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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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ziehen zu können? Ich weiß es nicht. Aber meine Instinkte sagen mir unmissverständlich, dass es wichtig wäre, auf meine Fragen eine Antwort zu finden. Ich fluche leise und schicke ein kurzes Gebet zu Thurantuh. Schon wieder denke ich zu viel. Aber was soll ich auch anderes in dieser Einöde, umgeben von schweigenden, überlaunigen Gefährten machen?
    Sincha Ankonski geht einige Schritte vor mir. Sie wirkt seit dem Kampf mit den Marodeuren noch härter und distanzierter. Der Tod von Emmensa ist nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Sie hat sich zwar gleich nach dem Kampf umsichtig gezeigt und klare Befehle gegeben, aber die Blässe in ihrem Gesicht ist nicht zu übersehen gewesen. Wir haben auf Anordnung von Sincha an Nahrung, Waffen und Gegenständen von den erschlagenen Marodeuren mit uns genommen, was wir brauchen können. Sogar Kathinka hat sich von einem toten Kobold einen schmalen Säbel mit geflochtenem Korb und kurzer Parierstange geschnappt und trägt ihn nun mit einigem Stolz an ihrem Gürtelgehänge. Sincha hat die Bewaffnung von Kathinka mit einem zufriedenen Nicken zur Kenntnis genommen. Nachdem mittlerweile bereits drei Amazonen gestorben sind, brauchen wir jeden Arm, der eine Waffe führen kann. Sincha übt seither mit Kathinka jeden Abend den Säbelkampf. Kathinka stellt sich recht geschickt an. Sie ist schnell und hat ein gutes Auge für Schläge, Hiebe und Stiche. Auch ein, zwei Finten beherrscht sie schon. Sincha ist mit ihr zufrieden. Aber Kathinkas Säbelübungen scheinen auch schon das Einzige zu sein, dass die Heerführerin zumindest einigermaßen zufrieden stellt. Ansonsten ist sie schnippisch und kurz angebunden. Die harbaischen Zwillinge würdigt sie meist keines Blickes und auch mir gegenüber gibt sie sich abweisend. Gelegentlich, wenn sie meint, dass ich es nicht mitbekomme, beobachtet sie mich aus den Augenwinkeln. Es ist ein Abtasten. Ein Abschätzen. Sie traut mir nicht mehr, seit sie mich in dem Kampf mit den Marodeuren wüten gesehen hat. Das spüre ich genau. Und wie als Antwort auf das distanzierte Verhalten von Sincha gegenüber mir und den Zwillingen,  scharen sich die ihr noch verbliebenen Amazonen dafür um so enger um ihre Heerführerin. Sie sprechen flüsternd miteinander, ziehen sich abends am Lager in eine Ecke zurück und leben ihre Rituale ohne auf uns andere zu achten. Vor zwei Tagen, es ist wieder Neumond gewesen, haben Basola, Lusona und Clarina zusammen mit ihrer Heerführerin in einer Höhle, die wir unterwegs zufällig gefunden haben, die magischen Tränke zu sich genommen, die ihnen diese übermenschliche Kraft und Schnelligkeit verleihen. Lange haben sie, abgeschieden von uns anderen, zu ihrer Göttin Ama gebetet und um ihre gefallenen Kameradinnen getrauert. Eine dunkle Wolke des Leides liegt über den Amazonen. Ich bin mir nicht sicher, ob die tapferen Kriegerinnen überhaupt noch daran glauben, dass es uns gelingen wird, König Angrias zu töten. Doch unbeirrt und trotzig marschieren sie weiter. Diese Beharrlichkeit nötigt mir Respekt ab.
    Ich betrachte das eingebrannte Spinnenzeichen auf meinem Unterarm und bedaure, wie alles in letzter Zeit so gekommen ist. Ich habe die Amazonen gemocht, und wahrscheinlich mag ich sie immer noch. Vor dem Kampf gegen die Marodeure habe ich den Respekt der kriegerischen Frauen gehabt. Und sie haben mir, wie ich meine, auch eine gewisse Wertschätzung gezeigt. Wenn die Amazonen und ich uns auch nie wirklich sehr nahe gestanden sind, so habe ich doch gespürt, dass die Kriegerinnen mich als einen Gefährten ansehen, als einen, der dazu gehört. Seit dem Kampf ist das leider alles ganz anders. Sie sind mir gegenüber äußerst vorsichtig und zurückhaltend. Kaum ein Wort richten sie an mich. Gesprächen mit mir gehen sie aus dem Weg. Und sie werfen mir scheele Blicke zu. Ich weiß, was sie denken. Sie überlegen, ob ich meine Wut im Zaum halten kann. Sie fragen sich, ob es mir möglich ist, das rasende Tier in meiner Seele zu kontrollieren. Die Amazonen verstehen mich nicht, begreifen nicht, die Beschaffenheit meiner Seele. Ja, ich bin ein Krieger Thurantuhs und das Kind eines Nordmannes, aber ich bin auch der Sohn einer Skriekfrau. In meiner Seele gibt es Sanftmut und Barmherzigkeit. Und ich kann meine Gefühle beherrschen, meine Wut kontrollieren. Doch das sehen die Amazonen nicht. Sie halten mich für eine unberechenbare Bestie. Eine Tötungsmaschine. Einen Schlächter. Und das verletzt mein Ehrgefühl. Ich leide unter

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