Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
des Gefangenen anzunehmen. Er hatte Besseres zu tun, als herumzustehen und über seine vergeudeten Chancen zu lamentieren, obwohl er nicht aufhören konnte, darüber nachzudenken. Er war immer noch aufgebracht nach der Konfrontation mit dem Jungen, als er in den Wald ging. Absichtlich nahm er einen Umweg, der ihn um das Dorf herumführte und erheblich länger dauerte, weil er dem Jungen nicht zufällig unterwegs begegnen wollte. Er hütete sich vor Panterra Qu, vor allen Dingen jetzt, da er den schwarzen Stab trug. Allerdings war dieser Stab nicht allein der Grund für seine Vorsicht. Vor ihrem heutigen Zusammentreffen hätte er den Jungen jederzeit einschüchtern können. Panterra hätte sich ihm untergeordnet, was die Angelegenheit mit dem gefangenen Troll anging; er hätte es nicht gewagt, ihm zu widersprechen, oder auch nur mit dem Gedanken gespielt, sich so drastisch zu widersetzen, wie er es getan hatte.
Der Jüngling hatte sich eindeutig verändert. Möglicherweise hatte der Stab dazu beigetragen, aber Skeal Eile machte eher die Zeit dafür verantwortlich, die Panterra mit Sider Ament verbracht hatte. Pan mochte noch ein Junge sein, aber er besaß bereits das Selbstbewusstsein und die Entschlossenheit eines Mannes.
Zuvor war Panterra Qu ein Ärgernis gewesen, jetzt jedoch war er etwas weit Schlimmeres. Er war gefährlich.
Zum Glück gab es für so etwas eine Medizin.
Der Seraph ging durch das Dorf und hielt sich auf wenig benutzten Pfaden und Wegen, auf denen er neugierigen Augen und lästigen Fragen entgehen konnte. Nicht, dass viele es wagten, ihn überhaupt anzusprechen, wenn er in einer solchen Stimmung war, aber ab und an wollte jemand, der den Lehren des Hawk folgte, mit ihm reden. Und als ihr geistiger Führer konnte er schwerlich ein Gespräch mit den Gläubigen verweigern.
Seine Gedanken schweiften kurz von Panterra Qu zu dem Drouj und der Bedrohung durch die Armee, die vor dem Tal lagerte. Irgendwie musste er einen Weg finden, sich mit dem Maturen dieser Leute zu treffen, damit er ihre gemeinsamen Interessen diskutieren konnte, was das Schicksal des Tales anging. Der Drouj würde selbstverständlich nicht glauben, dass es gemeinsame Interessen gab, aber Skeal Eile würde ihn eines Besseren belehren. In dieser Angelegenheit konnte jeder etwas gewinnen; man musste den Trollen das einfach nur so schlicht erklären, dass sie es verstehen konnten.
Dafür jedoch benötigte er möglicherweise die Hilfe des Sohns des Maturen – was bedeutete: Er musste einen Weg finden, ihn aus Glensk Wood herauszuschaffen, ohne entdeckt zu werden. Oder zumindest ihn so nahe bei sich zu behalten, dass er ihn benutzen konnte, falls nötig.
Skeal Eile hatte über seine Zukunft nachgedacht, sehr lange und gründlich, seit der Junge den Dorfrat darüber informiert hatte, dass die schützenden Barrieren zusammengebrochen waren. Die Welt veränderte sich, und die Dinge würden nicht wieder so werden wie zuvor. Das Leben im Dorf würde sich verändern, und jene, die überlebten, mussten neu anfangen. Alle innerhalb und außerhalb des Tals, welcher Spezies sie auch angehörten, mussten sich zusammentun und eine ausgewogene Beziehung zueinander entwickeln. Die Konsequenzen mochten brutal sein, aber man konnte dem Unausweichlichen nicht entkommen. Es ging einfach darum einen Weg zu finden, das Schlimmste zu verhindern; er war bereits zu dem Schluss gekommen, dass die Macht der Waffen, ganz gleich in welcher Form eine Schlacht geschlagen wurde, nicht genügen würde, um die Gläubigen zu beschützen.
Oder ihn selbst.
Infolgedessen war eine vollkommen andere Strategie vonnöten. Eine, die nur er mit seinen beträchtlichen Fähigkeiten und besonderen Talenten umsetzen konnte.
Er erreichte das alte Blockhaus noch bei Tageslicht. In dem Wald, der das verfallene Gebäude umgab, summten Stechmücken, und die feuchte Hitze lastete auf ihm. Dieser Ort war nichts für Verzagte oder Leichtsinnige, aber Skeal Eile war weder das eine noch das andere. Er hüllte sich in bestimmte Düfte, um die Insekten abzuschrecken, und beschwor ein ganzes Leben eiserner Entschlossenheit, um die Hitze zu ertragen. Dann trat er an die Treppe zur Veranda und wartete.
Diesmal tauchte nicht der alte Mann auf. Stattdessen trat Bonnasaint aus dem Haus und blickte von der Veranda auf den Seraph hinab. Sein junges Gesicht wirkte friedlich und schien von einem inneren Licht erhellt zu werden. Ich bin keines Verbrechens schuldig, schien es zu sagen. Ich bin mit
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