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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Geräusche. Ihre Intuition hatte sich bisher nicht warnend gemeldet; offenbar drohte ihr keine unmittelbare Gefahr. Obwohl sie auch das nicht sicher sagen konnte; nicht nachdem ihre Instinkte sie in den letzten Wochen so im Stich gelassen hatten. Insgesamt dreimal, wenn sie richtig mitgezählt hatte. Früher war sich Prue ihrer Instinkte so sicher gewesen. Aber das war schon lange her, und seitdem hatte sich vieles verändert. Was einst so verlässlich gewesen war, trug jetzt den Makel der Unsicherheit. Manchmal funktionierten ihre Instinkte, dann wiederum nicht, und sie wusste nicht mehr, ob sie reagieren und sie warnen oder ob sie stumm bleiben würden.
    In diesem Augenblick jedoch gab es keinerlei Geräusche, Gerüche, Geschmäcker oder auch nur die Andeutung einer Bewegung in der Dunkelheit. Sie war ganz alleine mit sich selbst in einer undurchdringlichen Leere.
    Sie zwang sich, langsam und gleichmäßig zu atmen, ruhig zu bleiben und darauf zu warten, dass sich ihr die Lichtquelle zeigte. Sie spürte, dass sie das früher oder später tun würde.
    Trotzdem überraschte es Prue, als es dann schließlich so weit war. Ein winziger Lichtpunkt tauchte in der Ferne auf, so unmöglich weit entfernt, dass es sich anfühlte, als wäre er zahllose Meilen weit weg. Er näherte sich ihr sehr langsam, glitt stetig durch die Dunkelheit heran, und ihre Umgebung wurde entsprechend heller. Jetzt sah sie, dass sie sich nicht mehr in der Festung befand, sondern an einem vollkommen anderen Ort. Sie saß auf einem Flecken harter Erde am Rande von Gärten, die sich von ihr weg in Richtung des Lichtes erstreckten, ein gewaltiger Regenbogen aus Blumen, an Büschen, in Beeten und an Kletterpflanzen zwischen sorgfältig gepflegtem Immergrün aller möglichen Formen und Größen. Die Blumen schienen direkt vor ihr aufzublühen, als ihre Blätter vom Licht berührt wurden, strahlten auf, als die Intensität des Lichtes wuchs, und streckten sich ihm auf ihren zarten Stängeln entgegen.
    Prue stand auf, weil sie auf den Beinen sein wollte, wenn das, was da herankam, sie erreichte. Ihr Herz hämmerte fühlbar in ihrer Brust, und ihr war etwas schwindlig. Staunen umfing sie, und sie spürte, dass dies ein Augenblick der Transformation war, in dem sich ihr Leben auf eine wundersame Art änderte, die sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie hätte nicht sagen können, woher sie das wusste, aber es war unbestreitbar so. Etwas Bedeutendes würde geschehen, etwas, das sie so niemals wieder erleben würde.
    Das Licht war jetzt sehr nah. Es ging von dem Ende eines merkwürdigen Metallzylinders aus, der von der Hand seines Trägers fest umklammert wurde. Obwohl das Licht gebündelt wurde, schien es gleichzeitig diffus und allumfassend zu sein, breitete sich auf eine vollkommen andere, ungewohnte Art und Weise aus und erhellte eine Welt, die noch wenige Momente zuvor dunkel gewesen war.
    »Guten Tag, Prue«, begrüßte der Träger des Lichts sie.
    Es war ein Mann von undefinierbarem Alter, weder jung noch alt, und doch gleichzeitig beides. Sein Gesicht war durchschnittlich, ebenso wie seine Größe und Figur, seine Stimme klang sanft und ruhig. Er trug eine Robe, die weiß und silbrig war, ein Gewand, das offenkundig nicht für den alltäglichen Gebrauch gedacht war, sondern zeremoniellen Zwecken vorbehalten schien. Aber es kam ihr nicht falsch oder ungewöhnlich vor, dass er solche Gewänder trug; stattdessen fühlte es sich vollkommen natürlich an, obwohl Prue nicht hätte sagen können, warum.
    »Hallo«, erwiderte sie. »Bist du derjenige, der mich hierhergebracht hat?«, fuhr sie dann fort.
    »Das bin ich«, bestätigte er. »Gefallen dir meine Gärten?«
    »Ja«, antwortete sie. »Ich fühle mich darin sicher.«
    Das entlockte ihm ein Lächeln, das sie erwiderte. »Sie sind meine Heimat«, meinte er. »Ich pflege sie, und dafür pflegen sie mich. Hier ist alles im Gleichgewicht, in einer Harmonie, an der es so vielen anderen Orten mangelt. Weißt du, wer ich bin, Prue?«
    Verblüffenderweise tat sie das. Ohne dass es ihr bewusst gewesen war. »Du bist der König des Silbernen Flusses«, antwortete sie. »In der Legende vom Hawk wird von dir gesprochen. Du bist ein Verbündeter des Wortes und ein Kind des Landes, so sagt man. Meine Mutter hat mir von dir erzählt.«
    »Ich bin, was man sich von mir erzählt, vor allem jedoch bin ich etwas, von dem keiner weiß. Ich bin geheime Dinge. Einst war ich ein Feenwesen, in einer lang vergangenen Zeit. Ich

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