Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
eingestehen.
»Du hättest mich gehen lassen sollen, als du noch die Gelegenheit dazu hattest«, meinte er schließlich. Er hob den Kopf, und seine derben Gesichtszüge verzogen sich abfällig. »Das wäre deine einzige Chance gewesen, deine kleine Freundin lebend wiederzusehen.«
Pan schüttelte den Kopf und warf dem anderen einen langen, ruhigen Blick zu, der den Troll förmlich in der Dunkelheit festzunageln schien. »Du kannst nur hoffen, dass dies nicht stimmt. Denn ich habe dein Leben nur verschont, um sie zurückzubekommen. Dein Leben gegen ihres … ich denke, dein Vater wird sich auf den Handel einlassen.«
Arik Siq lachte. »Mein Vater wird sie meinetwegen ganz sicher nicht verschonen. Er wird sie in dem Moment töten, in dem er erfährt, dass die Abmachung, die du mit ihm getroffen hast, nur ein Schwindel ist. Du kennst ihn nicht. Er interessiert sich nur für eine Person, nämlich für sich selbst.«
Pan ignorierte ihn und widmete sich erneut der Reparatur eines seiner Stiefel. Die Rahmenbindung war in der Nähe der Sohle gerissen, und er fädelte gerade eine neue Lederschnur ein. Er ließ das Schweigen zwischen ihnen lasten.
»Wohin bringst du mich?« Sein Gefangener klang gelangweilt und gleichzeitig gereizt. »Zurück zu meinem Vater, um diesen Austausch vorzunehmen, den es nicht geben wird? Willst du etwa zu den Drouj zurück, damit sie dich auch töten können?«
Pan antwortete nicht.
»Also zu den Elfen? Sie wollen ebenfalls meinen Tod.«
Pan zuckte mit den Schultern.
»Der alte Mann ist gestorben, richtig? Das Gift war zu viel für ihn. Er hätte mich in Ruhe lassen sollen. Mich auf diese Art anzugreifen war dumm. Kein Mann, sei er nun der Träger eines schwarzen Stabes oder nicht, kann es mit so vielen Widersachern aufnehmen.« Er beugte sich vor. »Ich wusste, dass er kommt, weißt du. Ich habe jemanden im Pass als Wache zurückgelassen, nur für den Fall. Der Alte ist in die Falle hineingetappt, die ich ihm gestellt habe.«
Er unterbrach sich und blickte auf seine Hände. »Aber alles vergeblich. Er ist für nichts gestorben.«
Pan blickte nicht hoch. »Immerhin hat er dich an der Flucht gehindert, richtig?«
Arik Siq hob die Hände zum Gesicht und wischte sich einen Schmutzflecken und getrocknetes Blut ab. »Und wozu? Ein anderer Drouj ist entkommen und hat meinen Bericht weitergegeben. Mein Vater weiß bereits alles über das Tal. Wahrscheinlich marschiert er in diesem Augenblick auf den Aphalionpass zu. Mich aufzuhalten hat nicht das Geringste bewirkt. Du bist genauso dumm, wie du aussiehst.«
Pan hatte mittlerweile den Schuh repariert und hielt ihn hoch, damit der Drouj ihn betrachten konnte. »So, so gut wie neu.« Er zog den Stiefel an, belastete probeweise die Sohle und ging ein paar Schritte umher, bevor er sich wieder setzte. Dann lächelte er Arik Siq an. »Dein Vater weiß gar nichts. Denn es ist keinem Drouj gelungen, das Tal zu verlassen, um es ihm sagen zu können. Deine Gefährten sind alle am Eingang des Passes gestorben. Ich habe zugesehen und alles mitbekommen.«
Der Troll verstummte und starrte ins Dunkel. »Es werden andere kommen und nach mir suchen. Jetzt ist der alte Mann nicht mehr da, um dich zu beschützen. Wie willst du dich retten, wenn sie dich erwischen?«
Pan musterte ihn einen Augenblick, dann griff er nach dem Stab und hob ihn hoch, damit der andere ihn sehen konnte. »Damit«, erwiderte er.
Er erhaschte den überraschten Ausdruck in den gelben Augen des Drouj, eine Überraschung, die sich ebenfalls in den derben Gesichtszügen des Trolls spiegelte. Sie blieb zwar nur eine Sekunde dort, aber Pan entging sie trotzdem nicht.
»Diese anderen, die deiner Meinung nach kommen, um dich zu retten«, sagte er, »können nur hoffen, dass sie mir nicht über den Weg laufen.«
Arik Siqs Miene wurde härter. »Du bist ein Junge! Wie alt bist du? Fünfzehn vielleicht? Und wie gut, glaubst du, beherrschst du die Magie dieses Stabes? Du weißt gar nicht, wie du ihn benutzen musst, hab ich Recht? Dieser alte Mann hat dich nicht das Geringste gelehrt. Du weißt gerade genug, um zu Tode zu kommen. Was schon sehr bald passieren wird.«
Pan nickte. »Kann sein, aber nicht so bald, dass es dich retten könnte. Dein Vater wird kommen, deinetwegen, wegen dem, was seiner Meinung nach in diesem Tal auf ihn wartet, oder einfach weil er nicht anders kann. Wir werden auf ihn warten. Wir alle, die wir in diesem Tal leben, werden ihn erwarten. Wir werden ihn in den Pässen
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