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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sie ihnen Fragen stellte. Sie reagierten auch nicht, wenn sie darum bat, Nähzeug zu bekommen oder Bücher, damit sie lesen konnte, oder auch nur ein paar Stifte, um zu zeichnen.
    Sie hatte immer noch keine Ahnung, womit sie diese erbärmliche Behandlung verdient hatte.
    Sie wusste jedoch, wenn auch nur aufgrund einer wohlfundierten Annahme, dass man ihr die Schuld an Arik Siqs Flucht zur Last legte. Sie konnte sich nur nicht erklären warum. Dass sie irgendetwas tun würde, um einem Drouj zu helfen, vor allem dem, der für den Tod von Sider Ament verantwortlich war, war einfach vollkommen absurd. Sie hatte nicht den geringsten Grund, einem solchen Mann zu helfen; zudem hatte sie nichts zu gewinnen, wenn sie etwas tat, das ihrem eigenen Volk schaden würde.
    Trotzdem saß sie hier in dieser Zelle, war eines schrecklichen Verrats angeklagt und hatte den Eindruck, sie war dazu verdammt, den Rest ihres Lebens in diesem Raum zu verbringen.
    Natürlich wusste sie, dass es nicht wirklich so lange dauern würde, aber allmählich fühlte es sich so an. Wenn man nicht hinausblicken konnte und nicht wusste, ob es dunkel oder hell war, wenn man mit niemandem über das sprechen konnte, was in der Welt passierte, bekam man schnell das Gefühl, als ob die Zeit vollkommen zum Stillstand gekommen wäre.
    Dass nicht einmal Pogue sie besucht hatte, traf Aislinne besonders schmerzlich. Sie wusste zwar, dass ihre Beziehung gelitten hatte, vor allem seit Sider Ament mit seiner Nachricht, dass die schützenden Nebelbarrieren zusammengebrochen waren, im Dorf aufgetaucht war. Aber sie hatte nicht erwartet, dass Pogue sie vollkommen im Stich lassen würde. Sie hatte angenommen, dass er sich zumindest ihre Erwiderung auf die Beschuldigungen ihrer Ankläger anhören würde, wer auch immer das sein mochte. Sie hatte gedacht, er würde ihr zumindest erlauben, sich zu verteidigen. Ganz offensichtlich jedoch hatte sie sich geirrt. Er war nicht einmal zu ihr gekommen, hatte ihr keine Nachricht geschickt, hatte seit ihrer Einkerkerung nicht versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
    Sie bückte sich und spritzte sich Wasser aus der Schüssel ins Gesicht. Sie machte das öfter, als sie zugeben mochte, versuchte, sich den Schmutz und den Staub abzuwaschen, der sich auf ihren Körper legte, obwohl sie nur tatenlos hier herumsaß. Es wurde zu einer Gewohnheit, die sie nicht abstellen konnte, eine Reaktion auf die Art und Weise, wie sich ihre Haut zusammenzog und ihre Nerven sich zum Zerreißen spannten. Dass sie so eingesperrt war, beeinflusste sie auf eine höchst unangenehme Art und Weise. Sich zu waschen schien zu helfen, aber ihr war klar, dass dies am Ende nicht genügte, damit sie bei Verstand blieb.
    Als sie ihr Ritual beendet hatte, setzte sie sich hin und dachte über die Welt außerhalb der Mauern ihres Gefängnisses nach, dachte an Sonne und frische Luft, an das Geräusch von Kinderstimmen, und im nächsten Moment begann sie zu weinen. Sie versuchte nicht, dem Einhalt zu gebieten. Sie ließ es geschehen, versuchte, auf diesem Wege den Schmerz aus ihrem System herauszubekommen. Irgendwann würde sie stark genug sein müssen, um mit dem fertigzuwerden, was ihre Wächter mit ihr geplant hatten. Denn wenn sie sich einer Sache sicher war dann der, dass sie einer weiteren Bestrafung nicht entkommen würde.
    Entsprechend überrascht war sie, als das Schloss zu ihrer Zelle geöffnet wurde, die Tür aufschwang und Pogue Kray hereinkam.
    Sie stand auf, um ihn zu begrüßen. Sie hatte längst aufgehört, jemand anderen als die Wachen zu erwarten, und ganz bestimmt hatte sie nicht mit dem Auftauchen ihres Ehemannes gerechnet. Es verblüffte sie, als sie merkte, dass sie sich freute ihn zu sehen, wie erleichtert sie über seinen Besuch war. Besser spät als nie, und vielleicht konnte sie ihn jetzt dazu bringen zu erkennen, dass man ihr Unrecht getan hatte.
    Allerdings ließ seine harte Miene nicht darauf hoffen, dass sich die Dinge so entwickeln würden.
    »Aislinne.«
    Er sprach ihren Namen nicht wie einen Gruß aus, sondern fast schon angewidert. Außerdem kam er nicht zu ihr, machte keinen Versuch sie zu umarmen. Stattdessen trat er zur Seite, damit der Wachposten die Tür hinter ihm schließen konnte. Er blieb im Schatten stehen, am Rand des Kerzenlichtes, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Plötzlich wallte Ärger in ihr auf. »Warum hast du so lange mit deinem Besuch gewartet? Verachtest du mich so?«
    Er nickte langsam. »Schlimmer noch, Aislinne.

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