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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Wohnraum in die kleine Küche, als er Hunger verspürte. Er hatte mindestens zwölf Stunden geschlafen; so viel war sicher. Lange genug, dass der Schmerz und die Wehwehchen und auch die Erschöpfung verschwunden waren. Er spürte zwar noch einige empfindliche Stellen am Körper, aber dieses Unbehagen würde verschwinden, sobald er seine Reise angetreten hatte. Er konnte aufbrechen, sobald er gegessen hatte.
    Aber wohin sollte er sich wenden? Sollte er Prue suchen oder Phryne helfen?
    Er konnte seine Entscheidung aufschieben, indem er sich nach Norden auf den Weg machte, zum Aphalionpass, weil Phryne in Arborlon eingesperrt war und Prue sich wahrscheinlich irgendwo auf der anderen Seite des Passes aufhielt. Er hatte ursprünglich gehofft, dass Sider Ament Prue über die Declan-Schlucht zurückbringen würde. Er hatte jedoch vergeblich darauf gewartet, dass dies passierte, und jetzt wusste er nicht mehr, wo sie sich befand oder was aus ihr geworden war. Vor ihm lag die schwierige Aufgabe, sie selbst zu suchen – eine Aufgabe, die durchaus zu einer sehr unangenehmen Erfahrung werden konnte.
    Er entzündete eine Kerze, setzte sich an den winzigen Küchentisch und bereitete sich eine Mahlzeit aus kaltem Fleisch, Brot und Früchten zu, die er auf dem Heimweg in der Speisekammer der Fährtenleser organisiert hatte. Das genügte zwar nicht, um ihn auf längere Sicht zu kräftigen, aber mehr hatte er nicht gefunden. Er würde unterwegs nach Nahrung suchen und an Häusern Halt machen, deren Bewohner ihn vielleicht mit Essen versorgten. Ihm wurde klar, dass Sider so gelebt haben musste, Hilfe und Nahrung gesucht hatte, wann und wo er sie fand. Es unterschied sich nicht sehr von der Art und Weise, wie er als Fährtenleser gelebt hatte. Natürlich hatte er am Anfang seiner langen Patrouillen Proviant mitgenommen, aber früher oder später hatte er erbetteln oder erjagen müssen, was er brauchte, um bei Kräften zu bleiben. Er wusste, wie das ging. Jeder Fährtenleser wusste es.
    Er hatte sein Frühstück beendet und das Geschirr gesäubert und weggestellt, sein Bett gemacht und den Rucksack mitsamt Inhalt darauf ausgebreitet, als er hörte, wie die Vordertür aufschwang. Er stand im Schlafzimmer und konnte nicht sehen, wer hereingekommen war. Also nahm er die Kerze, die er auf den Nachttisch gestellt hatte, griff nach dem schwarzen Stab und trat hinaus in den Wohnraum.
    Eine einsame Gestalt stand in der Dunkelheit der offenen Tür und blickte ihm entgegen. Er starrte sie an, während eine düstere Vorahnung ihn eiskalt durchrieselte. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt, es wäre …
    »Pan?«
    Er spürte, wie seine Kehle sich zuschnürte. Das konnte nicht sein! Rasch trat er auf den Sprecher zu, wollte ihn aus der Nähe betrachten, sich überzeugen, dass er sich nicht irrte.
    Er irrte sich nicht. In dem schwachen Kerzenlicht konnte er ihr Gesicht eindeutig erkennen.
    Es war Prue.
    Sie war zu ihm zurückgekommen.
    Aber irgendetwas an ihr stimmte nicht. Er hob die Kerze hoch, leuchtete ihr damit ins Gesicht, und dann sah er es. Ihre Augen waren von einem milchigen Schleier überzogen, hatten weder Farbe noch Glanz, sondern blickten starr geradeaus.
    Sie war blind.

KAPITEL 7
    Als das Licht Prue Liss umhüllte und alles um sie herum in seinem brillanten Schein verschwand, geriet sie nicht in Panik. Sie war zwar erst fünfzehn Jahre alt, war jedoch als Fährtenleserin so gut ausgebildet, dass sie zunächst ruhig blieb, wenn sie etwas Unbekanntem und möglicherweise Gefährlichem begegnete. Allerdings wusste sie nicht, was mit ihr geschah; nichts in ihrem Leben hätte sie auf so etwas vorbereiten können. Klar war ihr nur, dass das, worum es sich hier handelte, sie vor dem alten Mann gerettet hatte, der sie durch Deladion Inchs Versteck, die Zitadelle, gejagt hatte. Das genügte ihr. Das hier mochte vielleicht eine andere Art von Gefahr darstellen, aber sie konnte nicht schlimmer sein als die, der sie gerade entkommen war.
    Falls du überhaupt entkommen bist, setzte sie rasch hinzu. Sie wusste nicht sicher, ob es sich tatsächlich so verhielt, hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Es war durchaus möglich, dass sie immer noch irgendwo in dem Festungskomplex eingesperrt war.
    Sie bewegte sich jedoch nicht, nicht einmal, als das Licht erlosch und sie in vollkommener Dunkelheit zurückließ. Regungslos blieb sie auf der harten Oberfläche sitzen, auf der sie gelandet war, sog vorsichtig schnuppernd die Luft ein, lauschte auf

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