Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
ginge nach Osten, nach Aphalion. Niemand würde vermuten, dass er vorhatte, einen Haken zu schlagen und umzukehren. Bis seine Verfolger das begriffen hätten, hätte er das Tal längst verlassen und wäre in Sicherheit.
Panterra kniete sich hin und untersuchte die wiedergefundene Fährte sorgfältig. Wie viel Vorsprung hatte Arik Siq? Wie viel Zeit blieb Pan, ihn zu fangen, bevor er das Tal verließ? Sicher konnte er das nicht sagen. Aber es war wenigstens so viel Zeit, dass er eine Chance hatte. Es reichte für einen Versuch.
Er brach sofort auf. Dies hier war sein Tal, sein Land, und er kannte es weit besser als der Mann, den er jagte. Arik Siq mochte in der Zeit, in der er hier gewesen war, einige Dinge über das Tal in Erfahrung gebracht haben, aber er wusste nicht genug, als dass er Abkürzungen oder Orte gekannt hätte, durch die er schneller vorankam. Zudem war er längst nicht so getrieben wie Pan. Denn Pan genügte allein die Möglichkeit, dass er dieses Rennen gewinnen konnte, um sämtliche Kräfte zu mobilisieren.
Er stieg zu den Hängen empor, wo der Wald Weiden und grasigen Hügeln wich, und trabte langsam und gleichmäßig nach Westen, in Richtung Declan-Schlucht. Er war jung und in ausgezeichneter Verfassung; er konnte zwanzig Meilen in einem stetigen Tempo laufen. Es wäre zwar besser gewesen, wenn er vorher etwas hätte schlafen können, aber das war keine akzeptable Entschuldigung. Und wenigstens musste er sich jetzt nicht mehr mit Fährtenlesen aufhalten. Er musste sich nur darauf konzentrieren, einen Fuß vor den anderen zu setzen, damit er nicht schon vollkommen erschöpft war, bevor er auch nur den Pass erreichte.
Die Stunden verstrichen, die Sonne ging auf und begann ihre vertraute Reise nach Westen. In dem Dunst erschöpfter Entschlossenheit, der Panterra Qu umhüllte, dachte er an Prue. Er wusste immer noch nicht, was mit ihr geschehen war. Möglicherweise befand sie sich immer noch in den Händen der Drouj. Das machte es noch wichtiger, Arik Siq zu erwischen. Denn wenn er Letzteren gefangen nahm, hatte er ein Unterpfand, um Prues sichere Rückkehr aushandeln zu können. Kein Vater, selbst einer wie Taureq Siq nicht, würde das Leben seines Sohnes aus überheblicher Halsstarrigkeit opfern.
Pan visualisierte Prue in seinem Kopf. Er fand ein Bild von ihr in seiner Erinnerung, das ihm gefiel, beschwor es vor seinem inneren Auge und lief noch schneller.
Die Sonne war fast untergegangen, als er sich der Declan-Schlucht erneut näherte. Unwillkürlich verlangsamte er das Tempo, als er den Pass und das Schlachtfeld erreichte, schlich lautlos weiter, eine schattenhafte Gestalt in der zunehmenden Dunkelheit. Er suchte nach frischen Spuren von Arik Siq, fand jedoch keine. Er witterte in der Luft mit seinen Sinnen, lauschte, schmeckte, roch und spähte.
Nichts.
Er war zuerst hier angekommen.
Er blieb stehen, wo er war, gerade in Sichtweite der Leichen, noch auf den Hängen, etwas rechts vom Pass, außer Sicht. Sein Atem bildete Wolken, und die Kälte drang ihm bis auf die Knochen. Er musste einen Platz finden, wo er auf den anderen Mann warten konnte. Und er musste eine Möglichkeit ersinnen, ihn zu überrumpeln. Arik Siq würde eine Falle erwarten, würde argwöhnen, dass er auf dieselbe Art und Weise in einen Hinterhalt gelockt werden könnte, wie er selbst versucht hatte, Pan zu erledigen. Der Troll war kein Narr. Jeder Versuch, ihn lebendig zu fangen, erforderte sorgfältige Planung.
Plötzlich überkam Pan eine merkwürdige Ruhe; alles wurde langsam und einfach. Nichts war ihm jetzt unmöglich.
Seltsam, dachte er plötzlich, dass ich meine Absicht, Arik Siq zu töten, um Sider Ament zu rächen, so schnell aufgegeben habe. Arik Siqs Tod war der Antrieb für seine Entscheidung gewesen, den schwarzen Stab zu übernehmen; er war über alle Maßen wütend und verbittert gewesen. Doch jetzt war all das verpufft, war während der Verfolgungsjagd aus ihm hinausgesickert, zurückgelassen im Kielwasser seiner Entschlossenheit, den Mann nicht entkommen zu lassen. Stattdessen war er jetzt von dem Bedürfnis erfüllt, Prue zu retten. Sider würde mir das nicht verübeln, dachte er. Sider würde es nicht nur verstehen, sondern auch billigen. Denn es war das Richtige.
Er betrachtete die Leichen vor der Barrikade, musterte die Position der letzten Leiter, die noch aufrecht an der Bastion lehnte, ließ seinen Blick über das unebene Gelände schweifen, das sich darunter erstreckte. Schließlich ging er
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