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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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befestige meine Äxte überkreuz am Rücken, greife nach meinem Kampfstab und wittere erneut. Alles in mir drängt zur Eile, da ich spüre, dass Kathinka nicht mehr viel Zeit bleibt. Doch ich darf nichts überstürzen. Wenn ich jetzt einen Fehler mache, ist Kathinkas Leben verwirkt. Da bin ich mir sicher. Mit schnellen Schritten folge ich Kathinkas Duftspur. Sie führt mich aus dem Zimmer und entlang des dunklen Ganges vor unserer Tür. Ich komme zu einem Treppenaufgang, über den man den Turm der Festung erreicht. Die Steinstufen sind abgetreten und verwittert. Einzelne, kleine Stücke sind herausgeschlagen oder abgebröckelt. Ich eile nach oben und gelange an eine hölzerne Tür. Sie führt ins Freie. Ich bin jetzt gut dreißig Meter über dem Erdboden. Der Turm ist rund und misst im Durchmesser an die zwanzig Schritte. Die Zinnen sind hoch und alt. Der Putz ist längst abgebröckelt. Erneut wittere ich. Kathinkas Duft ist nun stärker auszunehmen. Ich sehe mich um und wünsche mir, dass Vollmond wäre. Vom dunklen, aber wolkenlosen Nachthimmel dringt nur wenig Sternenlicht. Die Sichel des Mondes ist schmal und fahl. Dank meiner Skriekaugen kann ich aber dennoch einiges erkennen, auf jeden Fall mehr als jeder Mensch. Hinter einem Mauervorsprung finde ich Kathinkas Waldläuferkleidung, die achtlos übereinander geworfen am Boden liegt. Der Säbel des Koboldes lehnt an der Wand. Warum hat sich Kathinka entkleidet? Ich schnuppere. Ihr Duft ist hier sehr präsent und strömt aus jeder Faser ihrer Kleidung. Aber wo ist sie selbst? Ich hebe den Kopf und blicke zu dem nicht weit entfernten Waldrand. Meine Instinkte sagen mir, dass sie dort drüben ist. Ich überlege und bete zu Thurantuh. Mein Gott gibt mir aber keine Antwort. Ich fasse daher meinen eigenen Entschluss und eile die Treppen des Turmes nach unten, den Gang entlang und noch ein Stockwerk abwärts. Ich stoße die untere Eingangstür auf und trete direkt über dem Vorbau des Haupttores ins Freie. Es ist dunkel. Hastig gehe ich einige Schritte und blicke mich um. Erneut wittere ich. Von Kathinka ist nichts wahrzunehmen. Diesen Weg ist sie also nicht entlanggegangen. Da spüre ich einen neuen Geruch, auch er ist mir vertraut.
    »Clarina«, murmle ich und drehe mich zu der Amazone um, die immer noch Wache hält.
    »Ist es nicht etwas spät für einen Spaziergang, Skriek?« Clarinas braune Augen blicken mich misstrauisch an. Ihre rechte Hand liegt am Griff einer ihrer Dolche, die sie so zahlreich an ihrem Gürtel trägt. »Oder suchst du vielleicht mich?« Auch wenn ihre Worte eine Anspielung beinhalten, liegt keine Freundlichkeit in ihnen.
    »Hast du heute Nacht Raben gesehen?« Ich versuche meine Stimme ruhig und beiläufig klingen zu lassen.
    »Die dunklen Boten suchst du also«, spottet Clarina. »Ist Kathinka wieder nervös?«
    »Hast du Raben gesehen, oder nicht, Amazone?«
    Sie bemerkt meine Ungeduld und wird noch misstrauischer. »Vielleicht habe ich einen Raben gesehen. Das wäre möglich.«
    »Wo ist er hingeflogen?«, dränge ich.
    »Nun, wenn ich so nachdenke, dann scheint es mir fast, als ob ich, kurz bevor der Rabe in die Nacht hinausgeflattert ist, einen hellen Schein oben am Turm ausgemacht hätte. Aber nur für einen Moment.« Clarina runzelt die Stirn. »Was geht da vor sich, Skriek?«
    »Ist der Rabe in den Wald dort drüben geflogen?« Mein kralliger Zeigefinger zeigt nach Norden.
    »Ja.« Langsam nickt Clarina. »Und jetzt, Skriek, sag mir sofort, was los ist!« Ihre Stimme klingt eisern entschlossen, ihre Finger umklammern noch fester den Griff ihres Dolches.
    »Kathinka ist verschwunden«, sage ich.
    Ihre braunen Augen weiten sich überrascht. »Du meinst, dass der Rabe ...«
    »Ja, das meine ich«, unterbreche ich sie. »Hol Sincha und die anderen. Wir müssen Kathinka suchen.«
    Sie zögert, spürt irgendwie, dass ich sie loswerden will.
    »Was ist, Amazone?«, knurre ich. »Soll ich deine Heerführerin aufwecken?«
    »Nein.« Sie fixiert mich mit ihrem Blick. »Du wartest hier, Skriek. Ich bin gleich zurück. Wage es nicht, dich von der Stelle zu rühren!«
    »Ich warte«, verspreche ich.
    Clarina sprintet los. Ihre roten Haarzöpfe wippen bei jedem Satz ihrer langen Beine auf und ab. Wenige Augenblicke später ist sie durch die Eingangstür verschwunden. Eilig trete ich zur Brüstung, hechte über die Brustwehr und springe gut acht Meter nach unten. Ich kann nicht auf die anderen warten. Kathinka hat die Zeit nicht. Und außerdem bin ich

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