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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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ihrer abschätzigen Sicht meines Wesens. Warum können sie nicht erkennen, dass ich ihnen ein treuer, verlässlicher Gefährte sein will? Niemandem aus unserer Gruppe habe ich je ein Leid zugefügt. Ich bin stets loyal und zuverlässig gewesen. Und ich habe meine Gefährten vor den Marodeuren beschützt, die uns an Zahl weit überlegen gewesen sind. Doch wie danken meine Gefährten es mir? Mit Abscheu und kaum verhohlener Angst. Glauben sie wirklich, dass ich auch sie abschlachten könnte? Anscheinend tun sie es. Wut brodelt in mir hoch und Säure brennt in meinem Magen. Ich balle meine schuppigen Fäuste. Warum sind die anderen so ungerecht zu mir? Das habe ich nicht verdient! Ich bete erneut zu Thurantuh und bitte ihn um Ruhe und Gelassenheit. Eiskalt und berechnend sollte ich sein. Einem Krieger Thurantuhs würdig. Doch das fällt mir jetzt nach all den dunklen Tagen zusehends schwerer.
    Und das liegt auch an Kathinka Ebensa. Seit der Schlacht mit den Marodeuren spricht sie noch weniger mit mir. Sie lacht nicht mehr und nennt mich nicht mehr ihren Paladin. Mir scheint es fast so, als ob meine Nähe sie abstößt und anekelt. Ihre veilchenblauen Augen blicken mich oft so kalt an. Und dann gibt es wieder Momente, in denen sich ihr Blick verschleiert und ich nicht weiß, ob sie mich überhaupt wahr nimmt. Es ist fast so, als ob ich für sie gar nicht mehr existieren würde.
    Das alles belastet mich mehr, als ich sagen kann. Endlich, nach so vielen Jahren des Alleinseins, habe ich wieder eine Gruppe von anderen Wesen gefunden und zumindest so etwas Ähnliches wie Gemeinschaft und Zusammenhalt erfahren und nun ist das alles schon wieder vorbei. Es ist wieder genau so wie früher. Ich bin ein Außenseiter. Man fürchtet mich und hält mich für eine Bestie, für ein wildes Tier.
     
    Es wird Abend. Immer noch ist es drückend schwül. Wir sehen in der Ferne einen Turm und ein steinernes Gemäuer ringsum. Vorsichtig kommen wir näher. Ich wittere in die Luft. Meine Nasenflügel vibrieren. Ich atme ein und aus. Meine Instinkte bleiben still. Vor uns liegt keine Gefahr. Beim Näherkommen stellt sich heraus, dass der Turm und die Gemäuer einst Teil einer kleinen Festung waren. Die Steine sind verwittert, die Zinnen teilweise eingefallen, aber das Eingangstor ist noch intakt. Knarrend und quietschend lässt es sich öffnen. Vor uns liegt ein gemauerter Innenhof, der von unzähligen Pflanzen überwuchert ist. Eine schmale, steile Steintreppe führt nach oben. Wir steigen sie hinauf und erreichen eine Balustrade mit hoher, umlaufender Wehrmauer. Ich blicke nach unten. Wir sind gut acht Meter über dem Erdboden. Ich schiebe meine Kapuze nach hinten, setze ich mich auf die Mauer und betrachte die untergehende Sonne und die hügelige Landschaft vor mir. Nördlich beginnt ein dichter Laubwald, südlich sind zwei Senken zu erkennen und eine kleine Wasserstelle. Bald werden die Tiere des Waldes kommen und äßen.
    Die anderen kümmern sich nicht um mich und setzen ihren Rundgang fort. Mir ist das sehr recht. Ich ertrage die Anwesenheit der anderen im Augenblick kaum. Auch spüre ich, wie meine Wut zunimmt. Wenn wenigstens Kathinka weiterhin treu zu mir stehen würde, dann könnte ich besser mit all der Ablehnung umgehen. Aber sie fürchtet mich ebenso wie all die anderen. Ich verfalle in ein dumpfes Brüten. Die Schönheit der Landschaft vor mir ist kein Trost für mich. Lange sitze ich schweigend da. Meine Gedanken irren ziellos herum. Da höre ich ein Geräusch. Es ist Kathinka. Sie setzt sich zu mir auf die Brüstung und hält einen Beutel mit Brot und Käse in ihrer Hand. Der gestohlene Säbel des toten Kobolds hängt an ihrem Gürtel. Sie richtet ihn, damit er beim Sitzen nicht gegen ihre Hüften drückt.
    »Skriek, wir bleiben heute nacht hier«, sagt sie leise. Sie bricht ein Stück Brot ab und reicht es mir, ohne mich dabei anzublicken.
    Ich nehme das Brot und nicke nur dankend, da ich nicht weiß, was ich zu ihr sagen soll.
    Kathinka schweigt ebenfalls, während sie ihre Ration aufisst. Ihr Blick schweift am Waldrand entlang, gleitet nach oben und erforscht den Himmel. Ich weiß, wonach sie Ausschau hält. Sie sucht die Raben. Die dunklen Boten von König Angrias. Doch es sind keine zu sehen. Seit Emmensa und ich die dunklen Boten angegriffen haben, scheinen sie wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Und von mir aus, kann das auch so bleiben. Vielleicht haben wir sie ja endgültig vertrieben? Ich glaube es beinahe, aber

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