Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
sehen, die am Eingang eines Passes miteinander kämpften; es war zweifellos der Aphalionpass. Elfen und Drouj waren in eine fürchterliche Schlacht verwickelt, und überall lagen bereits Leichen auf dem Boden, über den das Blut in hellen, roten Strömen floss.
Die Magie flammte noch einmal auf und erstarb. Panterra und Phryne standen voller Entsetzen da.
»Ich muss dorthin!«, rief sie und wirbelte herum. Die Verzweiflung und der Schock verzerrten ihr Gesicht. »Ich muss ihnen helfen!«
Sie hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, eilte rasch weiter, während sie die Elfensteine in ihren Beutel fallen ließ. »Schnell, Pan!«
Er beeilte sich, sie einzuholen, wobei er sich einmal kurz umsah, ein automatischer Reflex auf diese plötzliche Entscheidung, die sie so leichtsinnig auf offenes, ungeschütztes Gelände führte. Er drehte sich dabei einmal um sich selbst. Als er die Erde und den Himmel in allen Richtungen überprüfte, mit scharfen Augen und misstrauisch, sah er den schwarzen Punkt. Er war so weit weg, dass er ihn fast übersehen hätte. Doch innerhalb von Sekunden war er erheblich größer geworden und hob sich vor dem blaugrauen Himmel ab. Er näherte sich ihnen, kam rasch heran.
»Phryne!«, schrie er warnend.
Sie fuhr herum, ging langsamer, blieb jedoch nicht stehen, und die Entschlossenheit auf ihrem Gesicht wich der Verwirrung. »Was ist los? Pan, warum kommst du nicht …?«
Dann sah sie es. Es war jetzt noch näher gekommen, so nahe, dass es allmählich eine Form annahm und seine unverkennbare Silhouette deutlicher wurde. Phryne blieb wie angewurzelt stehen, ob vor Schreck oder Ehrfurcht, konnte Pan nicht sagen. Er wollte zu ihr laufen, sie zurückziehen, ein Versteck für sie finden. Aber es war sinnlos. Sie befanden sich mitten auf freiem Gelände, nirgendwo gab es Deckung. Sie standen auf einem Hügelkamm, meilenweit sichtbar für jedes Lebewesen, das gute Augen hatte, und Pan war sich absolut sicher, dass die Sehkraft der Kreatur, die da auf sie zuraste, geradezu exzellent war.
»Pan!«
Er hörte, wie Phryne seinen Namen rief, fast keuchend, aber er wusste nicht, ob sie ihn rief oder ob sie eine Emotion ausdrückte, die er sich nicht einmal annähernd vorstellen konnte.
Im nächsten Moment hatte die Kreatur sie erreicht. Mit gespreizten, riesigen Schwingen, den langen Hals vorgestreckt und die riesigen, mit Krallen bewehrten Füße ausgestreckt, sank der Drache zu ihnen herab.
KAPITEL 23
»Ich glaube nicht, dass sie auf diesem Weg zurückkehren!«, meinte Xac Wen.
Prue saß etwas abseits, den Rücken an das Fundament des Bogens der Belloruus gelehnt, und antwortete nicht. Sie war schmutzig und erschöpft, ihre Kleidung zerknittert, ihr Gesicht mit Staub verschmiert, in dem Tränen der Wut und Frustration Spuren hinterlassen hatten. Der Morgen dämmerte schon, und sie hatte die ganze Nacht mit dem Jungen hier gesessen und darauf gewartet, dass Pan wieder auftauchte.
»Ich meine, dasselbe ist Phryne passiert«, fuhr der Junge fort und wiederholte damit eine Beobachtung, die er bereits ein Dutzend Mal geäußert hatte. »Sie ist unter den Bogen getreten, verschwunden und nicht wieder herausgekommen. Ich habe damals genauso gewartet wie jetzt, und es war reine Zeitverschwendung.«
»Sag einfach nichts mehr«, forderte sie ihn auf.
Natürlich redete er weiter. Wenn es etwas gab, worin Xac Wen wirklich gut war, das hatte sie in den letzten fünfzehn Stunden feststellen müssen, dann war das Reden. Er redete unablässig, teilte seine Gedanken mit, alle seine Gedanken, und unterschied dabei nicht zwischen denen, die einen Zweck erfüllten, und denen, die das nicht taten. Außerdem gab er sich nicht die geringste Mühe, die Zahl der Wiederholungen auf ein einigermaßen erträgliches Maß einzuschränken.
»Ich will damit nicht sagen, dass ihnen etwas Schlimmes zugestoßen ist, dass sie zum Beispiel tot sind oder so etwas. Keineswegs, das sage ich ja gar nicht. Ich glaube nur, dass sie einen anderen Weg hinaus gefunden haben könnten. Mehr nicht. Ich sage nur, dass wir diese Möglichkeit in Betracht ziehen müssen.«
Es interessierte Prue nicht, was sie seiner Meinung nach tun sollten, und sie wollte auch seine Ansichten über Pans Wohlergehen nicht hören. Eigentlich wollte sie nur, dass er endlich verschwand. Sie war schon von Natur aus eine eher zurückgezogene Person, sowohl was ihre Veranlagung anging als auch ihre Arbeit, und die einzige Gesellschaft, die sie jemals wirklich genossen
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