwas anderes annahm. Wenn er etwas sah, das ihm Sorge bereitete, würde er zweifellos überlegen, ob er mit ihr darüber sprach. Pan war verschwunden, und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn finden sollte. Also sagte er ihr, was sie zu tun hatte.
Sozusagen.
Aber nicht genau.
Denn letzten Endes hatte er keine einzige ihrer Fragen direkt beantwortet. Er hätte ihr durchaus genauer beschreiben können, wo sich Pan aufhielt. Aber das hatte er nicht tun wollen, und sie vermutete, dass er einen Grund für diese Entscheidung hatte. Andererseits hatte er auch angedeutet, dass sie immer noch verpflichtet war, Pan zu beschützen. Warum hätte er sich sonst die Mühe gemacht, ihr zu sagen, dass Pan nicht zurückkommen konnte, sondern sie zu ihm gehen musste?
Sie marschierte immer noch im Kreis herum und versuchte die Sache zu durchdenken, als Xac Wen im Laufschritt auftauchte und ihren Namen rief.
»Prue! Geht es dir gut? Ich habe Schreie gehört!«
Er hatte sein Langmesser gezückt, bereit, sie gegen jede drohende Gefahr zu verteidigen. Ein tapferer kleiner Junge, dachte sie. Jetzt schämte sie sich wirklich.
Sie streckte die Hände aus, um ihn zu
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