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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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ihren bloßen Rücken. Ihr Körper zuckt, ihre Augen blitzen vor Wut. Sie lebt. Im Großen und Ganzen scheint sie nicht schwer verletzt zu sein. Und ich werde dafür sorgen, dass es so bleibt.
    Neben Kathinka liegt ein schlanker, junger Mann im Gras. Er hat schwarzes, langes Haar. Seine Augen sind geschlossen, doch ich vermute, dass sie veilchenblau sind. Er ist ebenfalls nackt. Und tot. Links und rechts von Kathinka stehen ein Mann und eine Frau. Sie tragen weiße, fließende Kleider. Ihre Haare sind schwarz und lang. In den Händen halten sie spitz zulaufende Dolche. Sie flüstern miteinander. »Was machen wir jetzt mit der Verräterin?«, fragt der Mann. »Ihr Auftauchen verkompliziert alles.«
    »Wir binden die törichte Närrin an einen Baum«, antwortet die Frau.
    »Wir könnten sie kopfüber mit den Füßen nach oben an einen dicken Ast knüpfen«, meint der Mann.
    »Und sie auspeitschen«, fügt die Frau hämisch hinzu.
    Ich habe genug gehört. Knurrend trete ich auf die Lichtung. Meine Krallen sind scharf. Meine Instinkte bereit.
    Der Mann und die Frau drehen, gewarnt durch die Geräusche, die ich gemacht habe, abrupt ihre Köpfe in meine Richtung. Überrascht blicken die beiden zu mir. Sie sind nur zwei, drei Schritte von mir entfernt. Angst und Verstehen blitzen in ihren Augen auf. Jetzt geht es um ihr nacktes Überleben. Hastig umfassen sie die Griffe ihrer Dolche noch fester und greifen nach Kathinka. Ich weiß, was sie vorhaben. Sie wollen Kathinka als lebenden Schutzschild nehmen, als Geisel, als Unterpfand für ihr Leben. Doch ich bin zu schnell. Und zu entschlossen. Ich springe vorwärts. Meine Krallenhände durchschneiden zischend die Luft. Und sie treffen. Tödlich. Effizient. Bevor der Rabenmann und die Rabenfrau reagieren können, sind ihre Kehlen zerfetzt. Sie sind schon tot, als ihre Körper auf dem Waldboden aufschlagen.
    »Kathinka!«, rufe ich.
    Sie blickt hoch und versucht ein Lächeln. »Skriek, warum hast du so lange gebraucht, um mich zu finden?«
    Ich gehe neben ihr in die Hocke. »Warum hast du dich klammheimlich davongeschlichen?«, frage ich zurück, löse ihre Fesseln und erstarre. Ihr Rücken, ihr Gesäß und ihre Oberschenkel sind mit unzähligen länglichen, weißen Narben übersäht. Sie muss über lange Zeit und viele Male ausgepeitscht worden sein.
    Kathinka bemerkt meine Reaktion. »Gib mir deinen Kapuzenmantel.« Ihre Stimme zittert. Sie versucht ihre Blöße mit den Händen zu bedecken.
    Hastig knüpfe ich meinen Mantel auf und reiche ihn ihr. Sie wickelt sich hinein. Tränen glitzern in ihren Augen. Fahrig streicht sie eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Erst jetzt bemerke ich die Beule an ihrer Stirn.
    »Haben dich die Rabenmenschen schwer verletzt?«, will ich wissen.
    Unwillig und langsam schüttelt sie den Kopf und knüpft meinen Mantel zu. Ich stehe auf und reiche ihr meine Hand. »Wir sollten gehen.«
    Kathinka stemmt sich hoch. »Ja, das sollten wir.«
    Ich deute auf den nackten, toten Rabenmann. »Hast du ihn getötet?«
    Sie nickt. »Ja, aber die anderen beiden waren zu viele für mich.« Sie wendet den Blick von dem toten Rabenmann, betrachtet kurz die beiden anderen, deren Kehlen ich zerfetzt habe und schaudert. »Komm, Skriek.«
    »Warum?«, frage ich, als wir losgehen. Und sie weiß, was ich damit meine.
    »Ich habe in der Nacht ihre Nähe gespürt. Und ich war es leid, mich noch länger zu ängstigen. Ich wollte nicht mehr fliehen, ständig in Sorge, wann und wo mich die dunklen Boten stellen werden.«
    »Warum hast du mich nicht geweckt und um Hilfe gebeten?« Meine Stimme klingt bitter.
    »Du hattest deine Chance, Skriek.« Sie stolpert über eine Wurzel und ich halte sie rasch an den Schultern fest, um einen Sturz zu vermeiden. »Wir Rabenmenschen kämpfen in der Luft. Und das ist nicht ganz dein Element, oder?«
    »Ich hätte dir helfen können«, beharre ich und merke, wie meine Erleichterung darüber, dass Kathinka noch lebt, langsam in Ärger umschlägt. Wie konnte sie mir nur solche Sorgen und Ängste bereiten?
    »Du hättest mich nicht gehen lassen«, sagt Kathinka. »Niemals.« Ihre Stimme wird noch rauer. »Als treuer Paladin musst du ja für meine Sicherheit sorgen, nicht wahr? Aber ich wollte keine Sicherheit mehr. Ich wollte endlich einen Schlussstrich ziehen. So oder so. Verstehst du das?«
    Ich glaube, ich verstehe sie sogar besser, als sie denkt. Aber das kann ich ihr nicht sagen. Ich merke nur, dass mein Ärger über sie immer noch da ist.

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