Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
der Lumpensammler ihm befahl, weil er vollkommen unter dem Einfluss des Dämons stand und außerdem überzeugt war, dass seine Mitarbeit letztlich zu Resultaten führte, die seinen eigenen ehrgeizigen Plänen dienten.
Der Seraph kam die Treppe vom ersten Stock herunter und blickte rasch an dem Lumpensammler vorbei, um sich zu vergewissern, dass niemand ihm gefolgt war. Der Lumpensammler lächelte. Skeal Eile machte sich immer noch Sorgen um den äußeren Schein, obwohl das das Letzte war, woran er denken sollte.
»Hat er sich von ihr überreden lassen?«, fragte der Seraph rasch. Sein hageres Gesicht wirkte besorgt. »Hat Pogue auf sie gehört?«
»Er wird den Rat bitten, ihr zu erlauben, sich zu verteidigen. Und er wird verlangen, dass man ihr erlaubt, ihre Ankläger zur Rede zu stellen. Wir müssen also die Zeugen aus dem Hut ziehen, die wir angeblich haben. Es ist zwar ein bisschen schwierig, aber es könnte trotzdem klappen.«
Der Seraph trat zurück und schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir nicht. Aislinne Kray ist gefährlich. Es wäre besser, wenn wir sie einfach umbrächten.«
»Tatsächlich?« Der Lumpensammler runzelte die Stirn. »Mir fällt allerdings auf, dass du das bisher noch nicht getan hast. Wieso also wäre es klüger, sie jetzt zu töten?«
»Wir haben sie eines schweren Verbrechens angeklagt und sie in den Kerker geworfen. Es wäre ziemlich einfach, ihren Tod zu arrangieren. Selbstmord. Schuldgefühle und die bedrückende Depression wegen ihres Betrugs führten dazu, dass sie sich das Leben nahm, das könnten wir sagen.« Er zuckte mit den Schultern. »Pogue wäre sicher aufgebracht, aber er würde schon darüber hinwegkommen. So sehr liebt er sie auch wieder nicht.«
Der Lumpensammler schüttelte den Kopf. Idiot. Er liebt sie mehr, als du glaubst. »Das würde Probleme schaffen, die wir nicht brauchen können. Es wäre einfacher, wenn alle einfach diese Frau vergessen würden. Es wäre besser, wenn sie sich auf etwas anderes konzentrieren müssten.«
Der Seraph sah ihn interessiert an. »Hast du jemand Bestimmten im Auge?«
Der Lumpensammler hielt inne und überlegte, wie er am besten das ausdrücken sollte, was er sagen wollte, ohne den Mann vorzuwarnen, was auf ihn zukam. Es wurde Zeit, diese Scharade zu beenden, aber er wollte die ganze Angelegenheit ohne viel Aufsehen hinter sich bringen.
»Ich glaube, wir müssen in Betracht ziehen, dass wir mit unserem Plan schneller voranschreiten sollten. Du musst die Kontrolle über deine Gefolgsleute übernehmen … und auch über jene, die möglicherweise erst überredet werden müssen, deine Gefolgsleute zu werden. Es ist notwendig, dass du deine Stärke demonstrierst. Ein Exempel muss statuiert werden. Die Frau ist ein Hindernis, das beseitigt werden muss, aber du solltest erst einmal allen Bewohnern von Glensk Wood klarmachen, dass du die richtige Person bist, um sie anzuführen. Und dass du als Seraph der Kinder des Hawk die logische Wahl bist, und nicht Pogue Kray.«
Skeal Eile nickte eifrig. »Dem stimme ich zu. Aber die Leute werden mich Pogue Kray nicht vorziehen. Sie akzeptieren mich zwar als Anführer der Sekte, aber nicht als den des ganzen Dorfes. Wie soll ich das ändern?«
»Kannst du sie nicht einfach überreden?« Die Stimme des Lumpensammlers klang gerissen und anzüglich. »Kannst du deine Fähigkeiten als Redner nicht einsetzen, deine angeborene Magie? Wie willst du führen, wenn du nicht befehlen kannst?«
Der Seraph errötete. »Das ist schließlich deine Idee«, erwiderte er beinahe quengelnd. »Statt meine Fähigkeiten infrage zu stellen, solltest du mich da nicht besser beraten? Du hast die Erfahrung und besitzt die Magie. Du bist der Dämon!«
Die Worte waren heraus, bevor er es verhindern konnte. Entsetzen trübte seinen Blick. »Ich meinte nicht … ich wollte nur darauf hinweisen, dass …«
Was auch immer er sagen wollte, es kam zu spät, um ihn zu retten. Skeal Eile musste es in den Augen des Lumpensammlers gesehen haben, denn er drehte sich hastig um und versuchte zu flüchten. Aber er war nur ein gewöhnlicher Mensch, während der Lumpensammler genau das war, was der andere ihn genannt hatte: Und er war viel zu schnell, um ihm entkommen zu können. Der Dämon packte die Handgelenke des Seraphen und schloss seine Finger darum. Skeal Eile verzerrte das Gesicht vor Schmerz, und er kämpfte verzweifelt, um sich loszureißen, ruderte mit den Ellbogen und versuchte mit aller Kraft, seine Hände aus dem Griff
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