Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
lassen.
Der kleine Mann trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er war staubbedeckt, und sein schwarzes Haar stand von seinem Kopf ab wie die Stacheln eines Stachelschweins. »Leise, schon gut. Ich habe dem Wachposten etwas gegeben, damit er einschläft, aber er könnte Freunde in der Nähe haben. Geht es dir gut?«
»Jetzt, da du hier bist, ja. Wann bist du zurückgekommen?«
»Vor nicht einmal zwei Stunden. Früh genug, um sehen zu können, wie die Dorfbewohner wie kopflose Hühner herumrennen, und mir den Wahnsinn anzuhören, der hier herrscht. Was fällt ihnen ein, dich einzusperren und dir die Schuld an der Flucht des Trolls zu geben?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich das wüsste, würde ich es dir sagen. Eben noch habe ich in meinem Bett geschlafen, und in der nächsten Minute lag ich in diesem Raum und wurde wieder eine Minute später aller möglichen Dinge bezichtigt. Ich habe erst gestern Nacht mit Pogue geredet. Er hat so lange gewartet, bis er zu mir kam; er behauptete, ich hätte ihn betrogen. Aber er ist nicht er selbst. Jedenfalls war er das nicht, bis wir miteinander gesprochen haben. Möglicherweise ist er jetzt wieder mehr bei sich. Er hat versprochen dafür zu sorgen, dass ich die Chance bekomme, meinen Anklägern entgegenzutreten.«
»Ich würde nicht darauf bauen, dass das passiert, Aislinne.« Der kleine Mann warf einen kurzen Blick zur Tür, als erwarte er jemanden. »Die Lage hat sich erheblich verschlechtert, seit du mit ihm gesprochen hast. Und jetzt ist sie so schlimm, dass ich zu dem Schluss gekommen bin, dich besser sofort hier herauszuholen.«
»Aber ich muss Pogue zumindest die Chance geben zu versuchen …«
»Pogue Kray hat alle seine Chancen verbraucht. Er liegt tot auf dem Dorfplatz. Seine Knochen wurden von etwas gebrochen, das aussieht wie der Seraph, aber sehr wahrscheinlich nicht der Seraph ist.«
»Skeal Eile hat ihn getötet?«
»Ein neu geschaffener Skeal Eile oder aber eine Kreatur, die aussieht wie Skeal Eile. Ich habe gesehen, wie er deinen Ehemann hochgehoben hat, als wäre er eine Strohpuppe, und ihn mehr als zehn Meter durch die Luft geschleudert hat, gegen einen Baumstamm. Der Seraph mag über ein bisschen Magie verfügen, niemals aber über eine so mächtige.«
»Wer ist er dann?«
»Ich würde vermuten, er ist der Lumpensammler.«
»Dieser alte Mann?«
»Das ist weit mehr als ein alter Mann oder auch nur ein einfacher Lumpensammler. Als wir uns trafen, habe ich etwas Merkwürdiges an ihm wahrgenommen. Er ist mehr, als er zu sein scheint, und er ist nichts Gutes. Er hat einen Weg gefunden, sich Skeal Eile gefügig zu machen, oder ihn zu vereinnahmen, als ein williges Werkzeug in seinen Plänen, wie auch immer die aussehen mögen. Jetzt behauptet der Seraph jedenfalls, er hätte mit dem Geist des Hawk gesprochen. Er sagt, der Junge wäre zurückgekehrt und wollte, dass alle das Tal verlassen, damit er sie an irgendeinen neuen, weit entfernten Ort führen kann, wo sie dann leben sollen. Das ist der blanke Wahnsinn.«
»Er will sie aus dem Tal führen? Wir müssen dem Einhalt gebieten!«
»Ein wahrhaft nobler Gedanke, dem leider jeglicher gesunde Menschenverstand abgeht. Was wir machen müssen, Aislinne, ist, sofort von hier zu verschwinden und uns woanders Hilfe zu suchen. Ich habe Neuigkeiten, die noch deutlicher machen, dass wir nicht bleiben können. Esselline kommt nicht. Ganz offenbar hat er es sich noch einmal überlegt und findet es ratsamer, sich nicht in unseren Kampf mit hineinziehen zu lassen. So sieht er es, hat man mir gesagt, als unseren Kampf. Er ist ein stolzer Mann und besitzt durchaus Courage, aber er ist vollkommen verrückt nach der öffentlichen Meinung. Nachdem Sider tot ist, hat er das Gefühl, seines Versprechens entbunden zu sein. Er hält es für klüger, zu Hause zu bleiben und seine Ländereien zu verteidigen, als uns zu Hilfe zu kommen. Ich nehme an, er hält uns nicht für wert, gerettet zu werden. Ich hatte eigentlich eine bessere Meinung von ihm, wie Sider wohl auch. Wir haben uns beide geirrt.«
Aislinne war vollkommen verdattert. »Er lässt uns einfach im Stich? Er schickt nicht einmal ein paar seiner Soldaten?«
Brickey schüttelte den Kopf. »Es wird Zeit zu verschwinden. Wir müssen hier weg, bevor der neue und mächtigere Skeal Eile auf die Idee kommt, jemanden zu schicken, der dich erledigen soll. Er hat jetzt keinen Grund mehr, dich am Leben zu lassen. Die Leute stehen auf seiner Seite, heulen den Mond an
Weitere Kostenlose Bücher