Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
Meilen von unwegsamem, verbranntem Gelände, bevor es sich gewaltigen Felswänden näherte. Dort zielte das Licht auf einen Spalt, der Sekunden zuvor noch unsichtbar gewesen war, fegte durch eine Schlucht, durch einen schmalen Pass, an einer Barrikade vorbei, die an einer engen Stelle der Schlucht errichtet worden war und an der auf beiden Seiten Dutzende von Leichen lagen. Schließlich jagte das Licht in das Tal, das sie beide so gut kannten, und beleuchtete Arborlons vertraute Katen und Gärten.
Dann flammte das Licht noch einmal auf und erlosch. Die Bilder verschwanden.
Der Junge und das Mädchen wechselten einen Blick. »Das war nicht der Aphalionpass«, erklärte sie.
»Nein«, stimmte er zu. »Das war die Declan-Schlucht. Es waren die Bastionen, an denen ich mit den Männern von Glensk Wood gearbeitet habe. Aber diese Männer sind alle tot, und die Bastionen sind immer noch verlassen. Das verstehe ich nicht.«
»Ich auch nicht. Warum wurden die Barrikaden nicht von anderen Männern aus dem Dorf besetzt? Irgendetwas Schlimmes ist da passiert, Pan.«
Er blickte über die Hügel, nicht bereit zu spekulieren. »Wenn die Declan-Schlucht der nächste Eingang ins Tal ist, befinden wir uns sehr weit südlich von Aphalion. Wir müssen aufbrechen.«
Sie gingen los, und die Aussicht, ihr Ziel zu erreichen, trieb sie weiter, trotz Durst, Hunger und Erschöpfung, belebte ihre Entschlossenheit. Sie erreichten die Hügel und machten sich an die mühsame Aufgabe, sie zu erklimmen, hinabzusteigen, Schluchten auszuweichen und Senken zu durchqueren, während sie gleichzeitig darauf achteten, dass sie die Richtung im Blick behielten, die ihnen die Elfensteine gewiesen hatten. Das war nicht weiter schwierig, weil drei eindeutig erkennbare Gipfel eine scharfe Reihe von Zacken bildeten, unter denen die Declan-Schlucht sie erwartete. Der Trick bestand darin, so wenig Zeit wie möglich bei dem Versuch zu verlieren, das unebene Gelände zu überwinden. Für diese Aufgabe waren sie allerdings nicht unbedingt in der besten Verfassung.
Sie taten dennoch, was sie konnten, befanden sich jedoch den größten Teil der Zeit unterhalb des Horizonts und konnten nicht genau sehen, wohin sie gingen, bis sie die nächste Anhöhe erreichten und erneut die Richtung zu ihrem Ziel festlegen konnten. Es war eine langsame, monotone Arbeit, und sie merkten, dass ihre Kräfte sehr schnell nachließen. Der Himmel war bedeckt, und unter der dicken Wolkendecke hatte sich eine Hitze- und Staubschicht gefangen, was ihren Durst nur noch vergrößerte.
Sie waren bald schweißgebadet, während sie weitertrotteten und sich auf ihren Gesichtern der unverkennbare Ausdruck von Resignation und Verzweiflung eingrub.
Als sie mehrere Stunden später eine Rast machten, kam es ihnen vor, als wären sie ihrem Ziel keinen Schritt näher gekommen.
»Ich weiß nicht, ob wir das schaffen«, stöhnte Phryne, ließ den Kopf zwischen die Knie sinken und fuhr sich mit den Fingern durch ihr zerzaustes Haar. »Ich bin so müde.«
Sie sprach aus, was auch Pan empfand, also antwortete er nicht. Sie blieben sitzen, wo sie waren, schwiegen und warteten darauf, dass sie wieder zu Kräften kamen.
Plötzlich hob Pan den Kopf. »Hast du das auch gehört?«
Phryne machte sich nicht einmal die Mühe, den Kopf zu heben, ganz zu schweigen davon, dass sie sich zu einer Antwort aufraffte. Sie schüttelte einfach nur den Kopf.
Pan jedoch sprang sofort auf. »Schreie, Gebrüll … irgendwo da drüben.« Er deutete nach Norden, jenseits der Declan-Schlucht. »Da wird eine Schlacht geschlagen.«
Phryne erhob sich rasch und blickte in die Richtung, in die er zeigte. »Ich kann nichts sehen.«
»Ich auch nicht«, erwiderte er. »Aber ich kann es deutlich hören. Du auch?«
»Jetzt schon. Was ist das, was glaubst du?«
Er sah sie an. »Finde es heraus, benutz die Elfensteine.«
Sie überlegte nicht lange, zog den Beutel mit den Steinen heraus, nahm sie in die Hand und hielt sie vor sich, in Richtung der Kampfgeräusche. Diesmal ließ sie die Augen offen, beobachtete, wartete, vollkommen konzentriert.
Die Magie der Elfensteine flammte auf, explodierte aus ihrer Hand, und das Licht zuckte in die Ferne. Es flog über Hügel und Schluchten, über unfruchtbaren Boden und zerklüfteten Fels, über die breite Stelle dahinter, und die Magie öffnete ein Fenster zu allem, was zwischen ihnen und ihrem endgültigen Ziel lag.
Dann war die Schlacht direkt vor ihnen, und sie konnten die Armeen
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