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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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sieht Kathinka das ganz anders.
    »Was meinst du?«, frage ich noch einmal.
    Sie schüttelt aber nur den Kopf und antwortet nicht auf meine Frage. Stumm bleibt sie neben mir sitzen. Für eine lange Weile. Ich akzeptiere ihr Schweigen. Plötzlich runzelt sie die Stirn. Ihre Augenlider gehen auf und nieder. Ein wenig hektisch zieht sie an ihrer Unterlippe. Mehrmals atmet sie ein und aus.
    »Was ist los, Kathinka?« ich bin besorgt.
    Sie lächelt. »Nichts, Skriek. Gar nichts.« Behutsam legt sie die Innenseite ihrer rechten Hand an meine Wange. »Bist du noch mein Paladin?«, fragt sie.
    »Ja, das bin ich.«
    »Dann ist es gut.« Sie klettert von der Mauer. »Komm, ich habe ein Zimmer für uns.«
     
    Kathinka und ich haben eine Kemenate im zweiten Stock bezogen. Die Wände sind aus stabilem Stein. Es gibt zwei Fenster, deren Scheiben zerbrochen sind. Das stört uns aber nicht, da so ein kühlender Wind ins Innere dringen kann. Die Zwillinge wohnen zwei Türen weiter. Die Amazonen befinden sich im ersten Stock. Clarina hat die erste Wache übernommen und sich oberhalb des Eingangstores in den Schatten des Turmes gekauert.
    Ich empfinde es als angenehm, endlich einmal ein wenig abgeschottet von den anderen zu sein und meine eigenen vier Wände mit Kathinka teilen zu können. Den anderen geht es wohl ebenso. Die Zwillinge haben sich schon vor einiger Zeit stillschweigend in ihr Zimmer zurückgezogen. Auch die Amazonen zeigen unmissverständlich, dass sie unter sich bleiben wollen.
    Kathinka und ich haben den Staub, der überall am Boden gelegen ist, mit Ästen hinausgefegt, Unmengen frischen Laubes auf den Steinfließen aufgehäuft und uns ein gemütliches Schlaflager gerichtet. Ich bin selig, dass Kathinka wieder mit mir spricht und mich weiterhin als ihren Paladin ansieht. Vor dem Einschlafen haben wir noch ein wenig geplaudert. Belangloses Zeug. Es hat mir einfach nur gut getan, ihre rauchige Stimme zu hören. Dann hat sie sich neben mich gelegt und mir eine »Gute Nacht« gewünscht. Kathinka hat für einen kurzen Moment ein wenig nervös auf mich gewirkt, angespannt und unruhig, beinahe ängstlich. Ich habe anfangs schon befürchtet, dass sie jetzt, wo wir alleine und unbeobachtet von den anderen in diesem Zimmer liegen, vielleicht Sorge bekommt, dass ich sie bedrängen oder gar umarmen würde und dass sie deswegen so unruhig gewesen ist. Aber das würde ich nie tun! Ich weiß, dass es zwischen uns beiden keine körperliche Liebe geben kann. Das hat sie mir ja selbst klar und deutlich gesagt. Und ich würde auch niemals meine Pflichten als Paladin vernachlässigen. Ich bin hier, um sie vor Gefahren zu beschützen. Das ist mein selbstgewählter Auftrag.
    Doch da ich schon wenige Augenblicke später Kathinkas ruhige, gleichmäßige Atemzüge gehört habe, bin auch ich gleich wieder beruhigt gewesen. Höchstwahrscheinlich habe ich mir auch nur eingebildet, dass sie angespannt und nervös gewesen ist. Dass sie so schnell eingeschlafen ist, beweist doch, wie sehr sie mir vertraut. Noch eine Weile liege ich still neben ihr, starre durch eine zerbrochene Fensterscheibe nach draußen in die mondleere Nacht und lausche ihren Atemzügen. Endlich gleite auch ich in die Welt des Schlafes.
     
    Ich träume. Von Kathinka. Ich sehe ihre schönen, ebenmäßigen Gesichtszüge. Ihre veilchenblauen Augen, ihre vollen Lippen. Das lange, schwarze Haar. Kathinka Ebensa ruft. Ich kann sie nicht verstehen. Aber sie ruft. Nach mir. Ihr Mund öffnet sich erneut. Doch da verschwindet mit einem Schlag das ebenmäßige, friedliche Gesicht und verwandelt sich in eine Grimasse des Schmerzes und der Qual. Kathinka leidet. Sie schreit und windet sich.
    Ich erwache schweißgebadet und blicke mich um. Kathinka ist weg. Verschwunden. Der Platz neben mir ist leer. Meine Instinkte schlagen an. Ich weiß, dass sie in tödlicher Gefahr ist.
    Mein Herz rast vor Sorge. Hastig wickle ich mich aus den Decken und springe auf. Wo ist sie? Wo ist Kathinka?
24
    Ich greife nach meinem Stieramulett und flehe zu Thurantuh, dass er mir helfen möge. Wo ist Kathinka? Ich muss sie finden. Meine Instinkte schlagen erneut an und sagen mir, dass Kathinka in Gefahr ist und ich wittere mit vibrierenden Nasenflügeln. Ein schwacher Duft steigt in meine Nase. Es ist Kathinkas Geruch und er ist voller Angst und Wut. Was ist geschehen? Warum hat sich Kathinka heimlich davongeschlichen? Es kann eigentlich nur eine Antwort geben: die dunklen Boten haben sie gerufen.
    Ich

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