Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
Du hast mich betrogen, sowohl als Ehemann als auch als Ältester dieses Dorfs und seines Rates. Du hast mich mit deinen Aktionen beschämt, nicht nur jetzt, sondern auch vorher, immer und immer wieder.«
»Du sprichst von Sider Ament. Ich habe dich nie mit ihm betrogen, niemals. Und ich habe auch nicht geholfen, den Drouj zu befreien. Er ist nicht gerade ein Freund von mir.«
Ihr Ehemann wandte sich von ihr ab und spuckte auf den Boden. »Er war dein Liebhaber. Sehr wahrscheinlich waren beide deine Liebhaber.«
Aislinne war wie vom Donner gerührt. »Das ist nicht wahr! Das ist nicht einmal annähernd logisch! Ich kann zwar deinen Verdacht verstehen, was Sider angeht, auch wenn er unbegründet ist. Aber der Drouj? Wie kommst du darauf, so etwas anzunehmen?«
»Weil du gesehen worden bist!«, schrie er. Sie zuckte unwillkürlich zusammen. »Weil es berichtet wurde und es jetzt jeder weiß!«
»Es wurde gesehen? Wer hat es gesehen?«
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Welche Rolle spielt das noch? Du wurdest gesehen, deine Handlungen wurden gemeldet, und dein Betrug wurde enthüllt. Du musst gedacht haben, dass es mir nichts ausmachen würde, weil unsere Ehe ohnehin zerrüttet war und unsere Zeit zusammen nichts mehr bedeutet. Du musst dich zu dem Drouj hingezogen gefühlt haben und hast auf deine impulsive Art und Weise gehandelt.«
»Pogue, das ist vollkommener Unsinn …«
»Aber ihn zu befreien?« Ihr Ehemann ignorierte ihre Versuche, ihn zu unterbrechen. »Ihn freizusetzen, obwohl du wusstest, dass er zu seinem Volk zurückkehren und sie durch die Pässe ins Tal führen würde, damit sie uns alle töten könnten? Hat er dir versprochen, er würde zurückkommen, um dich zu retten, wenn du ihm hilfst? Hast du ihm das tatsächlich geglaubt?«
Der große, massige Mann war beinahe in Tränen aufgelöst, obwohl er Aislinne hätte zerschmettern können, ohne auch nur darüber nachzudenken. Er unterbrach sich unvermittelt und legte seine Hände über sein Gesicht, um es vor ihr zu verbergen.
»Pogue, nein.«
Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was er ihr antun könnte, ging sie zu ihm, legte ihre Hände auf seine Schulter und drückte ihn fest. »All diese Anschuldigungen sind erlogen«, sagte sie leise. »Es kümmert mich nicht, wer sie ausgesprochen oder sie nachgeplappert hat. Ich habe mit dem Drouj nicht einmal gesprochen. Ich war nie auch nur in demselben Raum mit ihm. Ich habe dich in keiner Weise betrogen, und ich habe ihn auch nicht freigelassen. Ich würde so etwas niemals tun, aus keinem Grund. Und ganz gewiss nicht, weil ich mich von ihm angezogen fühlte. Sieh mich an, Pogue.«
Er ließ die Hände sinken und drehte sich zu ihr herum.
»Ich sage es dir noch einmal: Ich habe ihn nicht freigelassen. Ich gebe dir mein Wort darauf als deine Ehefrau, mein heiligstes Wort.«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagte er schließlich. »Ich weiß es nicht mehr.«
»Sieh mich an«, wiederholte sie. Er hatte den Blick zu Boden gesenkt, aber bei ihren Worten hob er ihn und starrte ihr erneut in die Augen. »Glaube mir. Glaube mir in diesem Punkt, wenn schon in keinem anderen. Glaube mir, was ich dir sage. Lass mich nicht im Stich. Lass nicht zu, dass man mir das antut. Lass mich meinen Anklägern gegenübertreten. Meine Ankläger sollen aufstehen und mir die Anklage ins Gesicht sagen. Mehr verlange ich nicht. Nur das.«
Er schüttelte den Kopf, um die Unmöglichkeit ihrer Forderung zu zeigen. »Skeal Eile sagt, es gäbe keinerlei Zweifel. Man hätte dich zweifelsfrei erkannt.«
Skeal Eile. Das hatte sie sich gedacht. »Skeal Eile hasst mich, das weißt du. Wenn er jemanden sucht, dem er die Schuld dafür anhängen kann, denkt er natürlich zuerst an mich. Wenn er Zeugen hat, soll er sie vorführen. Ich werde mich ihnen stellen. Denn das alles stimmt nicht, Pogue, und du weißt es.«
Er fuhr mit der Hand durch sein dickes, dunkles Haar, über das Gesicht und wischte die Tränen weg, die über seine Wangen liefen. »Ich will es glauben. Ich will dir glauben, was du mir sagst. Aber irgendetwas … etwas hält mich davon ab. Zweifel, die ich nicht abschütteln kann. Sie verfolgen mich. Ich sehe dich immer mit ihm. Dann sehe ich dich mit Sider.« Er schüttelte noch einmal den Kopf. »Das macht mich fast wahnsinnig. Ich bin kaum noch Herr meiner selbst. Deshalb bin ich nicht früher gekommen. Ich habe es nicht über mich gebracht.«
Sie legte ihre Arme um ihn und hielt ihn fest.
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